Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Suender und die Lady

Der Suender und die Lady

Titel: Der Suender und die Lady
Autoren: Kasey Michaels
Vom Netzwerk:
die Themse gestoßen hatte, um sich selbst zu retten. Ein schlechter Mensch, eine Kreatur ohne Herz und Gewissen. Und jetzt, da er entlarvt war, auf der Flucht. Er musste aufgehalten, ausgelöscht werden wie ein tollwütiger Hund. Aber er war trotzdem ihr Vater.
    „Tu’s nicht. Geh nicht mit, Puck. Bitte.“
    Ein leises Klicken war zu hören, und einer der Bücherschränke – der, in dem die blauen und die grünen Buchrücken aufgestellt waren – schwang auf. Ein großer Mann trat aus der Öffnung, eine einzelne Kerze in der Hand, und ging zielstrebig zum üppig mit Schnitzereien verzierten Schreibtisch. Er stellte die Kerze ab und zog einen Schlüssel aus seiner Westentasche, doch dann zögerte er. Er zog die Kerze näher heran und sah, dass das Schloss der Schublade aufgebrochen, das Holz zersplittert war.
    Plötzlich alarmiert blickte er auf und spähte um sich.
    „Guten Abend, Reginald“, begrüßte ihn Jack aus der Dunkelheit. Langsam streckte er die langen Beine, erhob sich und trat ins Kerzenlicht. Er hielt mit der einen Hand ein dickes Bündel Papiere in die Höhe, mit der anderen ein in Leder gebundenes Geschäftsbuch: sämtliche Aufzeichnungen über die Verbrechen des Mannes sowie über die anderen Häfen, die die „Pride and the Prize“ anlaufen würde, um weitere menschliche Fracht an Bord zu nehmen. Namen, Orte, Einnahmen. „Suchst du das hier?“
    Hackett wandte sich panisch dem geheimen Durchgang zu, sah sich jedoch Dickie Carstairs und Will Browning gegenüber. Letzterer hielt ein einfallslos gearbeitetes, aber garantiert todbringendes Schwert in der Hand, dessen Spitze aus nur wenigen Zentimetern Entfernung auf Hacketts Brust zielte.
    „Wie – wie sind Sie hier hereingekommen?“
    „Das ist alles, was du wissen willst?“, fragte Jack und gab sich schockiert. „Das ist deine einzige Sorge? Wie wir hier hereingekommen sind? Tatsächlich?“
    Puck, der im Flur gewartet hatte, trat jetzt ins Zimmer, eine große Schatulle mit durchtrennten Lederriemen und aufgebrochenem Schloss in den Händen. Er nickte dem wutschnaubenden Hackett zu, stellte die Schatulle auf den Schreibtisch und öffnete den Deckel.
    „Das hier“, sagte er und hob eines der zahlreichen dicken Notenbündel in die Höhe, „wird im Namen Ihrer verstorbenen Mutter für die Einrichtung eines Heims für Straßenmädchen gespendet. Sehr passend, nicht wahr? Und das hier, Mr Hackett“, fuhr er fort und legte mehrere ordentliche Bündel auf den Schreibtisch, „ersetzt ganz nett Lady Mirandas vormals nicht vorhandene Mitgift. Zwanzigtausend Pfund dürften mehr als ausreichend sein, um Getuschel zum Schweigen zu bringen, sollte ein Skandal sich nicht gänzlich vermeiden lassen. Und das hier“, schloss er, nahm einen kleinen ledernen Geldbeutel aus der Schatulle und steckte ihn ein, „dürfte die Kosten für meine neuen Stiefel decken. Ich vermute, es gibt noch mehr. Verlassen Sie sich darauf, dass wir es finden.“
    Hackett ergriff stotternd das Wort. „J…ja, ja. E…es gibt m…mehr. Viel mehr! U…und alles in Münzen, G…Goldmünzen. Und es gehört Ihnen. A…alles. Aber w…wenn Sie mich u…umbringen, finden Sie es n…nie.“
    „ Au contraire , Reginald“, sagte Jack und warf ein weiteres in Leder gebundenes Geschäftsbuch auf den Schreibtisch. „Ah, ich sehe, Sie erkennen es. Sie haben es im Haus Ihres verstorbenen Partners nicht gefunden, wie? Weil wir ihm nämlich einen kleinen Besuch abgestattet haben, bevor Sie kamen, um ihn zu beseitigen. Mr Browning hier ist ein geschickter Einbrecher. Der Mann hat sich nicht einmal im Schlaf umgedreht. Daraus können Sie noch lernen, Reginald. Holen Sie sich immer zuerst, was Sie haben wollen, und greifen Sie erst dann zum Messer. Nun ja, der kürzlich verstorbene Mr Harley war offenbar ein sehr gewissenhafter Buchhalter. Machen Sie sich also keine Gedanken wegen all dieser hübschen Goldmünzen. Wir wissen, wo sie sich befinden.“
    Hackett schien vor Pucks Augen zu schrumpfen. „Aber du hast Reginalds Frage noch nicht beantwortet, Jack. Bitte, überlasse es mir. Sehen Sie, Mr Hackett, Ratten haben immer ein Schlupfloch. Daran haben Sie selbst uns immer wieder erinnert, und deshalb waren wir sicher, dass Sie ein weiteres nutzen, um heute Abend zurückzukommen und Ihre Habseligkeiten zu holen, während auf der ‚Pride and the Prize‘ die Segel gesetzt werden – oder gesetzt werden sollten. Der Bücherschrank, Mr Hackett? Allzu offensichtlich. Es war eigentlich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher