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Der taubenblaue Drache / eBook (German Edition)

Der taubenblaue Drache / eBook (German Edition)

Titel: Der taubenblaue Drache / eBook (German Edition)
Autoren: Kurt Vonnegut
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auch nicht tun. Sie wissen, was Sokrates über den Tod gesagt hat, natürlich auf griechisch? »Der Tod ist
nur eine weitere Nacht.«
    Als Humanist liebe ich die Naturwissenschaft. Ich hasse den Aberglauben, der uns nie die Atombomben hätte bescheren können.
    Ich liebe die Naturwissenschaft, und das nicht nur, weil sie uns in die Lage versetzt hat, den Planeten vollzumüllen, und es gefällt mir hier nicht. Sie hat die
Antworten auf zwei unserer drängendsten Fragen gefunden: Wie hat das Universum angefangen, und woher haben wir und alle anderen Tiere diese wunderbaren Körper, die wir haben, mit Augen
und Gehirnen und Nieren und so weiter?
    Okay. Die Naturwissenschaft hat also das Hubble-Teleskop in den Weltraum geschickt, damit es Licht und die Abwesenheit von Licht einfangen konnte, von allem Anbeginn der Zeit
an. Und das Teleskop hat das auch wirklich getan. Deshalb wissen wir jetzt, daß es einst absolut nichts gab, so ein vollkommenes Nichts, daß es nicht einmal nichts oder einst gab.
Können Sie sich das vorstellen? Das können Sie nicht, weil es sich nicht einmal nichts vorzustellen gibt.
    Aber dann gab es diesen großen, dicken KNALL ! Und daher kommt dieser ganze Kack.
    Und woher haben wir unsere wunderbaren Lungen und Augenbrauen und Zähne und Fußnägel und Arschlöcher und so weiter? Durch Millionen Jahre natürlicher Auswahl. Das ist,
wenn ein Tier stirbt und ein anderes kopuliert. Überleben der Passendsten!
    Aber sehen Sie mal: Wenn Sie jemanden töten sollten, ob versehentlich oder absichtlich, und damit unsere Spezies verbessern, bitte, kopulieren Sie anschließend nicht. Da kommen
nämlich die kleinen Kinder her, falls Ihnen das Ihre Mutter nicht gesagt hat.
    Und ja, meine lieben Bohnenfresser, und ich habe nie bestritten, einer der euren zu sein: Dies ist in der Tat die Apokalypse, das Ende von allem, wie es Johannes der
Täufer und Kurt der Vonnegut prophezeit haben.
    Genau in diesem Augenblick, während ich hier spreche, verhungert vielleicht wegen des Klimawandels, unseretwegen, der letzte Eisbär. Und die Eisbären werden mir
wirklich fehlen. Ihre Babys sind so warm und schmusig und vertrauensselig, genau wie unsere.
    Hat dieser alte Zausel in diesen entsetzlich schweren Zeiten irgendeinen Rat für junge Menschen? Nun, Sie wissen bestimmt, daß unser Land die einzige sogenannte
entwickelte Nation ist, die immer noch die Todesstrafe hat. Und Folterkammern. Ich meine, was soll’s?
    Aber hören Sie zu: Wenn jemand von Ihnen festgezurrt auf einer Bahre in einer Einrichtung zur Verabreichung tödlicher Injektionen landet, vielleicht in Terre Haute, sollten Ihre
letzten Worte folgendermaßen lauten: »Das wird mir aber eine Lehre sein.«
    Wenn Jesus heute lebte, würden wir ihn mit einer tödlichen Injektion umbringen. Das nenne ich Fortschritt. Wir müßten ihn aus demselben Grund umbringen,
aus dem er schon mal umgebracht wurde. Seine Ideen sind einfach zu linksliberal.
    Mein Rat für angehende Schriftsteller? Benutzt keine Semikola! Sie sind hermaphroditische Transvestiten und stehen für haargenau nichts. Alles, was sie können,
ist andeuten, daß man möglicherweise aufs College gegangen ist.
    Also erst die Mona Lisa und jetzt Semikola. Ich könnte genausogut meinen Ruf als Spinner von Weltgeltung vollends festigen, indem ich etwas Nettes über Karl Marx
sage, der in diesem Lande und bestimmt hier in Indianapopelis allgemein für einen der schlechtesten Menschen gehalten wird, die je gelebt haben.
    Er hat in der Tat den Kommunismus erfunden, den zu hassen man uns so lange gelehrt hat, weil wir so verliebt in den Kapitalismus sind, wie wir die Spielkasinos in der Wall Street nennen.
    Kommunismus ist das, wovon Karl Marx hoffte, es könne ein ökonomischer Plan werden, um industrialisierte Nationen dazu zu bringen, so gut für Menschen und
besonders Kinder und die Alten und Behinderten zu sorgen, wie Stämme und erweiterte Familien das taten, bevor sie von der Industriellen Revolution zerstreut wurden.
    Und ich glaube, wir wären vielleicht gut beraten, den Kommunismus nicht so schlechtzumachen, nicht weil er eine gute Idee wäre, sondern weil unsere Enkel und Urenkel jetzt schon bis
hier bei den kommunistischen Chinesen verschuldet sind.
    Außerdem haben die kommunistischen Chinesen eine große und süperb ausgerüstete Armee, etwas, was wir nicht haben. Wir sind zu geizig. Wir wollen einfach auf jeden
Atombomben schmeißen.
    Aber es gibt immer noch viele Menschen, die
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