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Der Tag, an dem John Dillinger starb

Der Tag, an dem John Dillinger starb

Titel: Der Tag, an dem John Dillinger starb
Autoren: Jack Higgins
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sofort von aufgeregten Reportern umringt, die alle zugleich auf sie einredeten. Die beiden stämmigen Deputies begannen, ihr einen Weg durch die Menge zu bahnen, während sie irritiert ausrief: »Könnt ihr einen nicht mal in Ruhe ‘ne Tasse Kaffee trinken lassen?«
     Jarvis, der sie abschätzend beobachtet hatte, wandte sich plötzlich an Martha Ryan. »Sie ist im Augenblick nicht bereit, Dillinger von einem der Männer interviewen zu lassen – aber was ist, wenn ich sie dazu überrede, Sie zu ihm reinzulassen?«
     Martha Ryan starrte ihn skeptisch an. »Sehen Sie denn eine Chance dafür?«
     »Schon möglich, aber nur unter einer Bedingung: Sie teilen sich die Story mit mir und sonst niemandem. Einverstanden?«
     Sie griff impulsiv nach seiner Hand und drückte sie. »Abge­
    macht, Mr. Jarvis.«
     Er stand auf, als Lillian Holley sich durch die Menge drängte. »He, Lillian! Hierher!«
     Sie blieb stehen und sah zu ihm hinüber. »Mike Jarvis, Sie sind noch immer da? Sie geben nicht so leicht auf, was?«
     Nachdem sie der jungen Frau einen prüfenden Blick zuge­
    worfen hatte, kam sie an den Tisch, wo Jarvis ihr seinen Stuhl anbot. »Hier, nehmen Sie Platz.«
     Sie setzte sich, und die beiden Hilfssheriffs bauten sich mit verschränkten Armen als Schutzwall zwischen ihr und den Reportern auf, die sich widerstrebend an die Bar zurückzogen.
     »Machen Sie uns miteinander bekannt, Mike«, forderte sie den Journalisten auf.
     »Miss Martha Ryan von der Denver Press«, stellte er ihr seine Kollegin vor. »Mrs. Lillian Holley.«
     Mrs. Holley runzelte die Stirn. »Ihr Chefredakteur ist ver­ rückt, wenn er glaubt, daß ein Mädchen wie Sie sich in diesem Wolfsrudel behaupten kann. Sie kommen wohl frisch vom College?«
     »Ganz recht, Mrs. Holley.«
     Ein Kellner servierte Kaffee. »Ich verstehe, ihm geht’s um ‘nen neuen Blickwinkel«, sagte Lillian Holley. »Schließlich sind Tausende von heißblütigen amerikanischen Frauen scharf auf Johnny Dillinger.«
     Martha Ryan wurde rot, und Jarvis warf ein: »Für die junge Dame ist das ihr erster großer Auftrag, Lillian.«
     »Als nächstes erzählen Sie mir wahrscheinlich, daß ihre al­ ternde Mutter im Krankenhaus liegt und sie das Geld braucht.«
     Jarvis wandte sich grinsend an Martha. »He, das haben Sie mir bisher verschwiegen!«
     Martha Ryan lächelte. »Ich will Sie nicht beschwindeln, Mrs. Holley. Ein Exklusivbericht von hier würde unter meinem Namen erscheinen und könnte mir helfen, Karriere zu ma­ chen.«
     Lillian Holley betrachtete sie gelassen. »Hmmm«, meinte sie, »eigentlich ist’s nett, zur Abwechslung mal ‘ne ehrgeizige Frau statt dieser aufdringlichen Männer zu sehen.«
     »Lassen Sie mich nur fünf Minuten mit ihm reden«, bat Martha Ryan. »Bitte, Mrs. Holley, das könnte meine ganz große Chance sein.«
     Jarvis tätschelte Martha Ryans Hand. »Sie verlangen zuviel, Schätzchen. Ich meine, diese ganze Bande hockt seit Tagen hier und lauert auf eine Gelegenheit, mit John Dillinger zu sprechen. Die Kerle würden glatt überschnappen, wenn … Nein, das ist nicht zu machen.«
     Lillian Holley beobachtete, wie Martha Ryan unauffällig ihre Hand wegzog, bevor Jarvis sie nochmals herablassend tät­ scheln konnte. »Ihr Männer bildet euch immer ein, alles zu wissen!« erklärte sie Jarvis und schluckte damit seinen Köder. »Wer hat Ihrer Meinung nach hier das Sagen, verdammt noch mal? Wenn ich entscheide, daß die Kleine zu Dillinger darf, wird sie zu ihm vorgelassen, ohne daß diese Hyänen was dagegen machen können.«
     »Entschuldigung, Lillian, so war’s nicht gemeint«, sagte Jarvis hastig.
     Lillian Holley beugte sich über den Tisch und nickte Martha Ryan zu. »Ich lasse Sie fünf Minuten zu ihm, aber keine Minute länger, verstanden?«
     Die junge Frau starrte sie verblüfft an. »Ist das Ihr Ernst? Wirklich Ihr Ernst? Fünf Minuten mit Dillinger.«
     »He, das ist ‘ne prima Überschrift für Ihren Exklusivbericht!« warf Jarvis ein.
     »Ich gehe jetzt«, sagte Lillian Holley. »Melden Sie sich in ein paar Minuten am rückwärtigen Eingang des Gefängnisses. Sie werden dort erwartet. Und Sie halten vorerst den Mund, ist das klar?«
     »Selbstverständlich, Mrs. Holley«, versicherte Martha Ryan ihr eifrig.
     Lillian Holley stand auf und wandte sich an Jarvis. »Das gilt übrigens auch für Sie, Mike. Wenn Sie nicht dichthalten, brauchen Sie nie mehr zu mir zu kommen.«
     Sie nickte den beiden
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