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Der Tag der Dissonanz

Der Tag der Dissonanz

Titel: Der Tag der Dissonanz
Autoren: Alan Dean Foster
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einer...!«
    Den Rest hörte Jon-Tom nicht mehr. Er hatte sich umgedreht, um den Gang zu mustern. Der war voller Rauch von den herbeibeschworenen Blitzen, und der von der Decke gerieselte Staub schwängerte noch immer die Luft. Weder von Zancresta noch von der rächenden Roseroar war eine Spur zu sehen. Der Kampf hatte sich in einen anderen Gang, eine andere Regalreihe verlagert. Snooth war ebenfalls verschwunden, was auch verständlich war. Die Besitzerin hatte sich an einen sicheren Ort zurück gezogen, um dort den Ausgang der Auseinandersetzung abzuwarten, genau wie Jon-Tom es an ihrer Stelle getan hätte.
    »Steh auf, Mudge«, sagte Jon-Tom ungeduldig. »Wir müssen Roseroar helfen.«
    Der Otter erhob sich, noch immer eine Pfote auf der leichten Wunde haltend. »Dieses Massiv von einem Weib braucht keine 'ilfe, Kumpel. Ich werd dir zwar 'elfen, sie zu finden, aber ich wette, daß sie diesen Bastard Zancresta vorher schon erwischt.«
    Er schnitt eine Grimasse und inspizierte seine Messerwunde, »'at mir 'ne gute Weste versaut, 'at er.«
    »Warte.« Jon-Tom spähte in den Dunst hinaus, der den Gang erfüllte. »Ich glaube, da kommt sie.«
    Doch es war nicht Roseroar. Es bewegte sich auf vier Beinen, und sein goldenes Fell glänzte sogar noch in dem matten Licht. Auf dem breiten Rücken hielt sich die nackte Gestalt einer jungen Frau fest, die so rosa durchgebraten aussah wie ein gekochter Hummer.
    Drom trabte auf sie zu und blieb schließlich neben ihnen stehen. Er hatte Schaum vor dem Mund und war schweißnaß.
    »Die Hitze«, erklärte er unnötigerweise. »Entsetzliche Hitze.« Wahnwitz glitt von dem Rücken des Einhorns direkt in Jon- Toms Arme. Sie war fast ohnmächtig. »Sie ging gerade blindlings und schnurstracks auf eine offene Lavagrube zu. Ich bin gerade noch rechtzeitig gekommen.«
    »Jon-Tom.« Er hielt sie vorsichtig fest, wobei er sich der Verbrennungen ersten Grades äußerst drastisch bewußt war, die ihren ganzen Körper in Mitleidenschaft gezogen hatten. »Ich... ich weiß nicht, was passiert ist... was ich getan habe. Jalwar... er hat in mir ein so seltsames Gefühl ausgelöst. Ich war zu keinem eigenen Gedanken mehr fähig.« Sie lehnte sich gegen ihn.
    »An jenem Morgen, an dem er mich weckte und mich dazu zwang, ihm aus dem Lager zu folgen, wollte ich aufschreien, dich warnen, aber ich konnte nicht. Er hieß mich mitgehen, für ihn kochen und schleppen und Dinge besorgen, aber das war nicht wirklich ich, das war nicht ich! Ich war wie eine Gefangene in meinem eigenen Körper und konnte nicht mehr heraus.« Nun schluchzte sie, und die Tränen benetzten seine Brust. Sie beugte sich zurück und blickte erstaunt zu ihm hinauf.
    »Ich weine ja! Ich dachte, ich würde nie wieder weinen können!«
    »Du bist hypnotisiert worden«, erklärte Jon-Tom ihr. Als sie nicht aufhörte, ihn verständnislos anzublicken, ergänzte er: »Das ist eine Art Magie. Du konntest dir selbst nicht helfen.« Er drückte sie an sich, und als sie vor Schmerz aufstöhnte, ließ er sie hastig wieder los. »Wir müssen etwas wegen deiner Verbrennungen unternehmen. Vielleicht hat Snooth irgendwas auf Lager. Wir können auch für dich Medizin kaufen. Ich habe immer noch die drei Goldstücke, die Mudge in Snarken nicht verloren hat.«
    »Ist schon in Ordnung«, flüsterte sie. »Ich bin schon wieder in Ordnung.« Sie wandte sich an Drom. »Aber nur, weil er erschienen ist. Ich wußte nicht, was ich denken sollte, als er plötzlich den Gang entlang hinter mir hergaloppiert kam. Dann hat er mir erzählt, wer er ist und daß er ein Freund von dir ist und daß ihr alle zusammen hier im Berg seid. Daß ihr gegen Jalwar-Zancresta kämpft.« Sie lief auf das Einhorn zu, legte Drom die Arme um den Hals und drückte ihn dankbar an sich.
    Drom duldete diesen Beweis ihrer Zuneigung ein kurzes Weilchen, dann wich er zurück und riß sich los. »Es war mir eine Freude, zu Diensten gewesen zu sein, Madame, aber wir wollen uns doch nicht von unseren Gefühlen überwältigen lassen.«
    »Aber ich dachte...« Wahnwitz sah verletzt aus, und Jon-Tom beeilte sich, sie zu beruhigen.
    »Drom will nicht unfreundlich sein, Wahnwitz. Er ist nur er selbst. Das werde ich dir später mal erklären.« Er blickte das Einhorn an. »Das war ein sauberes Stück Rettungsarbeit, Drom.«
    »Ich versuche eben mein Bestes.« Das Einhorn suchte den Gang ab. »Wo ist der Böse? Und die große Katze? Habt ihr ihn besiegt, als ich fort war?«
    »Nein.« Jon-Tom
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