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Der Tag der Dissonanz

Der Tag der Dissonanz

Titel: Der Tag der Dissonanz
Autoren: Alan Dean Foster
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eine, solche Aufgabe anvertrauen könnte. Böse Mächte nahen mit großen Schritten.«
    Jon-Tom seufzte schwer und fragte erschöpft: »Warum nahen diese bösen Mächte eigentlich immer dann mit großen Schritten, wenn Sie etwas wollen, ob es nun Hilfe beim Gang zum Badezimmer, ein Happen zu essen oder jemand ist, der für Sie eine gefährliche Reise unternimmt?«
    »Hast du schon mal eine böse Macht gesehen, mein Junge?«
    »Nicht persönlich, nein.«
    »Böse Mächte nahen immer mit großen Schritten. Sie sind ganz lausige Flieger.«
    »Das habe ich nicht gemeint.«
    »Es spielt keine Rolle, was du gemeint hast, mein Junge. Du mußt diese Besorgung für mich erledigen. Mehr ist es ja gar nicht: nur eine kleine Besorgung.«
    »Letztes Mal, als Sie mich darum baten, eine kleine Besorgung zu machen, stand hinterher das Schicksal der ganzen Zivilisation auf dem Spiel.«
    »Nun ja, diesmal steht nur mein eigenes Schicksal auf dem Spiel.« Seine Stimme wurde zu einem ganz erbärmlichen Flüstern. »Du möchtest doch nicht, daß ich sterbe, oder?«
    »Nein«, gab Jon-Tom zu, »das möchte ich nicht.«
    »Natürlich nicht. Denn sollte ich sterben, ist auch deine Chance dahin, in deine eigene Welt zurück zukehren. Weil ich der einzige bin, der den dazu erforderlichen komplizierten, gefährlichen Zauber kennt. Es liegt also in deinem eigenen Interesse, daß ich gesund und am Leben bleibe.«
    »Ich weiß, ich weiß. Sie brauchen es mir nicht ständig unter die Nase zu reiben.«
    »Darüber hinaus«, fuhr der Hexer fort und nutzte seinen Vorteil aus, »bist du zum Teil schuld an meiner gegenwärtigen mißlichen Lage.«
    »Was? Ich weiß zwar nicht, was zum Teufel Sie sich gefangen haben, Clodsahamp, aber auf jeden Fall haben Sie sich nicht bei mir angesteckt.«
    »Meine Krankheit beruht auf einer Vielzahl von Faktoren, wovon meine gegenwärtigen Lebensumstände nicht gerade der unwichtigste sein dürfte.«
    Jon-Tom furchte die Stirn und stützte sich auf seinen Rammholzstab. »Wovon reden Sie da?«
    »Seitdem wir von der großen Schlacht am Jo-Troom-Tor zurück gekehrt sind, ist mein Alltagsleben eine Litanei des Leids und der Enttäuschung. Und alles nur, weil du unbedingt meinen groben, aber treuen Famulus Pog in einen Phönix verwandeln mußtest. Woraufhin er prompt aus meinem Dienst ausschied, und zwar um der zweifelhaften Freuden willen, welche seine geliebte Falkendame ihm zu bescheren vermag.«
    »Ist es etwa meine Schuld, daß Sie keinen Ersatz für ihn gefunden haben? Ist doch wohl kein Wunder, wenn man an den Ruf denkt, den Sie durch die schlechte Behandlung erworben haben.«
    »Ich habe Pog nicht schlecht behandelt«, widersprach der Hexer. »Ich habe ihn genauso behandelt, wie man einen Lehrling behandeln muß. Es stimmt zwar, daß ich ihn von Zeit zu Zeit zu disziplinieren hatte. Aber das gehört alles zum Lernprozeß.« Clodsahamp rückte seine neue Brille zurecht.
    »Pog hat die Details Ihrer Lehrmethoden überall in den Glockenwäldern verbreitet. Aber ich dachte, der neue Famulus, für den Sie sich schließlich entschieden haben, sei in Ordnung.«
    »Ha! Das zeigt nur einmal mehr, was passieren kann, wenn man das Kleingedruckte auf einem Lebenslauf nicht liest. Aber jetzt ist es zu spät. Ich habe ihn zu meinem Assistenten gemacht, und nun bin ich ebenso an ihn gebunden wie er an mich.«
    »Was gibt's denn zu bemäkeln? Ich dachte, er sei eine Wucht.«
    »Das kann er sein. Er kann sorgsam, tüchtig und lernwillig sein,«
    »Klingt doch ganz gut, finde ich.«
    »Leider hat er aber ein kleines Problem.«
    »Was für ein Problem?«
    Clodsahamps Antwort wurde durch ein lautes gedehntes Fluchen aus dem Zimmer zur Linken unterbrochen. Der Hexer wies mit dem Kopf zur Tür und sah Jon-Tom bedauernd an.
    »Geh und sieh selbst nach, mein Junge! Dann wirst du verstehen, welch beständige Qual mein Leben geworden ist.«
    Jon-Tom überlegte, dann trat er durch den gewölbten Gang, der zum Nachbarzimmer führte, wobei er seinen Kopf einziehen mußte, um nicht anzustoßen. Er war viel größer als die meisten Bewohner dieser Welt, so daß sein Hochwuchs ein ständiges Problem darstellte.
    Irgend etwas wurde zerschmettert, und ein zweiter schriller Fluch ertönte. Schützend streckte er seinen Rammholzstock vor, als er in den Lagerraum trat.
    Der war so großzügig wie Clodsahamps Schlafzimmer und die anderen Räume, denen es irgendwie gelang, innerhalb des Stamms der alten Eiche Platz zu finden. Töpfe, Dosen, Kisten und
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