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Der Teufel in uns - Mord in Bonn

Titel: Der Teufel in uns - Mord in Bonn
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
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er liebte, wie vorher nichts auf der Welt? Sollte er zwei seiner Herzenswünsche auf Eis legen und sich ganz auf Tina konzentrieren? Weil Gott am Ende geizig war im Wünsche-Erfüllen?
    Ja, Gottfried traute seinem Gott auch das zu – nicht nur Güte und Friedfertigkeit! Wenn der Mensch das Ebenbild Gottes war, konnte man sich ja ausmalen, was man von so einem Gott zu erwarten hatte! Nein, Gottfried hatte kein Problem damit, seinen Gott manchmal zu hassen, ohne Hemmungen und aus tiefstem Herzen. Hassen konnte er gut.
    Er goss sich ein drittes Glas Milch ein und dachte lange nach.
    Schließlich entschied er sich: Es gab nur eins, das er für Tina und letztlich auch für sich selbst tun konnte, und das würde er jetzt in die Tat umsetzen.

    *

    Bonn, Polizeipräsidium
    Zurück im Präsidium ließ Andreas Tina Bruschinsky sofort wieder in die Zelle bringen. Zehn Minuten später bat sie darum, mit Gottfried Liebetrau telefonieren zu dürfen.
    Andreas tat ihr den Gefallen, hörte aber mit. Die Art, wie sie über Sascha (Arthur, wie sie ihn nannte) redete, bewies, wie sehr sie psychisch deformiert war. Leider verloren die beiden kein Wort über Jonas Kirch. Nachdem das Gespräch zu Ende war, versuchte Andreas den Prediger per Handy zu erreichen. Die Nummer hatte er von Valoschek. Aber Kirch nahm nicht ab. Daraufhin schickte er zwei Leute zu Kirchs Pension in Plittersdorf, deren Adresse ja freundlicherweise auf der Liste stand, aber dort war er seit dem Vortag nicht mehr gesehen worden. In seinem Zimmer befanden sich allerdings noch Sachen von ihm. Für all das gab es nur zwei Erklärungen. Entweder hatte sich Kirch überstürzt aus dem Staub machen müssen … oder er war von Tina Bruschinsky ermordet worden, nachdem sie seine Betrügereien aufgedeckt hatte. Allerdings war laut Kriminaltechnik mit der Pistole, die Bruschinsky bei sich hatte und die vermutlich Kirch gehörte, nicht geschossen worden.
    Andreas beschloss, ein spätes Mittagessen zu sich zu nehmen und anschließend einen langen Spaziergang am Rhein zu machen, um nachzudenken.

    *

    Vinxel
    Sascha fühlte sich irgendwie erschöpft, als er nach Hause fuhr. Aber vielleicht hatte er nur Hunger.
    Annika überfiel ihn mit dem Vorschlag, gleich, jetzt und sofort einkaufen zu gehen, denn am Nachmittag seien sie ja bei ihren Eltern eingeladen. Schnell verdrückte Sascha eine halbe Tafel Schokolade und raste mit Frau und Kind zum nächsten Supermarkt. Das Einkaufen mit Baby verlief problemloser als gedacht.
    Wieder zu Hause kümmerte sich Annika ums Mittagessen, während sich Sascha den jetzt  quengelnden Gabriel geschnappt hatte und ihn behutsam durch die Wohnung trug, damit sich das Kind an seiner Umgebung und der außergewöhnlichen DVD-Sammlung seines Vaters erfreute. Dies schien das Kind aber eher einzuschläfern, so dass die Eltern bald darauf ungestört ihre Steaks genießen konnten. 
    Anschließend half Sascha seiner Annika noch in der Küche, klagte aber ab und zu über leichte Magenschmerzen. Was nicht einmal gelogen war, denn die Vorstellung, den ganzen Nachmittag mit Annikas Familie verbringen zu müssen, bereitete ihm in der Tat ein gewisses Unwohlsein. Er brauchte jetzt einfach ein paar Stunden Ruhe!
    Als Annika auf seine dezenten Anspielungen so gar nicht reagierte, wurde er nachdrücklicher. Er nahm sie in den Arm, verpasste ihr ein Küsschen auf die Nasenspitze und lächelte zärtlich, aber auch ein ganz klein wenig wehleidig.
    „Hör mal Schatz, mir geht´s nicht gut… Wäre es möglich, dass du mit Gabriel allein zu deinen Eltern fährst?“
    In ihren schwarzen Augen tauchte ebenfalls ein Lächeln auf. „Auf so was hab ich gewartet. Aber weißt du was? Ich fahre tatsächlich lieber allein, als mit einem Mann, der die ganze Zeit nur miese Laune hat!“
    „Ist das je so gewesen?“
    „Ach Sascha … guck du ruhig deinen Film. Ich gebe dir heute Nachmittag frei.“
    So viel Gönnerhaftigkeit hätte ihn fast auf die Palme getrieben, aber im letzten Moment befahl er sich, den Mund zu halten und nett, aber leidend, zu lächeln.

    *

    Gottfried saß in seinem Wagen, den er am Straßenrand geparkt hatte, und schaute hin und wieder zu dem großen Haus hinüber. Ein stattliches, weiß verputztes, neues Haus mit roten Dachziegeln, drei Garagen, einer kurzen Treppe aus dunklem Schiefer, einer modernen Außenleuchte und viel Garten drumherum.
    Er würde hier warten, bis sich eine günstige Gelegenheit ergab. Und wenn es Tage dauerte!

    *

    Während seines
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