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Der Tag der Dissonanz

Der Tag der Dissonanz

Titel: Der Tag der Dissonanz
Autoren: Alan Dean Foster
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Becher voll übelriechender Gebräue standen sorgfältig aufgereiht auf Regalen und Werktischen. Auf dem Boden lagen mehrere zertrümmerte Flaschen.
    Inmitten des Bruchs stand - oder, genauer, flatterte -Sorbl, Clodsahamps neuer Famulus. Der junge gehörnte Eulenmann war nicht einmal einen Meter groß. Er trug eine dünne Weste und den braungelben Kilt des Ule-Klans.
    Er bemerkte Jon-Tom, winkte fröhlich und fiel auf den Schnabel. Als er versuchte, sich mit biegsamen Flügelspitzen mühsam wieder aufzurichten, sah Jon-Tom, daß die riesigen gelben Augen auf merkwürdige Weise blutunterlaufen waren.
    »Hallo, Sorbl! Weißt du, wer ich bin?«
    Der Eulerich blinzelte ihn an, während er unsicher wieder auf die Beine kam und sich mit Mühe an der Kante der Werkbank festhielt.
    »Klllar erinn're ich mich an dich«, sagte er gedehnt. »Du... bist doch... dieser Bankdränger... Bannhänger...«
    »Bannsänger«, sagte Jon-Tom hilfsbereit.
    »Sag ich doch. Du bist das, was ich sage, von einer anderen Welt und das der Meister hergebracht hat, um ihm gegen die Gelanzerten zu helfen.«
    »Der Meister fühlt sich nicht wohl.« Er legte seinen Stab beiseite. »Und du siehst auch nicht gerade ungeheuer fit aus.«
    »Weeer? liiich?« Der Eulerich blickte empört und schritt nur schwach taumelnd - von der Bank fort. »Mir geht's prima, danke.« Er warf einen Blick zurück auf die Werkbank. »Ist nur, daß ich eine bestimmte Flasche suchte.«
    »Was für eine Flasche?«
    »Nich markiert. Diesche.« Sorbl sah ihn verschwörerisch an und blinzelte vielsagend und wissend mit einem blutunterlaufenen Auge. »Medizinische Flüssigkeit. Nichts für seine Uraltheit da drinnen. Meine Flasche«, endete er, plötzlich zänkisch geworden. »Nektar.«
    »Nektar? Ich dachte eigentlich immer, Eulen mögen nur Mäuse?«
    »Was?« rief der erzürnte Famulus. Einen Augenblick lang hatte Jon-Tom vergessen, wo er war. Die Nager hier in der Gegend waren ebenso intelligent und lebhaft wie alle anderen Bewohner dieser Welt. »Wenn ich auch nur versuchte, einer Maus einen einzigen Biß zu verpassen, kämen ihre Verwandten und würden mich aufknüpfen. Da bleibe ich lieber bei kleinen Echsen und Schschlannng'n. Hör mal«, fuhr er etwas beschwichtigter fort, »ist 'ne arge Plackerei, für diesen Hexer zu schuften. Ab und zu brauch ich eben 'n kleines Schmiermittelchen.«
    »Wenn du dich noch weiter schmierst«, bemerkte Jon-Tom angewidert, »dann rutscht dir das Gehirn aus dem Hintern.«
    »Kwatsch. Bin doch völlig bei Sinnen.« Er drehte sich zu der Werkbank um, torkelte zur Kante und unterzog die Oberfläche einer minutiösen Untersuchung - mit Augen, die aus hundert Meter Entfernung eine Ameise ausfindig gemacht hätten. Im Augenblick arbeiteten die riesigen Sehwerkzeuge jedoch weit unterhalb ihrer Leistungsgrenze.
    Jon-Tom schüttelte voller Ekel den Kopf und kehrte zum Bett des Hexers zurück.
    »Na«, machte Clodsahamp bedeutungsvoll, »was hältst du von meinem neuen Famulus?«
    »Ich weiß jetzt, was Sie meinen. Ich konnte keine jener Qualitäten an ihm entdecken, von denen Sie sprachen. Ich bin mir ziemlich sicher, daß er betrunken war.«
    »Ach, wirklich?« bemerkte Clodsahamp trocken. »Welch eine profunde Beobachtung! Wir werden noch einen scharfsinnigen Bannsänger aus dir machen. Mein Junge, er ist zu oft in diesem Zustand. Ich bin mit einem wirklich großartigen Famulus gesegnet, einem erstklassigen, würdigen Assistenten. Leider ist Sorbl aber auch ein Säufer. Weißt du, daß ich ihn jedesmal dazu zwingen muß, den Karren zu nehmen, um in der Stadt einzukaufen, weil er beim Fliegen immer mit dem Kopf gegen Bäume knallt, so daß die Bauern am Ort ihn mit dem Wagen zurückschleppen müssen? Kannst du dir auch nur im entferntesten vorstellen, wie überaus peinlich so etwas für den größten Hexer der Welt ist?«
    »Kann ich mir vorstellen. Können Sie ihn denn nicht heilen? So ein Anti-Trunkenheitszauber dürfte doch ziemlich einfach und wirkungsvoll sein, denke ich.«
    »Das ist ein Teufelskreis, mein Junge. Wäre ich nicht so krank, ich könnte es, ja. Aber so, wie die Dinge stehen, kann ich mich nicht genügend konzentrieren. Wenn man erst mal über zweihundert ist, büßt der Geist etwas von seiner Widerstandskraft ein. Ich habe es erst letzte Woche versucht. All diese Methyl-Äthyl-Sprüche sind schon schwierig genug, wenn man auf der Höhe seiner Form ist. Krank, wie ich war, muß ich wohl irgendwo ein yl verwechselt haben. Drei Tage
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