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Der Tag, an dem John Dillinger starb

Der Tag, an dem John Dillinger starb

Titel: Der Tag, an dem John Dillinger starb
Autoren: Jack Higgins
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leise.
     »Nationalgardist.«
     »Nur einer?« Als der Häftling nickte, forderte Dillinger ihn auf: »Ruf ihn raus.«
     Der Kalfaktor gehorchte. Sekunden später öffnete sich die Tür, und ein uniformierter junger Nationalgardist erschien auf der Schwelle. Er bekam vor Schreck große Augen und riß sofort die Hände hoch.
     Hinter ihm auf dem Tisch lagen zwei geladene ThompsonMaschinenpistolen. Dillinger ging an ihm vorbei und starrte die Waffen einen Augenblick an. »Der Teufel soll mich holen!« sagte er. »Besten Dank!«
     Er steckte seine eigene Pistole in die Jackentasche, klemmte sich die Maschinenpistolen unter die Arme und wandte sich an die beiden Männer. »Okay, wir gehen jetzt nach oben – in den obersten Korridor im neuen Trakt. Seht ihr dabei irgendwelche Schwierigkeiten, Leute?«
     »Nein, Mr. Dillinger!« versicherten sie ihm eifrig, und der Kalfaktor machte kehrt, um vorauszugehen.
     Einige Minuten später schob Youngblood, der jetzt eine der Maschinenpistolen umklammert hielt, die beiden in die nun ziemlich überfüllte Zelle. »Blunk brauchen wir hier draußen«, unterbrach ihn Dillinger.
     Youngblood zog den Hilfssheriff am Arm auf den Korridor hinaus, knallte die Tür zu und sperrte ab. »Was kommt jetzt?« erkundigte er sich.
     »Der Weg ist bis runter zum Büro und zum Hauptausgang frei, aber das wäre viel zu öffentlich.«
     »Was tun wir dann?«
     »Wir verschwinden durch den Hinterausgang – und dies hier ist der Mann, der uns den Weg zeigt, stimmt’s, Mr. Blunk?«
     Ernest Blunk seufzte erneut schwer. »Wie Sie meinen, Mr. Dillinger.«
     »Oh, das meine ich nicht nur«, widersprach Dillinger ihm, »ich bestehe sogar darauf!« Er schob den Hilfssheriff vor sich her den Korridor entlang.

    Es regnete, als sie zehn Minuten später das Gefängnis durch den Hinterausgang verließen und auf der Gasse hinter dem Gebäude stehenblieben. Dillinger und Youngblood trugen Regenmäntel, die sie drei einheimischen Farmern abgenommen hatten, die sie in der Küche beim Essen überrascht hatten. Die
    Farmer waren jetzt auf einer Toilette eingesperrt.
    »Wie weit ist’s bis zur Garage?« fragte Dillinger Blunk.
    »Gleich dort drüben – keine hundertfünfzig Meter«, antworte­
    te der Deputy.
     »Okay«, sagte Dillinger. »Sie gehen voraus, aber denken Sie daran, was ich unter diesem Regenmantel habe, falls Sie plötzlich um Hilfe rufen möchten.«
     Er hob seine Maschinenpistole etwas höher, so daß die Mün­ dung sichtbar wurde, und Blunk versicherte ihm hastig: »Hier gibt’s keine Schwierigkeiten, Mr. Dillinger, bestimmt nicht von meiner Seite. Wir sind schon bis hierher gekommen, nicht wahr? Ich möchte Sie nur noch loswerden. «
     Blunk ging voraus, führte sie an der Rückseite des Kriminal­ gerichts vorbei und betrat wenig später eine große Garage mit angeschlossener Werkstatt. Dort arbeitete lediglich ein einzel­ ner Automechaniker.
     Er sah von der Arbeit auf, als sie durch den Seiteneingang hereinkamen, »Hallo, Mr. Blunk.«
     Da er Dillinger offenbar nicht erkannt hatte, sagte Blunk: »Ed Saager, der beste Automechaniker unserer Stadt – Mr. Dillin­ ger.«
     Saager erschrak sichtlich, und Dillinger nahm den Regenman­ tel von seiner Maschinenpistole. »Welcher der Wagen hier läuft am besten?«
     »Hmmm, das wäre der Ford dort drüben«, antwortete Saager. »Mrs. Holleys Wagen.«
     »Zündung einwandfrei eingestellt?«
     »Der Motor läuft wie ‘n Uhrwerk.«
     »Keilriemen in Ordnung?«
     »Letzten Monat ersetzt.«
     »Beschleunigung?«
     »Besser als alle anderen, die hier stehen.«
     »Okay, den nehmen wir. Sie setzen sich nach hinten zu mei­
    nem Freund, und Sie, Mr. Blunk, sind unser Chauffeur. «
     Saager öffnete den Mund, als wolle er protestieren, überlegte sich die Sache und stieg wortlos neben Youngblood ein. Blunk setzte sich ans Steuer und ließ den Motor an, während Dillinger auf dem Beifahrersitz Platz nahm.
     »Hübsch langsam und gleichmäßig, Mr. Blunk«, mahnte er, als sie auf die Hauptstraße hinausfuhren. »Wir haben’s nicht eilig.«
     Er lehnte sich zurück und zündete sich in aller Ruhe eine Zigarette an.

    Mike Jarvis und Martha Ryan saßen in einer Nische in der Rückwand der Hotelhalle bei einem verspäteten Frühstück, als auf der Straße aufgeregtes Stimmengewirr laut wurde. Dann rief eine schrille Stimme: »Dillinger ist ausgebrochen!«
     Jarvis sprang auf und lief hinaus, während Martha Ryan, der plötzlich
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