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Der Tag, als das Ufo-Pony in unseren Garten krachte

Der Tag, als das Ufo-Pony in unseren Garten krachte

Titel: Der Tag, als das Ufo-Pony in unseren Garten krachte
Autoren: Karin Müller
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Kleber gelöst und nun war der braune Ponykopf aufgeweicht. Die ehemals schwarze Mähne schimmerte rosa durch. Kathi pustete traurig einen Regentropfen weg, der unter ihrer Nasenspitze hing und sie kitzelte.
    „Kathi? Bist du das?“ Das Küchenfenster war einen Spalt breit geöffnet. Schemenhaft sah Kathi, wie ihre Mutter sich hinter dicken Regenschlieren am Fensterglas bewegte. „Komm schnell rein, es regnet!“ Das Küchenfenster wurde wieder zugezogen.
    „Ach was“, brummte Kathi zu sich selbst. „Das hätte ich fast nicht gemerkt.“ Sie nahm ihre Reitkappe vom Gepäckträger und hängte sie an einen großen Nagel in der Wand. Die quietschenden Gummistiefel zog sie ebenfalls gleich hier aus. Reitsachen durften nicht ins Haus. Da war ihre Mutter eigen. Kathi stellte die Stiefel auf den Kopf, damit das Wasser herauslaufen konnte, schlüpfte mit nassen Strümpfen in ihre Clogs und beeilte sich, ins Trockene zu kommen.
    Sie rannte am Springbrunnen mit der kleinen Ponyfigur vorbei. Der plätscherte im Regen fröhlich vor sich hin. Jemand hatte wohl vergessen, ihn abzustellen. Aber jetzt wollte Kathi nicht noch einmal zurück zum Schuppen laufen und den Schalter betätigen. Schwarze Wolken schienen sich direkt über ihr zusammenzuballen. Es wurde zunehmend dunkler. Dabei war es noch gar nicht so spät. Kathi rannte das kurze Stück über den Hof und die Treppe zum Kücheneingang hinauf. Im Windfang zog sie die triefende Weste aus und kickte die Clogs in die Schuhkiste. Bevor sie hineinging, schüttelte sie ihre Haare wie ein Hund, dass die Tropfen in dicken Spritzern an der Tapete landeten. Dabei bemerkte sie nicht, dass Annabell Ringelbloom bereits im Türrahmen stand.
    „Kathi! Muss das sein?“, rügte ihre Mutter prompt. Sie hielt ihrer Tochter ein Handtuch hin und wischte sich ein paar Regenspritzer vom Unterarm. „Hier! Und das nächste Mal hörst du auf mich und nimmst eine Regenjacke mit. Jetzt ab unter die Dusche. In zehn Minuten gibt es Abendbrot.“ Sie spähte in den Himmel. „Da braut sich ganz schön was zusammen. Wie dunkel es auf einmal ist … ungewöhnlich.“
    Kathi zog einen Flunsch und trottete ins Bad. Ihre Strümpfe hinterließen feuchte Fußabdrücke auf dem hellgrünen Linoleumboden im Flur.
    Mats schoss grußlos an ihr vorbei Richtung Küche. „Mama! Kann ich nicht wenigstens ins Internet, wenn ich schon kein Fernsehen schauen darf?“, quäkte er.
    „Auf gar keinen Fall!“, schimpfte Annabell Ringelbloom tellerklappernd aus der Küche. „Bei so einem Unwetter bleiben alle Stecker gezogen. Sicher ist sicher. Dass der Blitz irgendwo einschlägt, würde mir jetzt gerade noch fehlen. Hilf mir lieber, den Tisch zu decken und sag deinem Vater Bescheid, dass das Essen gleich fertig ist.“
    „Och menno“, hörte Kathi Mats nölen, bevor sie die Badezimmertür zuzog und die Dusche anstellte. Wenigstens war sie nicht die Einzige, die nicht bekam, was sie wollte. So!
    Als sie eine Viertelstunde später alle beim Essen saßen, regnete es immer noch in Strömen und draußen war es stockfinster, obwohl es noch gar nicht so spät war. Mats nölte immer noch, Kathi schmollte immer noch und die Eltern unterhielten sich über langweilige Politiknachrichten, als auf einmal ein Riesenknall ertönte. Das ganze Gebäude zitterte, von den Bildern an der Wand bis zum Geschirr auf dem Tisch. Dann zischte etwas im Garten, das sich anhörte wie eine riesige Feuerwerksrakete. Und gleich darauf wurde es auch drinnen schlagartig dunkel.
    „Oh, oh“, machte Kathi.
    „Geilomat!“, tönte Mats’ Stimme irgendwo aus der Dunkelheit.
    „Hinnerk? War das ein Blitz?“, hörte Kathi ihre Mutter fragen. Dann wurde ein Stuhl zurückgeschoben.
    Seufzend stand Hinnerk Ringelbloom auf. Zumindest vermutete Kathi das anhand der Geräusche, denn es war immer noch zappenduster. Sie hörte tapsende Schritte. „Das wird wohl die Sicherung gewesen sein. Ich hole eine Taschenlampe und seh mal nach dem Sicherungskasten“, verkündete ihr Vater.
    „Ich hole Streichhölzer“, rief Mats begeistert und sprang ebenfalls auf. Gleich darauf ertönte ein Schmerzenslaut.
    „Was ist passiert?“, fragte Kathi alarmiert.
    „Ich hab mir den Fuß angehauen“, stöhnte Mats zwischen zusammengebissenen Zähnen.
    Es blitzte und gleich darauf krachte erneut ein Donner direkt über ihnen, aber der war längst nicht so laut wie der vorige.
    „Mama, ich brauch ein Kühlpad“, jammerte Mats. Da war es auch schon wieder dunkel. Ihre
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