Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Sternengott

Der Sternengott

Titel: Der Sternengott
Autoren: Frederik Pohl & Jack Williamson
Vom Netzwerk:
veränderte sich das Surren und Flüstern der Instrumente. Leise begann ein Kameraverschluß zu klicken.
    »Zehn Sekunden.«
    Die abgeschirmten Oberlampen wurden ausgeschaltet. Nur die tausend Meßskalen und Kontrollampen leuchteten noch schwach neben dem Glanz der gewaltigen Sonne auf dem Schirm.
    »Fünf Sekunden! ... Vier! ... Drei ...!«
    Irgendwo in der Dunkelheit begannen sich zwanzig Tonbänder zu drehen; das Atmen der Männer klang wie ein Schluchzen.
    »Zwei! ... Eins! ... Null ...!«
    Der Captain schluckte und rieb sich die Augen.
    Die Sonnenstrahlung verminderte sich!
    Plötzlich erfolgte ein gewaltiger Lichtausbruch – dann absolute Dunkelheit.
    Die Instrumententafeln waren dunkel. Völlig dunkel. Das Bild der Sonne war verschwunden, wie fortgewischt. Er hörte einen der Männer keuchen: »Der Sternengott! Er hat es wahrgemacht!«
    Und der andere Mann schluchzte: »Wir sind blind!«
     
    *
     
    Auch so begann es. Doch das war nicht alles.
    Wie eine gewaltige konzentrische Woge breitete sich die Dunkelheit im Sonnensystem aus. Drei Sekunden nach der vorhergesagten Sekunde X erreichte sie die klickende Kamera der Merkurstation, und nach weiteren drei Minuten traf sie auf die Raumstationen, die über den ewigen Wolken der Venus kreisten. Die unerwartete Dunkelheit brach herein und ließ die Männer erbleichen und ihre Gespräche verstummen.
    Acht Minuten nach dem Verlöschen der Sonne fegte die Dunkelheit über die Erde. Über die Sonnenseite des Planeten legte sich plötzlich Nacht. Erschreckt hielten die Menschen inne und tasteten sich durch die ersten entsetzlichen Sekunden, ehe die Stadtbeleuchtungen eingeschaltet wurden.
    Panik ergriff jene, die das Gerücht von der Drohung des Sternengottes gehört hatten. Auf der Nachtseite der Erde starrten die Astronomen in ihre Instrumente, die ihnen das Flackern zahlreicher vertrauter Sterne anzeigten. Einige hatten vom Sternengott gehört und von einem Dokument, einer Freiheitsbotschaft, die dieser dem Planer zugestellt haben sollte. Andere wußten nur, daß in den ihnen so vertrauten Konstellationen plötzlich eine Anzahl von Sternen fehlte. Und sie glaubten ihren Augen nicht zu trauen.
    Doch diese Sterne leuchteten bald wieder auf. Die Sonne dagegen nicht.
    Jedenfalls nicht sofort.
    Der Planer erhielt die ersten Berichte von den ungeheuerlichen Ereignissen, und seine gute Laune verging. Sein unförmiges weißes Gesicht wurde bleich vor Angst.
    Einem Mann namens Boysie Gann, der in den Gewölben der Maschine gefangen saß, sagte man nichts – doch er wußte Bescheid. Denn er hatte die Wachen miteinander flüstern hören:
    »Der Sternengott!«
    Ein Mädchen mit furchtsamen dunklen Augen, das vor einem Kontaktpult der Maschine saß, empfing die Nachricht in einer Sprache, die nicht von Menschen erfunden war und die nur wenige verstehen konnten. Ihr Name war Delta Vier, und sie empfand keinerlei Angst.
    So begann es für diese Menschen, und die entsetzliche schwarze Woge setzte ihren Weg in den unendlichen Raum fort.
    Zwölf Minuten nach dem Verlöschen der Sonne erreichte sie den Mars, wo der amtierende Unterplaner, ein wenig systemgerechter Mann, angesichts der Katastrophe Selbstmord beging. Er hatte die Freiheitsbotschaft mit eigenen Augen gesehen.
    In den folgenden Stunden und Tagen verschlang der Schatten die Asteroiden und die auf den Jupitermonden verstreuten System-Stützpunkte. Er verdunkelte die Saturnringe und die Satelliten des Uranus und Neptun. Schließlich brach er auch über die Kommandozentrale der Raumbarriere auf Pluto herein, doch nur jene, die zufällig zur Sonne blickten, bemerkten etwas davon – und auch sie wurden von Panik ergriffen.
    Die Woge ertränkte schließlich die Raumbarriere selbst, jenes dünne Netz aus Schiffen und Stationen, die das System gegen die gefährlichen Elemente der Raumriffe schützen sollten – und gegen Systemfeinde wie den Sternengott.
    Schließlich, Tage nachdem sie die äußeren Grenzen des Sonnensystems überschritten hatte, erreichte sie die Raumriffe.
    Für die Bewohner dieser lebendigen Asteroiden, die in Jahrmillionen aus winzigen fusorischen Organismen gewachsen waren, hatte diese plötzliche Dunkelheit keine Schrecken. Sie stellte nur ein weiteres Ereignis an einem an Gefahren und Überraschungen reichen Leben dar.
    Der Schatten fiel über einen einsamen Prospektor, der verwirrt auf die Stelle am Himmel starrte, wo die Sonne eben noch gewesen war. Er fiel auf einen Priester der Sternenkirche, der sich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher