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Der Teufel in uns - Mord in Bonn

Titel: Der Teufel in uns - Mord in Bonn
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
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wahnsinnig? Du kannst doch einen Mann nicht jahrelang mit seiner Frau in einen Raum sperren!“
    Dazu wollte niemand mehr etwas sagen. Als Renate das Büro verließ, eilte Andreas hinter ihr her, schloss sorgfältig die Tür, sah, dass sonst gerade niemand auf dem Flur war, holte Renate ein und tippte ihr auf die Schulter.
    Sie blieb stehen und drehte sich um: „Ist noch was?“
    Mit großen, braunen Augen schaute sie ihn an, und Andreas erschrak über sich selbst: Es durfte doch nicht wahr sein, dass sein Gefühlsleben so abhängig war von einer Augenfarbe! Er zwang sich zu einem Lächeln.
    „Wenn du die Kontaktlinsen nur meinetwegen trägst – das ist nicht nötig.“ Ohne eine Antwort abzuwarten, machte er kehrt und ging zurück ins Büro.

    *

    Vinxel - Sonntag, 18. Mai, 5.25  Uhr
    Gegen halb sechs wurde Sascha wachgerüttelt.
    Er fühlte sich angeschlagen. Am Vorabend war es sehr spät geworden, denn er hatte Annika haarklein erzählen müssen, was am Nachmittag passiert war. Anschließend hatten sie lange miteinander geredet.
    Wenn er sich recht erinnerte, hatte er gerade davon geträumt, wie Gottfried ihm das glühende Metallkreuz auf die Brust drückte. Aber anstatt Gottfrieds vernahm er Annikas Stimme neben seinem Ohr.
    „Kümmerst du dich bitte mal um Gabriel? Ich hab ihn zweimal gestillt heute Nacht – und du bist nicht mal wach geworden!“
    „’Tschuldigung“, brummte Sascha im Halbschlaf und wollte sich auf die andere Seite drehen. Aber daraus wurde nichts.
    „Hallo, aufwachen!“, verlangte Annika und tätschelte auf seinem Kopf herum. Das mochte er aber gar nicht – er war doch kein Hund!
    „Was ist denn?“, nörgelte er zurück und schob ihre Hand weg.
    „Du sollst dich um deinen Nachwuchs kümmern! Er ist frisch gefüttert und gewickelt, und ich leg mich jetzt für ein paar Stunden in mein Zimmer und schlafe mich aus.“
    Immer noch nicht ganz bei sich, hörte Sascha, wie sie die Tür zuzog. Dann merkte er, wie sich neben ihm auf dem Bett etwas bewegte und ein paar leise schmatzende Laute von sich gab. Da endlich riss er die Augen auf und schaute im Halbdunkel in das kleine Gesichtchen seines Sohnes, der in einem blau-weiß geringelten Strampelanzug neben ihm lag und ihn mit großen, dunkelblauen Augen anguckte. Aber ganz langsam fielen diese Augen zu, das winzige Mündchen schmatzte noch ein bisschen, gähnte... Dann war Gabriel eingeschlafen, genauso wie Sascha, der seinen Sohn noch ein wenig zu sich herangezogen und fürsorglich zugedeckt hatte.
    Das Frühstück fand gegen 11 Uhr statt. Es ging friedlich zu, denn alle schienen genug Schlaf bekommen zu haben.
    „Wie geht’s deinem Arm?“, wollte Annika wissen, während sie Sascha Kaffee einschenkte.
    „Gut, brennt nur ab und zu ein bisschen. Und wie hast du die Sache verkraftet?“
    Annika setzte sich. „Ich verbiete mir einfach, mir zu viele schreckliche Gedanken zu machen. Du lebst, und ich bin stolz auf dich. Ich weiß doch, dass du dich nicht so leicht unterkriegen lässt.“
    „Danke. Du verlangst also nicht, dass ich sofort bei der Firma kündige?“
    „Quatsch. Erstens würdest du das sowieso nicht tun, und zweitens finde ich deine Arbeit sehr wichtig.“
    Zwischen ihnen stand die fahrbare Wiege mit Gabriel, der gerade unmotiviert mit den Ärmchen herumfuchtelte, was Annika, die ihre schwarzen Locken hinten hochgesteckt hatte, wie immer furchtbar süß fand. Sie trug ihren pinkfarbenen Hausanzug. Der vordere Reißverschluss war zwar ganz hochgezogen, aber das verbarg ihre zurzeit größere Oberweite natürlich in keinster Weise. Am besten gar nicht hinsehen.
    Zu spät. Als sein Blick in Annikas Gesicht wanderte, merkte er, dass sie ihn beobachtet hatte, und plötzlich öffneten sich ihre vollen Lippen zu einem eigenartigen Lächeln. 
    „Eins sage ich dir, mein Lieber: Ich verzeihe dir, wenn du Tag und Nacht arbeitest, wenn du stundenlang Filme guckst, wenn du mit Fußpilz nach Hause kommst oder wenn dir die restlichen Haare ausfallen. Darüber würde ich großzügig hinwegsehen. Aber vor einer Sache warne ich dich: Wenn du fremdgehst, und ich finde das raus, dann hast du die längste Zeit hier gewohnt!“
    „Aber Schätzchen, wie kommst du denn jetzt auf so was?!“ Sascha runzelte die Stirn. „Sind das wieder die Hormone, oder wie darf ich das verstehen?“
    „Ach komm, ich kriege doch mit, wie du mich immer anguckst!“ Ein fast verschämter Augenaufschlag, aber dann verzog sie unwillig den schönen Mund. „Ich
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