Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Tag der Dissonanz

Der Tag der Dissonanz

Titel: Der Tag der Dissonanz
Autoren: Alan Dean Foster
Vom Netzwerk:
es auch, den er nun suchte. Er hegte keinerlei Absicht, allein das Glittergeistmeer zu überqueren, egal wie sehr Clodsahamp ihm auch vertrauen mochte. Es gab immer noch viel zu viele Sitten und Gebräuche, die ihm fremd waren.
    Mudges Wissen gehörte zur praktischen, nichtintellektuellen Variante. Außerdem war dem Otter nichts kostbarer als seine eigene Haut. Er war eine Art wandelnde Alarmanlage im Pelz, bereit, beim leisesten Anzeichen einer Gefahr zusammen zu zucken oder jede beliebige Ausweichhandlung einzuleiten, die die jeweilige Situation erforderte. Jon-Tom hatte vor, ihn auf die gleiche Weise zu benutzen, wie es die westlichen Allierten im Ersten Weltkrieg mit Tauben getan hatten, um Giftgas aufzuspüren.
    Mudge hätte diesen Vergleich als unschmeichelhaft empfunden, doch Jon-Tom war es gleichgültig, was der Otter denken mochte. Trotz seiner fragwürdigen Moral und seines wechselhaften Sinns für Loyalität war ihm der Otter in der Vergangenheit eine große Hilfe gewesen und konnte es jetzt auch wieder sein.
    Doch das Glück war nicht mit Jon-Tom. In den Tavernen, die er für gewöhnlich heimsuchte, war Mudge nicht zu finden, und auch in den Speise-Etablissements und Spielhöllen wußte man nicht, wo er steckte. An seinen üblichen Aufenthaltsorten hatte man ihn seit längerem nicht mehr gesehen.
    Schließlich hörte Jon-Tom in einer der ehrbareren Herbergen am anderen Ende der Stadt von dem Otter, dort wo der Gestank aus der unabgedeckten Kanalisation nicht ganz so schlimm war.
    Die Concierge war eine übergewichtige, schlechtgelaunte Koala-Frau. Eine mit Schnitzwerk verzierte Pfeife hing ihr aus dem Mund, während sie den Boden in der Nähe des Eingangs schrubbte.
    »Jau, klar hab ich 'n geseh'n«, erzählte sie Jon-Tom. Ein Teil ihres rechten Ohrs fehlte - wahrscheinlich im Laufe einer Auseinandersetzung mit einem zornigen Gast abgebissen.
    »Wüßt gern genausogut wie Sie, wo er hin iss, Mann. Iss abgehauen, obwohl er mir noch eine halbe Wochenmiete g'schuldet hat. Iss zwar nich so schlimm wie manche Leute gewesen, aba 'ch aabaite hart, um den Laden in Schuß zu halt'n, und da zählt jeda Silbaling.«
    »Nur wenige Tage Miete, ja?« Jon-Tom kauerte nieder, um mit der Concierge auf Augenhöhe zu sein. »Sie wissen genau, wo er ist, nicht wahr? Sie erzählen mir nur so 'ne Story, für die der alte Mudge Sie bezahlt hat, damit Sie sie jedem aufbinden, der nach ihm fragen sollte, weil er wahrscheinlich bei allen Schulden hat, außer bei Ihnen.«
    Sie'legte die schwarze Nase in Falten und wischte sich die Pranken an der Schürze ab. Dann begann sie breit zu grinsen.
    »Sind mir aber 'n Schlauer, Mann, auch wenn 'se seltsame Manier'n hab'n un' komisch sprech'n.«
    »Ich komme eigentlich nicht von hier«, gestand Jon-Tom.
    »Genaugenommen liegt mein Zuhause ziemlich weit von Lynchbany entfernt. Und ich bin auch kein Gläubiger oder Zahlungseintreiber. Mudge ist mein Freund.«
    »Ach ja?« Sie ließ ihren Besen in den Eimer mit Putzwasser fallen und erhob sich. Jon-Tom tat es ihr gleich. Sie reichte ihm kaum bis zum Bauch. Das war nichts Ungewöhnliches. In dieser Welt war Jon-Tom so etwas wie ein Riese; hier, wo Menschen kaum mehr als einen Meter sechzig maßen und viele andere noch kleiner waren.
    »Sein Freund sind 'se, ha? Da sind 'se wohl was Besonderes. Wußte gar nich, daß der Otter übahaupt Freunde hat. Nur Bekannte und Feinde.«
    »Macht nichts. Ich bin jedenfalls sein Freund und muß ihn unbedingt treffen.«
    »Wozu?«
    »Ich bin auf Reisen im Dienst des großen Hexers Clodsahamp.«
    »Ach, diesa olle Scha'latan!«
    »Er ist kein Scharlatan. Haben Sie denn nichts von der Schlacht um das Jo Troom-Tor gehört?«
    »Jaa, jaa, hab ich gehört, hab ich gehört.« Sie nahm den Eimer mit dem Putzwasser auf, in dem der Besen umherschwappte.
    »Ich weiß aba auch, daß man nich alles glaub'n soll, was in da Zaitun' steht. Diese Reise, auf die du gehst: Iss die gefäählich, kann da jeman' getötet wer'n?«
    »Möglicherweise.«
    »Jau, dann sach ich Ihn'n, wo der Otter iss. Dann sorg'n 'se dafüa, daß er mit Ihnen geht!«
    »Das hatte ich vor.«
    »Guuut! Dann sach ich Ihnen, wo er iss. Wail, un' das stimmt, Mann, er schuldet mir wirklich 'ne halbe Wochenmiete. Will's bloß kei'in and'rn erzähl'n, wail die ihn sons noch vor mir erwisch'n könnt'n. Aba das iss bessa, viel bessa. Das iss 'n paar Tage Miete wert.«
    »Was diese Miete angeht...«, sagte Jon-Tom und klimperte mit der Börse voller Gold, die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher