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Der Tag der Dissonanz

Der Tag der Dissonanz

Titel: Der Tag der Dissonanz
Autoren: Alan Dean Foster
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lang hat er sich übergeben. Das hat zwar seine Sauferei kuriert, ihn aber so krank gemacht, daß die einzige Kur darin bestand, wieder stockbetrunken zu werden.
    Ich muß diese Medizin haben, mein Junge, damit ich wieder richtig arbeiten kann. Sonst kann es geschehen, daß ich mal wieder einen komplizierten Zauber versuche, eine Beschwörung auslasse und plötzlich irgend etwas Gefährliches in meinem Pentagramm hocken habe. Es ist schon mühsam genug, dafür Sorge zu tragen, daß der Idiot mir die richtigen Pulver reicht. Einmal gab er mir statt Lebermoos Lattich, und plötzlich hatte ich einen drei Meter großen Säbelzahnhasen vor mir. Ich wandte zwei eilige Rückkehrzauber an, um ihn wieder zu einem Häschen zu machen.«
    »Warum zaubern Sie das Zeug denn nicht einfach herbei?«
    »Dafür habe ich nicht die erforderlichen Zutaten«, erklärte Clodsahamp geduldig. »Sonst könnte ich sie doch einfach hier und jetzt benutzen, nicht wahr?«
    »Verstehe ich nicht. Habe selbst gesehen, wie Sie aus Abfällen Schokolade zauberten.«
    »Medizin ist da etwas präziser in ihren Anforderungen. Alles muß ganz exakt und präzise durchgeführt werden. Man kann Milchschokolade machen, Halbbitterschokolade, weiße Schokolade, halbsüße Schokolade - das ist alles Schokolade. Wenn man hingegen die Ingredienzien eines Medizinzaubers auch nur um ein Haar verändert, erhält man möglicherweise ein tödliches Gift. Nein, das Mittel muß vollständig und anwendungsbereit her, und du sollst es mir bringen, mein Junge.« Er streckte eine zitternde Hand vor. Jon-Tom kam näher und setzte sich wieder auf die Kante des Betts.
    »Ich weiß ja, daß ich Übles tat, als ich ins Jenseits hinaus langte und dich dort aus deiner eigenen bequemen Welt riß, aber die Notwendigkeit war groß. Schlußendlich hast du mein Urteil ja auch bestätigt, wenngleich auf eine Weise, die nicht vorherzusehen war.« Er rückte seine Brille zurecht. »Du hast deine Prüfung bestanden, egal was alle anderen dachten.«
    »Hauptsächlich zufällig.« Jon-Tom begriff, daß der Hexer ihm schmeichelte, um seinen Widerstand gegen die Reise abzubauen. Gleichzeitig spürte er auch, wie er allmählich der Schmeichelei erlag.
    »Das muß nicht mehr länger zufällig sein. Arbeite an deinem neuen Beruf. Lerne fleißig, übe deine Fähigkeiten, und befolge meine Ratschläge. In dieser Welt kannst du mehr sein als nur ein Mann. Ich weiß nicht, was du in deiner eigenen Welt hättest werden können, aber hier hast du jedenfalls das Zeug zum Meister. Sofern du deine Stärken und dein Talent mit Macht beherrschen lernst.«
    »Unter Ihrer Anleitung, versteht sich.«
    »Warum nicht von den Besten lernen?« fragte Clodsahamp mit typischer Unbescheidenheit. »Um dich ausbilden zu können, bedürfte es vieler Jahre. Man meistert die geheimen Künste des Bannsingens nicht binnen eines Tages, einer Woche oder eines Jahres. Wenn du nicht die Medizin beschaffst, die dieses verfluchte Leiden kuriert, werde ich nicht mehr lange da sein, um dir noch viel zu helfen.
    Ich brauche nur eine geringe Menge davon. Sie wird mit Leichtigkeit in eine der Taschen der grellen Hose oder des absurden rosafarbenen Hemds passen, die dir dieser Stutzer von einem Schneider, Carlemot, anfertigte.«
    »Das Hemd ist nicht rosa, sondern indigo«, murmelte Jon- Tom und blickte hinab zu der Stelle, wo es in seine Hose mündete. Sein leuchtender grüner Echsenhautumhang hing an einem Haken an der Wand. »Nach allem, was ich gesehen habe, gilt so etwas hier durchaus noch als dezente Kleidung.«
    »Geh von mir aus nackt, wenn du willst, aber gehen mußt du.«
    »Na schön, na schön! Als hätten Sie in mir noch nicht genug Schuldgefühle geweckt.«
    »Das will ich ernstlich hoffen«, murmelte der Hexer.
    »Ich weiß gar nicht, wieso ich es zulasse, daß Sie mir solche Sachen aufschwatzen.«
    »Du hast das Pech, eine anständige Person zu sein, eine ständige Bürde in jeder Form von Welt. Du leidest darunter, daß du Rechtes von Unrechtem zu unterscheiden vermagst.«
    »Nein, das vermag ich nicht. Wenn ich wüßte, was richtig ist, wäre ich schon lange aus diesem Baum verduftet. Aber Sie haben mich aufgenommen und mir hinaus geholfen, auch wenn Sie es im eigenen Interesse getan haben. Nicht daß ich mich besonders mißbraucht vorkäme. Sie haben jeden für Ihre Zwecke benutzt.«
    »Wir haben die Welt gerettet«, wandte Clodsahamp ein.
    »Kein schlechter Zweck, möchte ich meinen.«
    »Sie haben auch recht damit,
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