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Der Tag, als das Ufo-Pony in unseren Garten krachte

Der Tag, als das Ufo-Pony in unseren Garten krachte

Titel: Der Tag, als das Ufo-Pony in unseren Garten krachte
Autoren: Karin Müller
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und die Reitlehrerin dem außerirdischen Pony einen warmherzigen Empfang. Sie hatten eine schöne große Box mit Zugang zu einem eigenen Paddock und Blick auf die Wiese frisch eingestreut. Es duftete nach Heu und Stroh und in der Ecke stand ein großer heller Eimer mit klarem Wasser. Doch Neila rührte nichts an.
    Prüfend hielt Kathi einen Finger in die Flüssigkeit. „Hab ich mir gedacht“, sagte sie und verschwand in der Futterkammer. Sie kam mit einem Verlängerungskabel und einem Tauchsieder zurück und brachte das Wasser damit zum Kochen. Dankbar steckte Neila ihr Glitzermaul in das heiße Wasser und löschte ihren Durst.
    Und weil die Erwachsenen alle noch geblitzstrahlt waren, wunderte sich auch niemand darüber.
    „Waff mabben bir bemm jepft mip bem Brofeffor?“, fragte Mats. Er hatte den Mund voll und biss gleich in den nächsten Keks.
    Kathi brachte gerade einen zweiten Eimer Wasser für Neila zum Kochen. „Du denkst auch nur ans Essen“, rügte sie.
    „Neimm, am bem Brofeffor“, widersprach Mats beleidigt. „Biebem Jahre bimd eime bange Bfeid.“
    „Eine bange Zeit?“
    „Blllangggg!“, bemühte sich Mats um etwas deutlichere Aussprache.
    „Ach so“, meinte Kathi und wischte sich angeekelt ein paar feuchte Kekskrümel von der Hose. „Na ja. Da draußen stehen bleiben kann er nicht. Da hast du schon recht. Es sieht nach Regen aus. Neila? Du musst etwas dagegen tun! Hast du eine Idee?“
    Das glitzernde Pony schien seinerseits ganz in Gedanken versunken zu sein. Der MP3-Player gab leise knarzende und pfeifende Laute von sich. Es klang fast, als ob Neila schnarchen würde. Doch auch wenn sie ein wenig abwesend wirkte, sie hatte die Augen geöffnet.
    „Neila?!“, fragte Mats, der jetzt endlich ausgekaut und hinuntergeschluckt hatte und wedelte mit seiner Hand vor ihrem Gesicht herum.
    „Ich brauche eine Substanz, die mir genügend Kraft verleiht, meine Materie mittels Gedankenkraft aus der Erdanziehungskraft zu katapultieren und zumindest bis in die Umlaufbahn eures Planeten zu schleudern. Von da kann ich mich abholen lassen“, sprudelte es mit einem Mal aus dem außerirdischen Pony heraus.
    „Und woher weißt du das?“, fragte Mats.
    „Und wie soll das gehen?“, fragte Kathi.
    „Und wo ist der Professor?“, fragte Neila.
    Wie vom Donner gerührt drehten die Kinder ihre Köpfe zum Stallfenster. Sie trauten ihren Augen kaum. Tatsache! Kabatuk war verschwunden. Einfach weg!
    „Na, wenn den mal keiner auf die Schubkarre geladen und zum Misthaufen gefahren hat“, unkte Mats. „Er stand ja auch wirklich ein bisschen im Weg.“
    „Das ist nicht witzig“, schimpfte Kathi. „Was machen wir denn jetzt?“

    „Ich habe nur ein begrenztes Zeitfenster“, sagte Neila. „14 Gammastunden.“
    „Moment mal, und wie viel ist das auf der Erde?“, fragte Mats.
    Erstaunt sah Neila ihn an. „Berücksichtigt man die Zeit, die eure Erde um die Sonne braucht und die Achse der Mondlaufbahn … dann sind das nach eurer Zeitrechnung … knapp 17 Minuten.“
    „Ui“, machte Mats. „Und bis dahin wollen wir den Professor finden, dein Raumschiff reparieren und einen geeigneten Kraftstoff finden? – Und wenn nicht?“
    „Dann muss ich weitere 327 Jahre auf ein neues Zeitfenster warten“, schnarrte es aus dem MP3-Player, und Neila biss knurpsend ein Stück Beton aus der Wand.
    „Gamma oder Erde?“, fragte Kathi blass, obwohl das eigentlich keine überragende Rolle spielte. So gern sie ein eigenes Pony hätte, sie musste einsehen, dass es schwierig werden würde, einer schnippischen Neila täglich unbemerkt genügend Beton und kochendes Wasser zu verfüttern, ständig jemanden zu blitzstrahlen, weil er außerirdische MP3-Player-Gespräche mitangehört hatte, und so weiter und so weiter … „Moment mal“, raunte Kathi erschrocken. „Du hast uns bei deiner Berechnung, was den Professor betrifft, bestimmt auch die Gammazeit genannt, oder?“
    „Hochgerechnete Kalkulation in Gammazeit, korrekt. Bedeutet nach irdischer Zeit – etwa einen halben Tag.“
    „Und der ist mit Sicherheit um“, stellte Kathi fest. „Der Professor ist nicht abtransportiert worden! Der ist auf und davon!“
    „Und ist das gut oder schlecht?“, fragte Mats.
    „Das kommt wahrscheinlich darauf an, inwieweit er sich erinnern kann und was er vorhat“, mutmaßte Kathi und sah Neila an.
    Sie musste nachdenken. Neila brauchte Futter für ihren Motor.

Kapitel 8

    … in dem in letzter Minute ein Hafermotor entwickelt wird,
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