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Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Titel: Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war
Autoren: Paul McAuley
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einschränken würde.«
    »Könnte ich dann immer noch tun, was ich will?«
    »Natürlich.«
    »Obwohl Sie von mir verlangen, dass ich meine Freiheit aufgebe?«
    »Ich habe alles aufs Spiel gesetzt, um hierherzukommen und mit Ihnen zu reden, weil ich weiß, dass ich Ihnen helfen kann. Ich kann Sie an einen sicheren Ort bringen und Ihnen alles zur Verfügung stellen, was Sie brauchen. Eine Arbeitsstätte. Menschen, die Ihnen zur Hand gehen. Sämtliche nur erdenklichen Hilfsmittel. Ich könnte Ihre Fürsprecherin sein, Ihre Sponsorin – sogar Ihre Mitarbeiterin, wenn Sie das wünschen. Alles, was Sie wollen. Aber ohne mich sind Sie nur ein weiterer Flüchtling.«

    Avernus schien einen Augenblick darüber nachzudenken, dann bat sie Sri, ihrem Freund zu sagen, dass er nicht näher kommen solle.
    »Ich wollte mir nur den See genauer anschauen«, sagte Yamil Cho mit einer Sanftheit in der Stimme, die Sri noch nie zuvor bei ihm gehört hatte. »Ich wollte Ihnen keine Angst machen.«
    »Und ich will nicht, dass Ihnen etwas zustößt«, sagte Avernus.
    Sie stützte sich auf ihren Stab, den sie auf Schulterhöhe mit beiden Händen umfasst hielt. Sein schlanker schwarzer Schaft war an beiden Enden mit etwas beschlagen, das wie Silber aussah, und überragte ihren Helm um etwa einen halben Meter.
    »Soll das vielleicht eine Drohung sein?«, fragte Yamil Cho. Sri gebot ihrem Sekretär, den Mund zu halten und sich nicht von der Stelle zu rühren. Dann sagte sie zu Avernus: »Ich bin Ihre letzte Hoffnung. Wenn Sie anderen Leuten in die Hände fielen, würden diese alles Wissen aus Ihnen herausholen. Es wäre nicht besonders angenehm, und am Ende würden sie sich einfach Ihrer entledigen.«
    »Dazu müssten sie mich erst einmal in die Hände bekommen.«
    »Die Tatsache, dass wir diese Unterhaltung führen, beweist, dass Sie sich nicht verstecken können.«
    »Sie vergessen, dass ich Sie hierher eingeladen habe.«
    Sri freute sich über dieses kurze Aufbegehren. Es bedeutete, dass Avernus letztlich doch menschlich war und menschliche Schwächen besaß – Stolz, Eitelkeit, Furcht -, die man ausnutzen konnte.
    »Der Krieg ist vorbei«, sagte sie. »Ihre Seite hat verloren, meine hat gewonnen. Sie können nicht so tun, als könnten Sie den Konsequenzen dieser Ereignisse entgehen, ebenso
wenig wie die Außenweltler so tun können, als ginge sie der Rest der Menschheit nichts an.«
    »Silbermöwen«, sagte Avernus.
    Sri dachte einen Moment lang fieberhaft nach und sagte dann: »Ich weiß nicht, was Sie damit meinen.«
    »Eine Seevogelart, die einmal auf beiden Seiten des Atlantiks heimisch war. Ich glaube, sie ist während des Umsturzes ausgestorben.«
    »Ah. Ich habe selbst ein wenig Sanierungsarbeit in der Antarktis geleistet. Ich habe zwei Albatross- und fünf Pinguinarten wiederbelebt. Darüber hinaus auch ein paar Raubmöwen. Es könnte durchaus sein, dass auf der Nordhalbkugel jemand diese Möwen wiederbelebt hat. Ich könnte das in Erfahrung bringen.«
    »Die Silbermöwen veranschaulichten ein Problem der klassischen Taxonomie, bevor sich die Genomanalyse durchsetzte. Wie Sie sich vielleicht erinnern, ging man damals davon aus, dass die Angehörigen einer Art eine isolierte Zuchtgruppe bildeten, deren Gene sich nicht mit denen anderer Arten vermischten. An den Ost- und Westküsten des Atlantiks gab es jedoch verschiedene Unterarten von Silbermöwen. Ein Kontinuum in einem geografischen Kreis, der an einem Ende offen war«, sagte Avernus, hob ihren Stab und benutzte sein silberbeschlagenes Ende dazu, um einen Halbkreis in die Luft zu zeichnen. »Jede Unterart war in der Lage, sich mit ihren Nachbarn zu paaren. Aber die beiden Unterarten an den jeweiligen Enden des geografischen Verbreitungsgebiets konnten das nicht – sie waren untereinander unfruchtbar.«
    »Ich nehme an, Sie wollen mir mit dieser Geschichtslektion irgendetwas mitteilen?«, sagte Sri, verärgert darüber, dass die Genzauberin diese winzige Lücke in ihrem Wissen dazu benutzte, um die Unterhaltung in eine unerwartete Richtung zu lenken.

    »Ihre Leute glauben, dass sich die Außenweltler von ihnen entfernen. Dass sie sich in eine andere Spezies verwandeln, die sich von der ursprünglichen Art, wie sie auf der Erde verbreitet ist, unterscheidet. Sie begreifen nicht, dass es ein Kontinuum gibt«, sagte Avernus und zeichnete erneut den Halbkreis in die Luft. »Und genauso wenig begreifen das die Extremisten unter den Außenweltlern. Die beiden Enden des Kontinuums
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