Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Sternengott

Der Sternengott

Titel: Der Sternengott
Autoren: Frederik Pohl & Jack Williamson
Vom Netzwerk:
schwebte plötzlich in die Höhe.
    Als er langsam wieder auf die Füße kam, blickte er sich zum erstenmal um. Seine Augen paßten sich der leuchtenden Umgebung nur langsam an und konnten erst nach einiger Zeit die Konstellationen am Himmel erkennen – und dann entdeckte er die Sonne.
    Er befand sich auf einem Raumriff!
     
    *
     
    Gann hatte keine Ahnung, wie er hierher gekommen war. Es war jedoch offensichtlich, daß man ihn während seiner Ohnmacht auf diese Welt gebracht hatte.
    Wirklich ein guter Weg, sich einer unerwünschten Person zu entledigen! Er war völlig hilflos und konnte die kleine Riffwelt nicht verlassen.
    Seine Gelenke waren steif und geschwollen. Offensichtlich hatten seine unbekannten Gegner nicht ausschließlich auf das Nervenmittel vertraut und ihn zusätzlich noch gefesselt. Doch diese Fesseln waren jetzt verschwunden, und mit ihnen jeder Anhaltspunkt für die Frage, wer ihn auf diese Welt gebracht hatte.
    Seine Kehle war wie ausgedörrt, und er war sehr hungrig.
    Nahrung und Wasser waren jetzt seine vordringlichsten Bedürfnisse, doch trotzdem fand er noch Zeit, die Wunder dieser Welt zu bestaunen. Die leuchtenden Metallblätter einer seltsamen Farnart bewegten sich leise und schlugen klirrend aneinander. Ein seltsames Surren erinnerte ihn an das Gurren von Tauben. Doch wie sollte es hier Tauben geben? Gleichwohl mußte man sich auf allerlei überraschende Lebensformen gefaßt machen. Immerhin waren die Raumriffe aus lebenden Substanzen entstanden, ähnlich wie die Korallenriffe in den Ozeanen der Erde. Doch dieses Leben unterschied sich sehr von irdischen Vorstellungen. Denn die Riffe bestanden aus gewaltigen Fusoriaten-Kolonien, die von dem zwischen den Sternen ständig entstehenden Wasserstoff zehrten und diesen in schwere und immer schwerere Atome umbildeten. Ihr Leben äußerte sich zumeist in metallenen oder kristallinen Formen.
    Gann blickte sich um. Er hatte eine ganze Welt zu erforschen, die vielleicht kaum mehr als hundert Meter im Durchmesser maß, aber trotzdem im Augenblick alles war, was er hatte.
    Er rieb sich die schmerzenden Handgelenke und machte sich auf den Weg. Langsam verließ er das kleine grüne Tal, in dem er sich befunden hatte. Er bewegte sich sehr vorsichtig, denn er hatte von den überraschenden Gefahren einer Riffwelt gehört. Auf irgendeine Weise erzeugten die fusorischen Symbionten eines jeden Riffes eine Atmosphäre, die den Himmelskörper wie eine Seifenblase umschloß. Wenn nun Gann die Unvorsichtigkeit beging, sich zu weit aufzurichten und vielleicht die Außenhaut dieser Atmosphäre zu durchstoßen, war er im absoluten Vakuum zwischen den Sternen sofort unrettbar verloren.
    Gann hielt inne und blickte sich um. Vor ihm senkte sich ein zweites kleines Tal, in dem eine große Anzahl leuchtend grüner Büsche wuchs. Die Büsche waren etwa schulterhoch und hatten große, kaum schimmernde Blätter und trugen hellrote Früchte, die eßbar aussahen.
    Seltsamerweise wuchsen sie in Reihen.
    Gann schloß die Augen und öffnete sie wieder. Das Tal hatte eigentlich eine verblüffende Ähnlichkeit mit einer irdischen Obstfarm, und sofort machte sich sein Hunger bemerkbar. Die Früchte sahen durchaus eßbar aus.
    Er richtete sich auf und begann zu laufen ...
    Und eine Stimme sagte hinter ihm: »Na, wie schön. Ist er doch endlich aufgewacht! Und hat auch gleich die Futterkrippe gefunden, eh?«
     
    *
     
    Sein ausgezeichnetes Training hatte Maschinenmajor Gann auf jede mögliche Überraschung vorbereitet, und es war dieser antrainierte Reflex, der ihn jetzt mitten im Lauf innehalten und herumwirbeln ließ, zum Kampf geduckt.
    Doch die Gestalt, die sich ihm von der Seite näherte, hatte durchaus nichts Kriegerisches. Ein ungepflegter kleiner Mann, etwas beleibt, mit gelbem, verfilztem Bart. Seine Kleidung bestand aus grobem Stoff und war schmutzig und ungeordnet.
    Boysie Gann sagte vorsichtig: »Hallo!«
    Auf dem Kopf des alten Mannes saß ein seltsames Wesen von der Größe eines Kapuzineraffen. Es hatte schwarze Krallen, grüne Schuppen und leuchtend rote Augen. Unter seinen messerscharfen Schuppen drangen kleine Rauchwölkchen hervor. Es sah wie ein Spielzeugdrache aus.
    »Hallo«, erwiderte der Mann leise. »Sie haben geschlafen. Habe Sie lieber nicht gestört. Freut mich, Sie hier zu haben. Hatte eigentlich nicht mit Gesellschaft gerechnet.«
    »Ich schon gar nicht«, sagte Boysie ernsthaft und blickte sich um.
    Der Mann nickte. »Habe ich mir gedacht. Sie wurden
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher