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Der Sturm aus dem Nichts

Der Sturm aus dem Nichts

Titel: Der Sturm aus dem Nichts
Autoren: James G. Ballard
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einer Hand an der Jacke packend und den schweren Mann über sich ziehend. Kroll stemmte sich auf die Knie hoch, setzte sich rittlings auf Maitland und schlug dessen Hände weg. Er schob seinen Zeigefinger in den Abzugbügel und richtete die Automatik auf Maitlands Brust, doch Lanyon hatte schon einen massiven Kristallaschenbecher vom Schreibtisch gepackt und ließ diesen auf Krolls Nacken niedersausen.
    Der riesige Mann sank zusammen.
    »Der hat sein Teil«, keuchte Maitland. Er stand auf und lehnte sich schwer gegen die Wand. Er nahm die Automatik und hielt den Kolben mit beiden Händen. »Mein Gott, das ging um Haaresbreite!«
    Auf der Anzeigetafel über dem Lift blinkte das Abwärts-Licht.
    »Achtung!« sagte Lanyon. »Kommen Sie, wir machen, daß wir hier 'rauskommen!«
    »Augenblick noch«, rief ihm Maitland zu. Die Automatik in der Hand, lief er die Schräge hinauf zu Hardoons Büro.
    Der Raum lag dunkel, nur das Aussichtsfenster gab etwas Helligkeit. Aus den hohen Regalen waren Bücher herausgefallen und lagen über den Boden verstreut. Stühle und Tische waren an die gegenüberliegende Wand gerutscht. Hardoon selbst war schwer gestürzt und zog sich gerade am Schreibtisch entlang wieder auf das Fenster zu.
    Maitland wollte auf ihn zugehen, als der Boden sich abermals bewegte. Er stolperte und sah, daß Hardoon seitlich über den Schreibtisch fiel. Die Bücher kamen stoßweise aus den Regalen herunter. Hardoon faßte wieder festen Fuß, packte mit beiden Händen den Fensterrahmen und zog sich hinauf.
    Maitland trat um den Schreibtisch herum und berührte Hardoons Schulter. Der Millionär starrte ihn blind an.
    »Hardoon!« schrie Maitland. »Sie müssen 'raus hier!«
    Hardoon wandte sich dem Fenster zu. Sekundenlang starrte auch Maitland auf das Bild, das sich draußen bot. Der Sturm jagte mit unvorstellbarer Geschwindigkeit vorbei, hier und da rissen die dunklen Wolken auf und enthüllten die verschwommenen Umrisse der Bunker. Die beiden langen Schutzwälle waren verschwunden, an ihrer Stelle hatte sich in der Erde ein gähnender Abgrund geöffnet, mindestens hundert Fuß tief, und aus einer breiten Spalte kam ein reißender Wasserstrom geschossen und verlief direkt unter der linken Ecke der Pyramide, ständig zunehmende Mengen Geröll mit sich reißend. Ganz links sah Maitland aus der Wand der Schlucht die rechtwinkligen Umrisse eines Teils des Hauptbunkersystems herausragen: der Verbindungstunnel überquerte den Abgrund wie eine Brücke. Ursprünglich fünfzig Fuß unter der Erde, lag er nun zu einem Drittel seiner Länge frei. Hinter ihm waren die Kanten anderer Bunker zu sehen, die, ihrer Unterlage beraubt, große Risse in der Oberfläche zu zeigen begannen.
    Abermals neigte sich der Boden und warf die beiden Männer gegeneinander. Maitland richtete sich auf und half auch Hardoon wieder auf die Füße. Der Ältere klammerte sich krampfhaft an sein Fenster.
    »Hardoon!« schrie Maitland ihn noch einmal an. »Die ganze Pyramide kippt! Machen Sie doch, daß Sie hier herauskommen, ehe es zu spät ist! Die Fundamente werden weggespült!«
    Hardoon beachtete ihn nicht. Mit glasigen Augen starrte er gebannt in den Wirbel schwarzer Luft hinaus.
    Maitland zögerte, doch dann ging er zur Tür. In diesem Augenblick senkte sich der Boden wiederum ruckartig, und eines der Regale schwankte und stürzte quer über einen Stuhl.
    »Maitland!« rief Lanyon plötzlich drängend. Er stand beim Lift und winkte. Auf dem Boden neben ihm begann Kroll sich langsam zu rühren.
    Rasch trat Maitland in den Lift. »Wir wollen ihn hierlassen«, sagte er zu Lanyon. »Vielleicht kann er Hardoon helfen.« Er drückte auf den Knopf, und der Aufzug sank langsam nach unten.
    Waring und Patricia Olsen hockten neben dem Tunneleingang und blickten besorgt zu der geneigten Decke.
    »Nicht ausgeschlossen, daß die ganze Pyramide kentert«, sagte Maitland. »Am besten gehen wir in die Bunker zurück. Wenn das Wasser sich an der Pyramide vorbeiarbeitet, trocknen die Schutzräume wieder aus. Schon jetzt liegen sie teilweise über dem Boden der Schlucht.«
    Als sie in den Tunnel traten, bewegte sich die Pyramide mit heftigem Ruck, der sie alle an die Wand warf. Tiefe Risse zeigten sich im Beton. Sie rannten weiter; Maitland und Lanyon stützten Patricia. Als sie die Hälfte des Tunnels hinter sich hatten, verspürten sie einen zweiten, ungeheuren Ruck, der sie auf die Knie schleuderte. Als sie zurückblickten, sahen sie, wie ein Stück des Tunnels
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