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Der Teufel in uns - Mord in Bonn

Titel: Der Teufel in uns - Mord in Bonn
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
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er fand, um sich zu befreien, desto mehr wuchs die Angst.
    Die Angst vernebelte allmählich das Denken, und plötzlich zuckte wieder der Aufschrei durch seinen Verstand: Du wirst hier und jetzt sterben!
    Nein, nicht durchdrehen! Wenn du panisch wirst, ist alles aus! Lenk dich ab, hör dem Idioten zu! Vielleicht bringt er dich auf eine Idee!
    „…sah ich Tina wieder“, erinnerte sich Gottfried gerade. Plötzlich schloss er die Augen und meinte mit weltentrückter Stimme und voller Liebe (so dass Sascha einen Anflug von Gänsehaut bekam): „Das war für mich ein Zeichen Gottes, dass es Zeit war, gegen die Krankheit zu kämpfen … und dann Jonas, der vom Teufel im Menschen predigte … und mir wurde klar, dass Gott mit einem Auftrag an mich herantrat – ich sollte die vielen Teufel in dieser Welt auslöschen, und Gott würde mir dafür Heilung schenken und einen Menschen, der mich aufrichtig liebte.“
    Jetzt klingelte wieder das Telefon.
    Gottfried schlug die dunkelbraunen Augen auf, schaute auf Sascha herab, diesmal ernst und ohne Hass, und offenbarte ihm, nun gar nicht mehr entrückt: „Als Gott mir Tina wieder wegnahm, wusste ich, dass ich mich nicht genug angestrengt hatte! Ich muss Gott noch viele Teufel in Menschengestalt opfern! Und nun bist du an der Reihe! Ich habe zwar keinen Eimer dabei, aber deine Badewanne tut´s auch. Und das Kreuz wird jetzt auch heiß genug sein.“ Gottfried schob mit beiden Händen Saschas weißes T-Shirt nach oben.
    Saschas Herz begann noch stärker zu hämmern, sein Verstand stellte sich vor, wie sich das glühende Metall in seine Haut brannte, seine Muskeln spannten sich an, er beobachtete jede Bewegung Gottfrieds.
    Und wieder beugte der sich zur Seite, ganz wenig nur, eine minimale Verlagerung seines Gewichts, um nach dem Brenneisen zu greifen. Im Bruchteil einer Sekunde nutzte Saschas Unterbewusstsein die Chance.
    In dem Moment, in dem sich Gottfrieds Körper eine Winzigkeit von seinen Oberschenkeln hob, bäumte sich Sascha auf und drehte sich gleichzeitig. Sofort kippte Gottfried seitwärts Richtung Herd, stützte sich mit der linken Hand an der Kante der Arbeitsplatte ab, wollte sich mit der schon erhobenen Hand ebenfalls abfangen, fasste aber auf die heiße Herdplatte, zog aufschreiend die Hand zurück und fegte dabei das glühendheiße Metallkreuz herunter.
    Sascha sah es kommen, wollte sich wegrollen, war zu langsam, und das Eisen fiel auf seinen linken Oberarm. Glücklicherweise sprang in diesem Moment Gottfried auf, so dass Sascha das Kreuz vom Arm schütteln konnte.
    Gottfried stürmte zur nur einen Meter entfernten Spüle und ließ fluchend kaltes Wasser über seine verbrannten Finger laufen. Sascha hingegen ignorierte den Schmerz auf seinem Arm, konzentrierte sich voll auf Gottfried und sah die nächste Chance.
    Sascha stellte die Füße auf, rutschte wie der Blitz in Gottfrieds Richtung, winkelte die Beine an und trat den Mann so heftig von der Seite gegen die Knie, dass er wieder stürzte, wieder seitwärts. Diesmal knallte er mit dem Kopf gegen den Heizkörper unter dem Fenster. Ein hohles, schepperndes ,Plong‘, und Gottfried blieb erst einmal liegen.
    So, und jetzt nichts wie hoch und zur Schublade mit den Messern! Allerdings stellte Sascha sehr schnell fest, dass es alles andere als einfach war, mit auf den Rücken gebundenen Händen und verschnürten Füßen zum Stehen zu kommen!
    Zuerst drehte er sich auf den Bauch, aber so ging gar nichts! Zurück auf den Rücken, aufsetzen. Und jetzt? Er zog die Beine an und nahm Schwung, um wenigsten auf die Knie zu kommen. Viermal musste er das wiederholen, dann hatte er es geschafft. 
    Währenddessen tat sich etwas an der Heizung. Gottfried stöhnte leise und versuchte, sich ebenfalls aufzurappeln. Und wieder klingelte das Telefon.
    Sascha war klar, dass er sich beeilen musste. Schnell! Verdammt, wie kam er von den Knien auf die Füße? Springen? Zu gefährlich. Wenn er dabei hinfiel, hatte er keine Chance mehr! Er rutschte zu einem Stuhl hinüber, hielt sich hinten am Sitz fest und versuchte aufzustehen. Verflucht, das ging ja kaum!
    Aber die zunehmenden Geräusche aus Gottfrieds Richtung spornten ihn zu höchster Eile an. Er verrenkte sich fast den Fuß, aber er kam schließlich zum Stehen, und das Klebeband saß auch nicht mehr ganz so fest.
    Dreimal musste Sascha hüpfen, dann war er an der Schublade. Aber auf der Arbeitsplatte neben dem Herd lag bereits ein Messer, ein sehr scharfes Küchenmesser mit
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