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Der Sternengott

Der Sternengott

Titel: Der Sternengott
Autoren: Frederik Pohl & Jack Williamson
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sind, wie er eigentlich zurückkehrte ...«
    »Narr!« brüllte der Planer. »Bringen Sie ihn zu mir! Kümmern Sie sich nicht darum, was Sie nicht wissen. Bringen Sie mir Boysie Gann!«
     
    *
     
    Und auch so begann es; doch in Wirklichkeit begann manches schon wesentlich früher.
    Für Boysie Gann hatte es vor vielen Monaten begonnen, als er noch ein Agent des Systems gewesen war.

2.
     
     
    Für Boysie Gann begann es auf der Polaris-Station, die jenseits der Pluto-Bahn einen Bestandteil der Raumbarriere bildete.
    Boysie Gann war erst sechsundzwanzig Jahre alt, doch er war bereits Maschinenmajor.
    Boysie Gann war einhundertundachtzig Zentimeter groß und hatte braunes Haar und blaue Augen. Seine Schultern waren breit und seine Hüften schmal. Er bewegte sich wie eine Katze. Er sah wie ein Kämpfer aus, und er war ein Kämpfer.
    Er meldete sich an Bord der Polaris-Station und lächelte entwaffnend. Er lächelte gern. Ein freundliches Gesicht war die beste Waffe.
    »Technikadett Boysie Gann zur Stelle, Sir!«
    Auf der Agentenschule hatte man ihm für dieses Unternehmen einen neuen Rang gegeben. Ein Major war ein wichtiger Mann; als einfacher Kadett wurde er viel weniger beachtet und konnte sich frei bewegen.
    Der Decksoffizier wies ihm sein Quartier an und half ihm, seine Sachen zu verstauen. Dann gab er Order, sich beim Kommandanten der Station, Maschinencolonel Mohammed Zafar, zu melden.
    Es war Ganns Aufgabe, gewissen Gerüchten über systemfeindliche Umtriebe in der Polaris-Station nachzugehen. Gann war ein Soldat des Systems, und ein Systemfeind war für ihn etwas, das von Natur aus böse und korrupt sein mußte. Er war daher etwas überrascht, in welch gutem Zustand sich Mannschaft und Station befanden.
    Er klopfte an die Tür der Kommandantenkabine und wurde hereingerufen. Er machte eine vorschriftsmäßige Ehrenbezeugung.
    »Technikadett Gann meldet sich wie befohlen zur Stelle, Sir!«
    Der Maschinencolonel erwiderte den Gruß. Gann war wiederum überrascht, obwohl er sich natürlich nichts anmerken ließ. Maschinencolonel Mohammed Zafar war ein kleiner braunhäutiger Mann in einer tadellos gebügelten, fleckenlos weißen Uniform und sah ausgesprochen vertrauenerweckend und zuverlässig aus.
    »Willkommen an Bord, Kadett«, sagte er. »Geben Sie mir Ihre Order.«
    Ganns Papiere waren natürlich ebenfalls gefälscht. Sie wiesen ihn als Laserspezialisten aus, der seine Ausbildung auf der Erde eben beendet hatte. Sein eigentlicher Rang und seine sorgfältige Schulung auf Pluto wurden nicht erwähnt. Der Colonel studierte die Papiere eingehend und nickte.
    »Kadett Gann«, sagte er mit seiner leisen, aber deutlichen Stimme. »Wir freuen uns, Sie hier auf der Station begrüßen zu können. Wie Sie wissen, ist Polaris ein wesentlicher Bestandteil der Raumbarriere des Systems. Unsere vordringliche Aufgabe ist es, unerlaubten Verbindungen zwischen dem System und den Raumschiffen auf die Spur zu kommen und zu unterbinden. Darüber hinaus sollen wir die Raumriffe im Auge behalten. Unsere Radar-, Laser- und sonstigen Geräte sind aus diesem Grunde das Herzstück unserer Anlage. Sie werden also bei unseren wichtigsten Aufgaben eingesetzt, Kadett Gann. Sie dürfen nicht versagen!«
    »Sir!« erwiderte Boysie Gann ernsthaft. »Das wird nicht geschehen. Darauf können Sie sich verlassen.«
    Und er salutierte und machte Anstalten, den Raum zu verlassen. Doch noch ehe er sich ganz umgedreht hatte, rutschten ihm seine Versetzungspapiere aus der Hand. Mit entschuldigendem Lächeln hob er sie auf.
    Das Manöver erfüllte seinen Zweck. Der Colonel hatte nichts gemerkt. In dem kurzen Augenblick, als er sich niederbeugte und seine Dokumente aufnahm, befestigte er ein empfindliches Abhörgerät unter dem Schreibtisch des Stationskommandanten.
     
    *
     
    Eine Stunde nach seiner Ankunft hatte man ihm bereits einen Metallkragen angepaßt.
    Das war zu erwarten gewesen. In einer verwundbaren Anlage wie einer Raumstation war es unbedingt nötig, daß man jeden Mann ständig unter Kontrolle hatte und – wenn nötig – augenblicklich vernichten konnte. Zu viel stand auf dem Spiel.
    Ein amoklaufender Raumfahrer, ein heimtückischer Verräter, ein betrunkener Waffenwart – jeder einzelne konnte unübersehbaren Schaden anrichten und den Bestand der ganzen Station gefährden.
    Trotzdem war es ein unangenehmes Gefühl. Gann berührte den Kragen, und das stereotype Lächeln war für einen kurzen Augenblick aus seinem Gesicht gewichen. Er
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