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Der Tag, an dem du stirbst

Der Tag, an dem du stirbst

Titel: Der Tag, an dem du stirbst
Autoren: Lisa Gardner
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Charlene Rosalind Carter Grant unschuldig ist am Tod unserer drei Päderasten, hat sie sich doch in einem anderen Fall schuldig gemacht.»
    Alex fütterte Jack mit einem fahlen Brei. Es war die erste feste Nahrung, die sie ihm zu verabreichen versuchten: eingeweichte Reisflocken. Immerhin sahen sie als Schmiere auf seinen rosa Wangen ganz reizend aus.
    «Wann wirst du sie festnehmen?»
    «Nicht so bald.»
    Alex simulierte Geräusche eines Flugzeugs. Jack kaufte sie ihm nicht ab. Also übernahm D.D. Sie trug zwar immer noch eines ihrer schwarzen Lieblingsjacketts, war aber zuversichtlich, mehr Erfolg zu haben.
    Alex lehnte sich zurück und musterte sie mit neugierigen Blicken. Er hatte frei an diesem Tag und die Reisflocken selbst zubereitet. In der Küche sah es entsprechend aus.
    «Was ist los? Normalerweise macht dich doch nichts glücklicher als eine schöne Festnahme», sagte er.
    D.D. schnitt eine Grimasse mit eingesaugten Wangen. Jack versuchte, sie zu imitieren, und rundete die kleinen Lippen zu einem O, in das sie schnell ein erstes Löffelchen schob. Ermutigt durch ihren Erfolg sorgte sie für Nachschub. «Erkenntnisse der Ballistik sind vor Gericht nur begrenzt verwertbar. Zum Beispiel würde mir die Frage gestellt, ob es für die Untersuchung einer registrierten Waffe einen hinreichenden Verdacht gegeben habe. Ganz zu schweigen von dem Umstand, dass besagte Waffe widerrechtlich beschlagnahmt wurde, und zwar von einer Polizistin, die selbst gemordet und ihre Taten Charlie in die Schuhe zu schieben versucht hat. Mit anderen Worten: Meine Beweismittel taugen nichts, und mein ganzer Bericht ist für die Katz.»
    D.D. sperrte den Mund weit auf. Jack kicherte. Der zweite Löffel wurde erfolgreich verabreicht.
    «Und trotzdem bist du gut gelaunt?»
    «Weil ich die richtige Nase hatte. Schon bei ihrer ersten Vernehmung war unserer Verdächtigen deutlich anzusehen, dass sie Dreck am Stecken hat. Nicht dass sie durch Boston läuft und Päderasten über den Haufen schießt. Aber irgendetwas hatte Charlie ausgefressen.»
    «Nämlich?»
    «Sie war mit einem reizenden Herrn namens Stan Miller aneinandergeraten. Hatte eine Vorliebe für Hämmer oder ähnliche Schlagwerkzeuge, die er offenbar auch gegen seine Frau zum Einsatz brachte. Vor rund sieben Wochen stürzte er aus seiner Wohnung im fünften Stock und spießte sich an den Streben der Feuerleiter auf, die unter ihm zusammengebrochen war. In der Wohnung hatte es vorher offenbar eine Schießerei gegeben. Frau und Kinder waren verschwunden. Sie werden übrigens immer noch vermisst. Wenn man den Gerüchten in der Nachbarschaft trauen darf, ist es durchaus im Interesse der Restfamilie, verschwunden zu bleiben.»
    «Aber dieser reizende Herr kam, wenn ich richtig verstanden habe, durch den Sturz zu Tode und nicht durch Schüsse.»
    «Beweisen lässt sich nur, dass aus Charlie Grants Waffe auf Stan Miller geschossen wurde, nicht, dass er irgendwelchen Schussverletzungen erlag.»
    «Und trotzdem bist du froh und glücklich.»
    Baby Jack kicherte wieder und prustete, was er im Mund hatte, zur Hälfte auf die Sessellehne, während die andere Hälfte im Gesicht seiner Mutter landete. Trotzdem war sie guter Dinge. Sie rührte in den Reisflocken und wartete auf ihre nächste Chance.
    «Ich will einfach Bescheid wissen», sagte sie. «Ich will wissen, was Charlie Grant getan hat, und wenn ich es weiß, möchte ich sie davon in Kenntnis setzen. Sie ist gefährlich und soll wissen, dass ihr die Bostoner Polizei über die Schulter schaut. Es wäre gut für sie.»
    «Aha. Du spannst sie auf die Folter. Damit erklärt sich deine gute Stimmung.»
    «Ich behalte sie im Auge. Es wird ihr helfen, die Spielregeln einzuhalten, und ich bin mir sicher, dass sie letztlich nichts dagegen hat.»
    Jack hatte zu prusten aufgehört. D.D. verlegte sich wieder aufs Grimassenschneiden und landete zwei Treffer in kurzer Folge.
    «Ich bin in Gedanken schon im September», sagte sie beiläufig.
    Alex beäugte sie. «Urlaub? Willst du weg?» Er schloss die Augen und schluckte. «Du hast also wirklich vor, deine Eltern zu besuchen.»
    «Nicht, wenn es sich vermeiden lässt. Allerdings vermute ich, dass sie hierherkommen. Sie werden sich doch die Hochzeit ihrer Tochter nicht entgehen lassen.»
    Sie beobachtete ihn mit aufmerksamem Blick. Er sperrte die Augen auf, verwundert, vielleicht auch ein wenig irritiert. Ihr Herz klopfte. Sie hatte damit gerechnet, war aber von ihrer Nervosität selbst
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