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Der süße Hauch von Gefahr

Der süße Hauch von Gefahr

Titel: Der süße Hauch von Gefahr
Autoren: Shirlee Busbee
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fand er die Tür zur Bibliothek, und innerhalb von zwei Minuten, nachdem er über die Mauer gestiegen war, war er in Lord Ormsbys Allerheiligstes vorgedrungen. Er wartete reglos, suchte mit den Augen das Zimmer ab. Ein schwacher Lichtschimmer drang unter der Tür zum Flur ins Innere des Hauses hindurch und unterbrach das sonst undurchdringliche Dunkel. Schwarze Schatten ragten hier und dort auf, aber er war mit der Einrichtung gut genug vertraut, sodass er sicher den Raum durchquerte und zum kunstvoll mit Schnitzereien verzierten Schreibtisch gelangte, der vor mehreren bodenlangen Fenstern stand.
    Er hatte Ormsbys Versteck bereits in der ersten Nacht gefunden, in der er ins Haus eingebrochen war – wobei »eingebrochen« nicht ganz das richtige Wort dafür war, weil er lediglich die Tür hatte aufstoßen müssen und einfach die Bibliothek betreten konnte. Er hatte während seiner Beobachtung der Tagesabläufe im Ormsby’schen Haushalt festgestellt, dass es bis auf die Eingangstür vorne und die Tore auf der Rückseite des Gebäudes nichts gab, was jemanden aufgehalten hätte, der sich dem Haus mit unlauteren Absichten näherte. Das Haus war wie eine überreife Frucht, die darauf wartete, gepflückt zu werden. Er grinste. Was seine Aufgabe umso leichter machte. Er zog die unterste Schublade auf der rechten Seite des Schreibtisches heraus; seine geschickten Finger machten mit dem Geheimversteck dahinter kurzen Prozess. Eine Mischung aus Hohn und Genugtuung glitt über seine Züge. Glaubte Ormsby eigentlich wirklich, dass ein kluger Dieb das Versteck und dessen Inhalt nicht entdecken würde?
    Asher brauchte kein Licht, um die berühmte Ormsby-Diamantkette zu finden, die Größe der Edelsteine und das schwere Gewicht des Schmuckstückes verrieten es ihm, sobald er es berührte. Er hatte das Halsband in Wirklichkeit nie selbst zu Gesicht bekommen; genau genommen war es bis auf die paar Gelegenheiten, zu denen der gegenwärtige Marquis es seinen verschiedenen Bekannten gezeigt hatte, in den vergangenen fünfzig Jahren nicht in der Öffentlichkeit zu sehen gewesen, also nicht mehr seit dem Tod von Ormsbys Mutter. Aber Asher hatte es auf Lady Marys Portrait betrachten können, die die erste Marchioness von Ormsby gewesen war und deren Gemälde in der großen Galerie in Ormsby Place hing.
    Obwohl er sich das Halsband genau angesehen hatte, denn es war schließlich ziemlich berühmt, hatte er nicht daran gedacht, es zu stehlen … damals noch nicht. Wie ein pflichtbewusster Gast hatte er das Gemälde betrachtet, hatte sich mit erfahrenem Blick die Größe und Ausstrahlung der Diamanten eingeprägt, die sogar im Bild noch bemerkenswert war. Nein, da hatte er nicht vorgehabt, es zu stehlen, und er wäre heute Nacht auch nicht hier, um es aus der Geheimschublade zu nehmen und in die eigens dafür genähte Tasche seines Rockes zu stecken, wenn Ormsby nicht …
    Sein Mund wurde schmal. Es war einer seiner Grundsätze, von niemandem zu stehlen, den er kannte, und er neigte auch nicht dazu, einen Groll gegen andere zu hegen, vor allem gegen Nachbarn nicht, auch wenn sie unerträglich eitel, arrogant und lästig waren, aber in Ormsbys Fall war er willens, eine Ausnahme zu machen. Der Bastard hätte nicht den Lieblingshund meiner Großmutter erschießen sollen, überlegte er grimmig.
    War es kleinlich, ein unbezahlbares Familienerbstück wegen eines toten Hundes zu stehlen? Asher zuckte die Achseln. Vielleicht. Aber es würde lange Zeit dauern, bis er die untröstliche Miene seiner Großmutter würde vergessen können, als der leblose Körper ihres ältlichen Spaniels, ihrem vertrauten Gefährten und Freund seit vielen Jahren, von einem der Stallburschen Ormsbys vor ihren Füßen abgeladen worden war.
    Mit der ganzen Arroganz seines Herrn hatte der Bursche gesagt:
    »Mylord lässt sein Bedauern ausrichten. Er hat das Tier auf der Straße gesehen und dachte, es sei der Hund, der in letzter Zeit Hennen gerissen hat; er hat ihn erschossen, ehe er bemerkt hatte, dass es Ihr alter Captain war.«
    Asher hatte neben seiner Großmutter gestanden, die Hände zu Fäusten geballt, und mit Mühe den Drang niedergekämpft, loszugehen und Lord Ormsby an Ort und Stelle für seine Grausamkeit einer alten Frau gegenüber zu erwürgen. Tief im Innern wusste er genau, dass Captain absichtlich erschossen worden war. Gerade einmal zwei Tage vorher hatte Ashers Großmutter Ormsbys jüngstes Angebot, ihr mehrere hundert Morgen Land abzukaufen, die an
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