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Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Titel: Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war
Autoren: Paul McAuley
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also eine Quelle von Wärmeenergie geben, die dafür sorgte, dass der kleine See nicht gefror. Entweder war der Vulkan aktiver, als es den Anschein hatte, oder es gab irgendwo eine Fissionsanlage, die das Wasser unter dem Eis mit Hilfe supraleitender Drähte erhitzte.

    An den Rändern des Sees wuchsen einige wenige Organismen, schwammartige Knöpfe von der Größe eines Fingers, die in hellen Primärfarben leuchteten. Der Höhenzug aus Eisgestein dahinter, der in steilen, kleinen Terrassen anstieg, war hier und dort mit perlgrauen flechtenartigen Scheiben bedeckt.
    Der Funksender in Sris Anzug gab ein Signal von sich, und sie wurde von einer Woge des Hochgefühls erfasst, als sie die Kennung desjenigen sah, der den Kanal geöffnet hatte. Avernus. Sie hatte richtig geraten und war ihrer Eingebung durch das halbe Saturnsystem gefolgt, bis zu diesem merkwürdigen Garten, diesem Augenblick des Triumphs.
    Sie antwortete sofort und sagte: »Mein Name ist Sri Hong-Owen. Ich bin hier, um Sie zu bitten, nach Hause zurückzukehren.«
    »Ich weiß, wer Sie sind«, sagte Avernus. »Wenn Sie mit mir reden wollen, dann bleiben Sie auf der Stelle stehen. Und sagen Sie auch Ihrem Freund, dass er keinen Schritt weitergehen soll.«
    »Das ist nah genug, Mr. Cho«, sagte Sri.
    »Jawohl, Ma’am.«
    Er befand sich etwa hundert Meter entfernt am gegenüberliegenden Ende des Felsgrats, ein wenig unterhalb von Avernus.
    »Ich bin weit gereist, um Sie zu treffen«, sagte Sri zu Avernus. »Ich habe ein Schiff gestohlen und all mein Hab und Gut auf der Erde zurückgelassen. Und einer meiner Söhne wird als Geisel auf einem der brasilianischen Kriegsschiffe gefangen gehalten. Ich hoffe, Sie glauben mir, dass ich nur mit den besten Absichten hierhergekommen bin.«
    »Ich werde Ihnen Gelegenheit geben zu erklären, was Sie von mir wollen«, sagte Avernus.

    »Die Vakuumorganismen auf den Abhängen dieses Kraters – ich nehme an, dass sie nicht das Sonnenlicht als Energiequelle nutzen?«
    »Wenn es so wäre, würden sie nur sehr langsam wachsen.«
    »In der Atmosphäre ist nur wenig enthalten, das als nichtfermentierbare Energiequelle dienen könnte«, sagte Sri. »Und mir ist aufgefallen, dass sie lediglich auf den inneren Hängen wachsen. Kann es sein, dass sie die Wärmeenergie der Caldera nutzen?«
    »Sie erzeugen elektrische Energie aus den Temperaturunterschieden in ihren Pfahlwurzeln«, sagte Avernus.
    »In diesem Fall«, sagte Sri, »warum sehen sie dann aus wie Bäume? Verzeihen Sie, aber das kommt mir wie ein Mangel an Phantasie vor.«
    Sie wollte so gern alles verstehen, was Avernus an diesem Ort geschaffen hatte, aber gleichzeitig auch beweisen, dass sie der ehrwürdigen Genzauberin ebenbürtig war und ihre Achtung verdient hatte.
    »Die Schirmbäume brauchen eine große Oberfläche, um Halogenkohlenwasserstoff aus der Atmosphäre aufzunehmen«, sagte Avernus und erklärte, dass die Blätter aus Graphemschichten bestanden, die mit feinen Adern aus katalytischen Polymeren überzogen waren. Sie filterten organische Moleküle aus der Luft und beförderten sie durch eine Matrix aus flüssigem Methan in den Stamm, wo sie zu komplexeren Molekülen umgewandelt wurden.
    »Ich hätte eher so etwas wie einen Schwamm geschaffen«, sagte Sri. »Auf diese Weise könnten Luftströmungen an großen inneren Oberflächen vorbeigeführt werden. Das wäre weitaus effizienter.«
    »In dem vulkanischen See zu Ihren Füßen wachsen Schwämme. Zumindest ist die genetische Struktur dieser Organismen Schwämmen sehr ähnlich. In der Mischung
sind zwar auch einige Gene von Seegurken und Archaeen enthalten, aber die Schwämme überwiegen.«
    »Sie oxidieren Ammonium, um freie Elektronen zur Verfügung zu stellen.«
    »Ganz genau.«
    »Bäume an den Hängen, Schwämme in den Seen. Und auf den Felsen flechtenähnliche Gewächse. Es ist fast wie auf der Erde«, sagte Sri und ließ ein wenig Missbilligung in ihrer Stimme anklingen.
    »Unsere Schönheitsstandards sind von der Erde geprägt«, sagte Avernus. »Ich benutze sie gern als Grundlage bei der Gestaltung meiner Gärten.«
    »Menschen wie wir brauchen keinen verbindlichen Standard«, sagte Sri. »Außerdem beruht dieser auf rein zufälligen Gegebenheiten. Wir sollten die Freiheit besitzen, erschaffen zu können, was immer wir wollen.«
    »Ich habe mich freiwillig dazu entschlossen, das hier zu erschaffen.«
    »Wir könnten gemeinsam vieles erreichen. Unsere Vorstellungskraft wäre das Einzige, was uns
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