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Der Tag, an dem John Dillinger starb

Der Tag, an dem John Dillinger starb

Titel: Der Tag, an dem John Dillinger starb
Autoren: Jack Higgins
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nächsten Augenblick kniete Rose neben ihm. Er bekam wieder Luft und wußte, daß alles gut werden würde.

    18

    Rose nahm Juanita bei sich auf, als sei sie ihre eigene Tochter. Als Riveras nächste erwachsene Verwandte sorgte sie unter Einsatz ihrer ganzen Autorität dafür, daß Dillinger die zwan­ zigtausend Dollar in Gold bekam, die Rivera ihm versprochen hatte. Und als Dillinger vorschlug, die Fallon zustehenden fünftausend Dollar an Chavasse auszuzahlen, damit er nicht länger Hoteldirektor und Barkeeper in einem fremden Land sein mußte, war Rose auch damit einverstanden. Weniger leicht fiel es ihr, die Tatsache zu akzeptieren, daß Dillinger sich im Laufe der Wochen zur Rückkehr in seine Heimat entschlossen hatte.
     Nachita begleitete sie zur Grenze, weil er eine Stelle kannte, wo Dillinger sie überschreiten konnte, ohne im geringsten befürchten zu müssen, er könnte entdeckt werden. Rose ritt neben Nachita her, aber auf den letzten zwei, drei Meilen ließ sie den Apachen ihr Pferd führen und saß bei Dillinger im Auto. Die bevorstehende Trennung tat weh.
     »Wenn ich dich nur in Indiana kennengelernt hätte!« sagte Dillinger.
     »Wenn du mich in Indiana kennengelernt hättest, hättest du gar nicht auf mich geachtet«, antwortete Rose.
     »Du wärst mir überall aufgefallen!«
     Als sie die Grenze erreichten – ein unwirtliches Gebiet mit Kakteen und Dornengestrüpp –, hielt Dillinger, legte Rose beide Hände auf die Schultern und sagte: »Bitte, komm mit.«
     »Ich liebe dich, Johnny«, erwiderte sie. »Aber ich kann un­
    möglich mit einem Mann gehen, der nicht weiß, wohin er unterwegs ist.«
     Daraufhin bot er Rose seinen weißen Chevrolet als Geschenk an. »Dann weißt du«, erklärte er ihr, »daß ich bestimmt zu­ rückkomme.«
     »Weil du den Wagen liebst.«
     »Weil ich euch beide liebe. Wenn du ihn in Mexiko zuläßt und schwarz oder rot spritzen läßt, gibt’s garantiert keine Schwierigkeiten.«
     »Du hast etwas vergessen«, wandte Rose ein. »Ich kann nicht Auto fahren.«
     Dillinger sah zu Nachita auf seinem Pferd hinüber. Auch er konnte nicht Auto fahren.
     Und so sagte er den beiden Lebewohl. »Wißt ihr, was ihr hier in Mexiko braucht? Mehr Banken.«
     Dillinger fuhr über die unsichtbare Linie, die Mexiko von seiner Heimat trennte, ohne sich noch einmal umzusehen. Er bemühte sich, so schnell wie möglich eine gute Straße zu erreichen, und kam als erstes in die kleine Stadt Las Cruces in New Mexico. Unterdessen war er zu der Einsicht gelangt, daß er nicht länger mit einem Wagen herumfahren durfte, nach dem das FBI und weiß Gott wie viele Polizisten fahndeten.
     In einer Seitenstraße entdeckte er ein schwarzes Ford
    Kabriolett, das wie tausend andere Ford-Kabrioletts aussah. Er parkte mit dem Chevvy dahinter und hatte den Ford binnen weniger Minuten kurzgeschlossen. Nachdem er sich davon überzeugt hatte, daß er nicht beobachtet wurde, lud er sein Gepäck um: die Koffer mit dem Gold, der Thompson, einigen Kleidungsstücken und dem Foto von Rose, das sie ihm zum Abschied geschenkt hatte und das zu groß war, als daß er es in seiner Brieftasche hätte aufbewahren können.
     Als Dillinger mit dem Ford davonfuhr, warf er noch einen Blick in den Rückspiegel. Das weiße Kabriolett war wirklich ein verdammt schöner Wagen!
     Er parkte in der Stadtmitte und fragte einen Polizeibeamten, ob es irgendwo in der Nähe einen Eissalon gebe.
     »Ja, Sir«, antwortete der Uniformierte, »gleich hier um die Ecke.«
     Dillinger tippte dankend mit zwei Fingern an die Hutkrempe.
     An der Theke saßen vier Teenager, die Sodawasser mit Eis­
    creme tranken. »Ich möchte einmal Schwarz und Weiß«, bestellte Dillinger, als der Mixer zu ihm kam.
     Das Schokoladensoda mit Vanilleeis schmeckte wie seine sämtlichen Jugenderinnerungen zusammen.
     »Macht zehn Cent«, sagte der Mixer.
     »Das ist das beste Eiscremesoda gewesen, das ich seit langem bekommen habe«, erklärte Dillinger ihm.
     Der Mixer strahlte. »Die anderen Gäste«, beschwerte er sich und zeigte dabei auf die Teenager, »sagen nie was Nettes über meine Sodas.«
     Dillinger legte einen Quarter auf die Theke. »Der Rest ist für Sie.«
     »Oh, vielen Dank!« sagte der Mixer und hoffte, der freigebige Unbekannte werde ein Stammgast werden.
     Aber der Unbekannte fuhr weiter, immer weiter: durch Ros­ well, Portales und Clovis, dann nach Texas, durch Amarillo, Phillips und Perryton nach Oklahoma, an
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