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Der Teufel in uns - Mord in Bonn

Titel: Der Teufel in uns - Mord in Bonn
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
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Holzgriff. Sascha merkte sich die Position, drehte sich um und tastete hinter seinem Rücken nach dem Messer. Und sah zweierlei: Gottfried hatte eine blutende Platzwunde an der Schläfe, und er war gerade dabei, aufzustehen! Wo war das verfluchte Messer?!
    Gottfried stand jetzt wieder auf den Füßen, starrte zu Sascha hin, und sein Blick bekam etwas definitiv Wahnsinniges. Er hinkte auf Sascha zu, während ein feiner Blutfaden über seine Wange rann.
    Saschas Finger fanden das Messer und drehten es so zurecht, dass die Klinge das Klebeband durchschneiden konnte. Er hatte es fast geschafft, als Gottfried ihn erreichte und mit irrem, hasserfüllten Blick beide Hände um seinen Hals legte.
    „Jetzt bist du fällig, du verdammter Bastard!“, knurrte er und begann, Sascha die Luft abzudrücken. Sein Kopf war Saschas Gesicht ganz nah und er sah ein paar weiße Haare zwischen Gottfrieds braunen Locken. Wie absurd.
    Saschas Finger säbelten weiter, er hielt die Luft an, und zwei Sekunden später riss das Klebeband. Mit einer schnellen, kraftvollen Bewegung jagte Sascha das Küchenmesser von unten in Gottfrieds Oberarm. Gottfried brüllte auf, ließ Saschas Hals los und stolperte ein paar Schritte rückwärts. Ungläubig schaute er seinen Arm an, hob ihn hoch, sah das Messer und zog es schwer atmend, aber zügig heraus. Anscheinend war der Mann so mit Adrenalin vollgepumpt, dass ihn diese Verletzung in keinster Weise von seinen Mordabsichten abhielt.
    Und was noch schlimmer war – jetzt hatte er das Messer!
    Aber nun wurde auch Sascha wütend. Er war kurz davor gewesen, diesem verrückten Killer zu entkommen. Sollte das in letzter Sekunde schiefgehen?
    Als Gottfried mit dem Messer auf ihn losgehen wollte, reagierte Saschas Körper fast von selbst. Mit beiden Händen stützte er sich auf der Arbeitsplatte hinter ihm ab, setzte sich auf die Kante, schwang beide Beine mit den noch zusammengebundenen Füßen hoch und hämmerte sie unter Gottfrieds Kinn. Der ließ das Messer fallen, taumelte rückwärts gegen einen Stuhl und landete mit Stuhl, Rücken und Kopf an der Wand hinter ihm. Dort sackte er in sich zusammen und rührte sich nicht mehr. Sascha sprang von der Arbeitsplatte, hechtete zum Messer, das auf den Fliesen lag, und befreite seine Füße. Dann zog er vorsichtig den Klebestreifen vom Mund, schaltete den Herd aus, holte eine Rolle Paketkordel aus einem Küchenschrank und verschnürte damit den immer noch bewusstlosen Gottfried derart, dass er keinen Finger und keinen Zeh mehr bewegen konnte.
    „Du hättest dir besser ein anderes Opfer ausgesucht, du Scheißkerl!“, brummte Sascha vor sich hin. Schließlich hob er mit einem Topflappen das Brenneisen auf und stellte es in die Spüle. Bei der Gelegenheit meldete sich auch die Verbrennung an seinem Arm, die nicht schön aussah. Er band sich ein paar Eiswürfel in einem Küchenhandtuch dagegen, gönnte sich ein großes Glas Cola und rief Andreas an.
    „Montenar.“
    „Hier ist Sascha. Was machst du gerade?“
    „Wir sind in Liebetraus Wohnung. Der Mann ist unser Ritualmörder. Ich hab vorhin ein paarmal bei dir angerufen, damit du mit zur Verhaftung kommst, aber du bist nicht rangegangen.“
    „Stimmt, ich konnte nicht. Ich –“
    „Weißt du vielleicht, wo der Kerl ist?“
    „Ja, ihr könnt ihn bei mir abholen.“

    *

    Vor dem Mehrfamilienhaus, in dem Sascha wohnte, wimmelte es nur so vor Polizei. Die Medien hätte man beinah fernhalten können, aber irgendein Nachbar hatte vermutlich ein Live-Video ins Internet gestellt.
    Egal. Der Killer war gefasst, Andreas war zufrieden. Und stolz auf den neuen Superstar Sascha.  Der Mann war echt gut zu gebrauchen.
    Erst nachdem Liebetrau, der inzwischen das Bewusstsein wiedererlangt hatte, abtransportiert worden war, wurde Annika informiert, die erstaunlich souverän damit umging, dass der Vater ihres Kindes um ein Haar ermordet worden wäre.
    Sascha fuhr mit allen anderen ins Krankenhaus, um seinen Gesundheitszustand ärztlich begutachten zu lassen. Unterwegs fragte er Andreas: „Wie bist du auf Gottfried gekommen?“
    „Wegen Marcel Jaeger. Der hat am Abendgymnasium sein Abitur nachgeholt, und Liebetrau ist dort Hausmeister“, erläuterte Andreas gut gelaunt.
    „Und dann hast du in Gottfrieds Vergangenheit gegraben.“
    „Genau. Der Mann hat vor etwa 11 Jahren eine Zeitlang Sozialhilfe bekommen, und der Sachbearbeiter, mit dem er sich regelmäßig heftigst in der Wolle hatte, war der ermordete Manfred Baum. Etwa
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