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Der Tag der Dissonanz

Der Tag der Dissonanz

Titel: Der Tag der Dissonanz
Autoren: Alan Dean Foster
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Reise, aber es gibt keinen Grund, weshalb es eine strapaziöse Reise werden sollte.
    Du begibst dich von hier ans Ufer des Tailaroam im Süden und buchst eine Fahrt flußabwärts. An der Mündung, wo die Handelsschiffe andocken, besteigst du ein komfortables Schiff, das Kurs auf Snarken nimmt. Von dort aus geht es auf dem Landweg nach Crancularn. Ein kurzer Ausflug, könnte ich mir denken.«
    »Könnten Sie sich denken? Wollen Sie damit sagen, daß Sie nicht wissen, wie weit es von Snarken bis Crancularn ist?«
    »Nicht sehr weit.«
    »Für jemanden, der mit exakten Formeln und Zaubern hantiert, können Sie manchmal fürchterlich unpräzise sein, Clodsahamp.«
    »Und du kannst unnötig geschwätzig sein«, schoß der Hexer zurück.
    »Tut mir leid. Meine vorjuristische Ausbildung. Nie ein Wort verwenden, wo es auch fünf tun. Vielleicht hätte ich ja als Rechtsanwalt Furore gemacht, anstatt als Heavy Metal-Bassist.«
    »Das wirst du nie erfahren, wenn du nicht in deine eigene Welt zurück kehrst, und das wiederum wirst du nie tun, wenn du nicht...«
    »Ich weiß, ich weiß«, sagte Jon-Tom matt. »Wenn ich nicht diese Reise nach Crancularn unternehme und die Medizin mitbringe, die Sie brauchen. In Ordnung, ich sitze also in der Zwickmühle.«
    »Mir wäre es lieber, du unternähmst diese Reise mit Begeisterung, willig, aus einem Bedürfnis heraus, jemandem zu helfen, der dir nur wohlgesinnt ist.«
    »Mir ebenfalls. Aber es wird Ihnen wahrscheinlich auch genügen, wenn ich gehe, weil ich keine andere Wahl habe nicht wahr?«
    »Ja«, meinte Clodsahamp nachdenklich, »das wird es wohl.«

II
    Als Jon sich am nächsten Morgen auf den Weg machte, war er nicht gerade in bester Laune. Nicht daß ihn woanders etwas aufgehalten und beschäftigt hätte, sagte er sich säuerlich. Er hatte keinen festen Platz in dieser Welt und ganz gewiß nicht die Absicht, sich als professioneller Bannsänger niederzulassen.
    Zum einen würde ihn das zum direkten Konkurrenten Clodsahamps machen. Obwohl der Hexer gut von ihm dachte, nähme er diese Idee sicherlich nicht sonderlich gnädig auf. Zum anderen meisterte er seine merkwürdigen Fähigkeiten nicht bis zu dem Punkt, daß er eine entsprechende Gegenleistung für eventuelle Bezahlung garantieren konnte. Möglicherweise brächte er es auch niemals soweit. Er zog es vor, sein Bannsingen als Talent der letzten Instanz zu betrachten und sich lieber auf seinen Stab und seinen Verstand zu verlassen, um Schwierigkeiten aus dem Weg zu gehen.
    Tatsächlich machte die Duar ihm viel mehr Freude, wenn er sie nur zum Spaß spielte, genau wie seine angestoßene alte Fender-Gitarre daheim. Jetzt spielte er sie, um seinen Geist etwas zu entspannen, während er in die Stadt ging, klopfte ein paar Takte eines höchst unmagischen Songs von Neu Diamond und wünschte sich, mit Saiten so umgehen zu können wie Ted Nugent. Gleichzeitig mußte er achtgeben, was er auswählte. Doc Diamond war harmlos genug. Wenn er es mit einem bißchen Nugent versuchte - ›Cat Scratch Fever‹ zum Beispiel oder vielleicht ›Scream Dream‹ -, so war nicht abzusehen, was er dadurch zufällig heraufbeschwor.
    Wenigstens war das Wetter seiner Reise wohlgesonnen. Es war früher Frühling. Tief im Inneren der Glockenwälder, die ihren Namen wegen der glockenförmigen Blätter trugen und die ein klingelndes Geräusch von sich gaben, wenn der Wind über sie hinwegstrich, roch die Luft nach Tau und frischen Blüten. überall flogen Glasschmetterlinge umher, deren Buntglasflügel den Boden mit leuchtenden, zwinkernden Farbstrahlen bedeckten. Pfefferminzbienen, in psychedelischen Pastelltönen gestreift, jagten zwischen den Pflanzen umher.
    Eine von ihnen setzte sich als Tramperin auf sein indigofarbenes Hemd. Vielleicht hielt sie ihn für eine riesige Wanderblume. Jon-Tom musterte sie mit Interesse. Anstelle des ihm vertrauten gelbschwarzen Musters war der Unterleib seiner Besucherin rosa, zitronengelb, orangefarben, schokoladenbraun und hellblau gestreift. Einen langen Augenblick blickten Mensch und Insekt einander nachdenklich an. Nachdem sie zu dem Schluß gekommen war, daß er weder eine Quelle von Pollen noch der Erleuchtung war, summte die Biene wieder auf der Suche nach süßerer Beute davon.
    Lynchbany hatte sich nicht verändert seitdem Jon-Tom die Stadt das erste Mal gesehen hatte. (Damals: an jenem verregneten Tag, als er - ein Fremder in dieser Welt - in Begleitung von Mudge dem Otter in die Stadt gekommen war.) Mudge war
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