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Der stille Schrei

Der stille Schrei

Titel: Der stille Schrei
Autoren: Leon Specht
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Tüten ins Haus. Es war Freitag. Ich hatte meinen freien Tag. Die Skatrunde tagte wieder. Karl hatte wohl nur vergessen, das Garagentor zu schließen.
    Im Haus machte ich es mir gemütlich. Kochte ein paar Spaghetti mit einer leichten Tomatensauce. Runner’s food. Kohlenhydrate und Mineralstoffe. Am nächsten Freitag und Samstag würde ich Unmengen davon in meinen Magen stopfen, um für den ultimativen Lauf meines Lebens ein Reservoir aufzubauen.
    Noch einmal überdachte ich alles. Die Vorbereitung war perfekt. Völlig im Reinen mit mir und meinem Leben ging ich zu Bett.
    Ich schlief schnell ein, wurde aber durch einen widerlichen Traum geweckt. Jemand legte mir eine Pythonschlange um den Hals, die mir den Atem abschnürte. Entsetzt wachte ich auf und stellte fest, dass dieser Wahnsinn Wirklichkeit war. Karl lag auf mir und knutschte und drückte an meinem Hals herum.
    Bevor ich richtig wach wurde, reagierte ich instinktiv und wollte ihn abschütteln. Bei seinem Gewicht von über zwei Zentnern war das schlichtweg nicht möglich. Er knurrte nur böse.
    Mit einer Hand fummelte er unten herum. Er wollte mit mir schlafen. NEIN! Mit einem Schlag war ich hellwach, aber meine Kräfte reichten nicht aus, mich erfolgreich zur Wehr zu setzen. HILFE! Meine verletzliche Stimme schrie und schrie, während die andere nur höhnte: Siehst du, ich habe es dir immer gesagt. Du blöde Ziege. Reingefallen. Naiv. Jetzt bist du dran.
    Nein. Irgendeine Lösung gab es immer. Ich musste weglaufen. Aber wie?
    Seine Hand drückte mir seinen eregierten Penis gegen meinen Unterleib. Er war voll und ganz darauf konzentriert, in mich einzudringen. Das verschaffte mir etwas Luft, und ich konnte meine Nachttischlampe mit der linken Hand ergreifen. Ich riss daran und schmetterte sie auf seinen Kopf. Das Grunzen wurde lauter, hatte aber die erhoffte Nebenwirkung, dass er reflexhaft mit seiner Hand nach dem Gegenstand oder schmerzenden Stelle an seinem Kopf griff und sich etwas von mir herunterrollte. Diese winzige Chance nutzte ich, um mich herumzuwälzen und aus dem Bett zu stürzen. Au! Ich knallte mit dem Knie auf den Steinfußboden, aber verdrängte den Schmerz sofort, weil ich wusste, dass Karl mich verfolgen würde. Auf allen Vieren krabbelte ich in Richtung Tür und schaffte es sogar, sie zu öffnen. Dann hatte er mich eingeholt und setzte sich auf mich. Ich drehte mich zur Seite, in Richtung Tür, was er so nicht erwartet hatte. Also beugte er sich schnell in dieselbe Richtung. Dieses Manöver hatte ich vorausgeahnt. Es bot mir die Chance, die Tür mit aller Kraft in meine Richtung zu ziehen. Sein Kopf war der nächstgelegene Punkt und machte ein komisches Geräusch, als er mit der Tür zusammenkrachte. Er war für einige Sekunden betäubt, die ich nutzte, um mich ein zweites Mal unter ihm herauszuwinden.
    Ein einziger Gedanke war in meinem Kopf. Raus aus dem Schlafzimmer! Aus welchem Grund auch immer: Jede Vergewaltigung hatte in einem Bett stattgefunden. Von mir aus jede Menge Prügel, aber keine weitere Vergewaltigung.
    Ich stolperte und fiel die Treppe hinunter. Er kam schon wieder hinter mir her. Unten erwischte er mich. Ich bekam die schlimmste Tracht Prügel meines Lebens. Wie besinnungslos schlug er um sich. Schützend hielt ich die Arme vor mein Gesicht. Demütig wartete ich, bis er sich ausgetobt hatte.
    Ich hatte mal wieder Glück gehabt.

GELNHAUSEN
    Als ich am nächsten Morgen aufwachte ,  mit höllischen Schmerzen aus dem Bett stieg und mich nackt im Spiegel betrachtete, wollte ich und konnte ich nicht glauben, was ich sah. Eins aber wusste ich sofort: Ich musste mich bewegen. Schnell zog ich mich an und verließ leise das Haus. Es war noch nicht einmal sechs Uhr.
    Mein Auto brachte mich nach Gelnhausen in das dortige Krankenhaus. Wieder hatte ich Glück und musste nicht lange warten. Der junge Arzt, Dr. Kirchhübel, keine 30 Jahre alt, wurde blass, als er mich untersuchte. „Was ist denn mit Ihnen passiert?“
    Durchaus wahrheitsgemäß antwortete ich: „Die Treppe runtergefallen.“
    Skeptisch schaute er mir in die Augen. „Sie wissen, dass ich als Arzt zur Verschwiegenheit verpflichtet bin. Wollen Sie mir nicht anvertrauen, was wirklich geschehen ist?“
    Mein Blick wanderte aus dem Fenster, wurde leer und schaute in die Tiefen des Spessarts. Warum war ich hierher gefahren? Jetzt wurde es mir klar. Sein Arm reichte nicht so weit. Ich hatte nun alle Trümpfe in meinem Ärmel und war wild entschlossen, sie zu nutzen.
    Also
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