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Der Teufel in uns - Mord in Bonn

Titel: Der Teufel in uns - Mord in Bonn
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
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zwei Jahre später wollte er sich als Hausmeister selbstständig machen und beantragte bei der Bank einen Kleinkredit für eine Werkzeugausrüstung. Der Mann, der ihm den Kredit verweigerte, war natürlich Hugo Voss.“ Andreas machte eine kurze Pause. „Und was Jaeger Liebetraus neuer Freundin Tina so Schreckliches angetan hat, finde ich auch noch raus!“
    „Und warum hat er sich erst jetzt gerächt?“
    „Vielleicht hätte Liebetrau nie einen Menschen umgebracht. Aber dann tauchte Kirch auf, und der hat ihm den Floh vom ,Teufel im Menschen‘ ins Ohr gesetzt.“
    „Ja, und daraus hat sich Gottfried mit seinem kranken Hirn eine eigene Philosophie zurechtgebastelt“, ergänzte Sascha, der sich ausnahmsweise auf dem Beifahrersitz niedergelassen hatte. „Weißt du, was der Kerl mir erzählt hat? Er habe Multiple Sklerose, vom Vater geerbt, also habe er den lieben Gott um Heilung gebeten, und der habe ihn beauftragt, ihm ein paar vom Teufel besessene Menschen zu opfern.“
    „Tolle Wahnvorstellung.“
    Sascha schwieg zwei Sekunden, dann redete er weiter. Er wirkte – verständlicherweise – aufgekratzt bis zum Anschlag. „Fiedler und Valoschek können wir ja dann nach Hause schicken.“
    „Nun mal langsam. Valoschek hätte dringend einen Entzug nötig, und mit Fiedler muss ich noch ein Wörtchen reden.“
    „Wieso?“
    Andreas hielt an einer Ampel. „Der Knabe hat in seiner Freizeit Dealer zusammengeschlagen und die Drogen anschließend im Klo entsorgt!“
    „Was? Das schmächtige Kerlchen verprügelt Drogendealer?“
    „Ja, und bis jetzt ist er damit durchgekommen. Aber wenn der so weitermacht, gerät er irgendwann an den Falschen, und dann dürfen wir unseren angehenden Industrietaucher vom Pflaster kratzen.“
    „Wahrscheinlich. Und er nimmt unserer Drogenabteilung die Arbeit weg. Das geht nicht.“
    Im Krankenhaus wurden Sascha und Liebetrau gründlich untersucht. Bei keinem von beiden wurden ernste oder bleibende Schäden festgestellt. Sogar die Verbrennung an Saschas Oberarm würde wohl keine Narben hinterlassen, was dieser mit einem kernigen „Schade“ kommentierte.
    Am späten Samstagnachmittag fuhren alle zurück ins Präsidium, wo Liebetrau vernommen werden sollte. Doch Liebetrau wollte ohne Anwalt nichts sagen.
    Andreas ärgerte sich. „Herr Liebetrau, nun legen Sie schon ein Geständnis ab! Es hat doch keinen Sinn mehr zu leugnen! Wir haben DNA-Spuren an Jaegers Uhr gefunden, die mit Sicherheit von Ihnen stammen! Wir werden an dem Metallkreuz Spuren von den anderen Ermordeten finden! Und Ihr Mordversuch an Kommissar Piel ist ja wohl Beweis genug!“
    Aber Liebetrau, dessen Platzwunde mit drei Stichen genäht worden war und der garantiert noch schwere Kopfschmerzen hatte, schwieg verstockt.
    Daraufhin kam Andreas auf die Idee, Tina Bruschinsky dazuzuholen. Als sie das Büro betrat, drehte sich Liebetrau um, und die beiden schauten sich lange in die Augen. Schließlich setzte sie sich neben ihren geliebten Gottfried und griff nach seinen Händen, die in Handschellen steckten, genau wie die ihren.
    Sollte Andreas das durchgehen lassen? Er drückte beide Augen zu und wollte sich gerade an Bruschinsky wenden, als die ihren Gottfried fragte: „Was hast du getan?“
    Liebetrau senkte den Blick, schaute zur Seite und schwieg wie gehabt.
    „Du hast die Männer umgebracht, stimmt’s?“ Tina Bruschinsky seufzte. „Weißt du, ich hab’s geahnt, als Marcel ermordet wurde – einen Tag, nach dem ich dir davon erzählt hatte.“
    Liebetrau hüllte sich nach wie vor in Schweigen.
    Tina musterte ihn mit ihren auffallend blauen Augen und meinte sanft und mit vollstem Verständnis: „Es ist ok. Wir sind uns sehr ähnlich … das Schicksal hat uns–“ 
    Sascha fiel ihr aufgebracht ins Wort. „Das ist überhaupt nicht ok! Dieser Kerl hätte mich fast umgebracht!“
    „Danke“, säuselte Tina, „danke, Gottfried, dass du das für mich getan hast.“ Sie warf Sascha einen bösen Blick zu. „Aber leider hat es ja nicht ganz geklappt.“
    Zuerst guckte Sascha, als wolle er ihr persönlich die Kehle durchschneiden, dann änderte er seine Taktik und ließ, ohne ein Wort zu sagen, ein hämisches Lächeln sehen.
    Bruschinsky konzentrierte sich wieder auf Liebetrau, der sie jetzt anschaute … und die beiden verschlangen sich sekundenlang derart mit Blicken, dass es Andreas unheimlich wurde. Er musste etwas tun. Also setzte er die Lesebrille auf, nahm einen Zettel zur Hand und sprach Liebetrau an:
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