Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Tag der Dissonanz

Der Tag der Dissonanz

Titel: Der Tag der Dissonanz
Autoren: Alan Dean Foster
Vom Netzwerk:
in die Wirklichkeit zurück zukehren. Er war ebenso gefangen von dem trügerisch trägen Bewußtseinszustand, den er heraufbeschworen hatte, wie das Opfer seines Lieds.
    »Wach auf« knurrte Roseroar, während sie ihn rüttelte. Er wandte sich, immer noch spielend, zu ihr um und lächelte breit.
    »Aufwachen? Aber wozu denn? Ist doch alles so schön.« Er blickte fast durch sie hindurch. »Habe ich dir eigentlich schon mal gesagt, wie schön du bist?«
    Das brachte Roseroar etwas aus dem Konzept, doch nur für eine kurze Zeit. »Das erzähl mia mal späta.« Sie warf ihn auf ihre linke Schulter und schritt auf den Ausgang zu, wobei sie den benommenen Dschinn argwöhnisch im Auge behielt.
    »Eine Sekunde.«
    Drom blieb am Ausgang stehen und riß Snooth den Medizinbehälter aus der Hand.
    »He, was ist mit meiner Bezahlung, Jungchen?«
    »Sie sind bereits bezahlt worden, Madame.« Drom zeigte mit seinem Horn auf Harun Ar-Roojinn. »Treibt es bei ihm ein.«
    Drom trabte durch den Lagerraum mit den zerborstenen Gegenständen hinaus, durch den Wohnbereich und schließlich durch die Vordertür, wo er sich wieder zu seinen Freunden gesellte.
    Snooth blickte ihm mit grimmigem Ausdruck nach, die Arme in die Hüften gestemmt.
    »Touristen! Hätte eigentlich wissen müssen, daß die mehr Ärger machen, als sie einbringen.« Sie stampfte auf die Veranda hinaus und blickte ihnen nach, bis sie im Wald verschwunden waren. Dann griff sie ins Innere des Hauses, fand das gesuchte Schild, hängte es an die Tür und schlug sie zu. Die Mitteilung auf dem Schild war eindeutig: BIN MITTAGESSEN IN ZEHNTAUSEND JAHREN ZURUCK Jon-Tom hüpfte auf Roseroars mächtigen Schultern auf und ab. Mudge hatte keine Schwierigkeiten, das Marschtempo zu halten, Wahnwitz ritt auf dem zögernden, aber weichherzigen Drom, und Charrok erkundete aus der Luft den Verlauf der Strecke.
    Als der Laden ›Irgends und Nirgends‹ hinter ihnen verschwand, kehrte Jon-Tom langsam aus der Geistesverwirrung zurück, in die er sich selbst und Harun Ar-Roojinn gestürzt hatte. Seine Finger bewegten sich mit verminderter Beständigkeit über die Saiten, und seine Stimme senkte sich zu einem Flüstern. Er blinzelte.
    »Langsam kommt er zu sich«, bemerkte Mudge.
    »Ist auch Zeit«, meinte Wahnwitz. »Was hat er denn mit sich gemacht?«
    »Irgendeine seltsame Magie«, murmelte Drom. »Irgendeine mächtige Beschwörung aus einer anderen Welt.«
    Mudge schnaubte und grinste. »Stimmt genau, Kumpel. Er 'at das Unge'euer ausgelaugt. Leider 'at er sich dabei gleich mit eingepökelt.«
    Jon-Tom griff sich an den Kopf. »Oooooh.« Die unscharfen Linien formten sich zur laufenden Gestalt Mudges.
    »'ast'n Kater, Kumpel?«
    »Nein nein, ich fühle mich schon ganz gut.« Er blickte plötzlich hoch, zu dem rauchenden Berg zurück. »Ar-Roojinn?«
    »Abgepafft, verstunken, eingesackt. Das war 'n Meisterstück an Bannsingerei, Kumpel.«
    »Es war der Song«, murmelte Jon-Tom benommen. »Ein guter Song. Ein ganz besonderer Song. Jimis bester. Ich wußte genau - wenn irgendwas selbst einen Dschinn betäuben könnte, dann dieser Song. Du kannst mich jetzt hinunterlassen, Roseroar.« Die Tigerin setzte ihn sanft ab.
    »Komm schon, Kumpel. Wir sollten uns schnell aus dem Staub machen, bevor dein Lied seine Wirkung verliert.«
    »Es ist schon in Ordnung, glaube ich.« Er spähte durch den Wald zu dem Berg zurück. »Das ist kein Fesselungssong, sondern ein glücklicher Song, ein entspannender Song. Ar- Roojinn wirkte vorher nicht sonderlich glücklich oder entspannt. Vielleicht ist er ja jetzt glücklich.«
    Sie folgten dem gewundenen Weg zurück nach Crancularn und entdeckten eine Geisterstadt voller träger, nebulöser Bewohner, die sie bösartig angrinsten, grinsende Schleier, die in die Wirklichkeit hereinschwebten und wieder hinaus. »Es ist da, aber manche sehen es nicht«, hatte Drom gesagt. Jetzt begriff Jon-Tom, was das Einhorn gemeint hatte. Das wirkliche Crancularn war so unstofflich wie Rauch, so fest wie ein Traum.
    Sie zwangen sich, nicht zu rennen, als sie die Stadt hinter sich ließen und auf die vertrauten Wälder zuschritten, um sich auf den langen Weg ins ferne Lynchbany zu machen. Irgendwo zur Rechten war das Schleifen der ATC zu hören, aber diesmal erschien ihnen der hilfsbereite Hase, ob er nun wirklich oder nur eine Erscheinung sein mochte, nicht mehr. Einmal warf Jon- Tom einen Blick zurück, um sich zu vergewissern, daß er tatsächlich in Crancularn gewesen war, doch
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher