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Der Tag der Dissonanz

Der Tag der Dissonanz

Titel: Der Tag der Dissonanz
Autoren: Alan Dean Foster
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Vegetarierin wie Snooth. Die Ohren waren gewaltig und zugespitzt, mit dicken Goldringen behangen. In der langen Schnauze blitzten krummsäbelartige Zähne, und die schwefeligen Augen mit den winzigen schwarzen Pupillen blickten böse in die Tiefe. Grauer Rauch, der träge aus Snooths Beutel hochstieg, umkreiste die Hüfte des Ungeheuers. Die gorillaähnlichen Arme hingen bis zum Boden hinab, wo sich die Handknöchel gegen den glatten Stein stemmten.
    Ein helles rotes Band umgab die gewaltige Stirn. Darauf waren leuchtende Symbole aufgemalt, die von einem uralten Ort und aus einer lange vergangenen Zeit stammten. Eine dünne Seidenweste flatterte vor dem Berg von einem Brustkorb in einem nicht wahrnehmbaren Wind.
    Und dann war da noch die Stimme. Keine sanfte, mütterliche Stimme wie Snooths, sondern ehrfurchtgebietend in ihrer Tiefe und Fülle. Die Erscheinung sprach, und der Boden erzitterte.
    »ERKENNE, STINKENDER WICHT, DER DU DICH IN DEINEM SCHATTENDASEIN ABPLAGST, DER DU IN VERGEBLICHKEIT HANDELST: ICH BIN HARUN ARROOJINN, MEISTER ALLER GEISTER DER VERGANGENEN ZEIT UND DER ZUKÜNFTIGEN, DA DIE BEUTELTIERE HERRSCHEN WERDEN UND ALLE ANDEREN NUR WINZIGE, UMHERHUSCHENDE WESEN SEIN WERDEN, DIE SICH ZWISCHEN STEINEN VERSTECKEN UND SICH VON WÜRMERN ERNÄHREN! ERKENNE, UND FÜRCHTE DICH!« Eine Hand, so groß, daß sie, das Glittergeistmeer hätte durchschiffen können, wäre sie mit Segeln versehen gewesen, griff nach Zancresta.
    Der Hexer drückte sich gegen die Regalreihe. Sein Gesichtsausdruck war verzweifelt, als er nach einem Fluchtweg suchte und keinen fand. Er sank in die Knie und begann zu flehen.
    »Vergib mir, vergib mir, das wußte ich nicht!«
    »UNWISSENHEIT IST DIE AUSREDE DER ARROGANZ«, brüllte der Dschinn. »WER WISSEN MISSBRAUCHT, DER STREBT NUR SELTEN DANACH, VON ANDEREN ERLEUCHTET ZU WERDEN. WER DIE KONVENTIONEN MIT FÜSSEN TRITT, HAT KEINE GNADE VERDIENT. WER NICHT BEZAHLT, WAS ER SCHULDIG IST, HAT ES VERDIENT, ZUGRUNDEZUGEHEN.«
    »Es tut mir leid!« schrie Zancresta, der inzwischen vollends in Panik geraten war. »Ich war vom Zorn geblendet.«
    »DU WARST VOM EGO GEBLENDET, WAS NOCH VIEL SCHLIMMER IST.«
    »Es ist schrecklich, sich einem anderen unterlegen fühlen zu müssen. Ich kann es nicht ausstehen. Ich war überwältigt von dem Bedürfnis, mich zu rehabilitieren, meinen Ruf als größter Meister der mystischen Künste wieder herzustellen. Alles, was ich getan habe, geschah nur aus Liebe zu meinem Beruf.« Er warf sich mit ausgestreckten Armen zu Boden. »Ich überantworte mich deiner Gnade.«
    »DU LIEBST NUR DICH SELBST, WURM. GNADE? DU HÄTTEST MEINE STERBLICHE EXISTENZ GNADENLOS VERNICHTET, UM EINIGER MÜNZEN WILLEN, UM DEINE MACHT ZU BEWEISEN? GNADE? WAHRLICH, DIR WILL ICH GNADE GEWÄHREN.« Das Frettchen hob den Kopf, und ein Hoffnungsschimmer überzog sein gequältes Antlitz.
    »DIES IST MEINE GNADE: DASS DU SCHNELL STERBEN SOLLST, UND NICHT LANGSAM!«
    Zancresta stieß einen schrillen Schrei aus und huschte nach links davon, doch er war nicht schnell genug, um der riesigen sich senkenden Hand zu entgehen. Die Finger krümmten sich einmal kurz zusammen, und der Schrei wurde nicht wiederholt. Dann war ein kurzes Echo berstender Knochen zu vernehmen. Jon-Tom und seine Gefährten sahen dem Geschehen wie betäubt zu.
    Die Hand öffnete sich und ließ den glibbernden Schmierklumpen fallen, der einmal Jalwar-Zancresta, Hexer von Malderpot gewesen war.
    »ICH MUSS SCHON SAGEN«, brummte der Dschinn in einer etwas weniger betäubenden Lautstärke, »DA VERSUCHT MAN GANZE ZEITALTER LANG, EIN KLEINES GESCHÄFT ZU FÜHREN, UND EWIG BEKOMMT MAN MIT FAULEN KUNDEN ZU TUN. UND DA WIR GERADE BEIM THEMA SIND...« Der riesige, zahnbewehrte Schädel und die stechenden gelben Augen richteten sich auf Jon-Tom.
    »ES GIBT NOCH MEHR ZU TUN.«
    »He, einen Augenblick mal!« sagte Jon-Tom und wich zurück. »Wir wollen für das bezahlen, was wir haben wollen. Wir sind nicht hergekommen, um irgend jemanden übers Ohr zu hauen.« Er blickte Snooth an, die nur hilflos die Schultern zuckte. Nun, da der Dschinn erst einmal zu Hilfe gerufen worden war, war sie anscheinend nicht dazu in der Lage, die Herrschaft über ihn zu behalten.
    »FÜR EURE WARE DÜRFT IHR WOHL BEZAHLEN, ABER NUN BIN ICH HERBEIGERUFEN WORDEN, UND ICH MUSS EBENFALLS ENTLOHNT WERDEN. WIE WILLST DU DAS TUN, BLEICHER WURM? ICH BRAUCHE DEIN GELD NICHT. VIELLEICHT SINGST DU MIR JA EIN LIED VOR, DAMIT ICH EUCH ZIEHEN LASSE?« Vulkanisches
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