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Der Sternengott

Der Sternengott

Titel: Der Sternengott
Autoren: Frederik Pohl & Jack Williamson
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er warf den Kragen weit von sich.
    »Nun«, fuhr er fort, »sind Sie bereit?«
    Gann schwieg einen Augenblick und starrte ihn an. »Wozu bereit?« fragte er.
    »Ich weiß genau, woran Sie eben gedacht haben. Sie halten es doch für Ihre Pflicht, mich der Gewalt des Systems zu überantworten, damit ich von der Maschine befragt werden kann. In Ihren Augen bin ich im höchsten Grade systemfeindlich, und da haben Sie recht. Meinetwegen können Sie die Laserpistole hier nehmen und Hilfe herbeiholen, aber ich werde nicht mit Ihnen gehen. Darüber müssen Sie sich klar sein.«
    »In Ordnung«, sagte Gann, scheinbar nachgebend.
    Hickson hatte sich noch sehr milde ausgedrückt. Gann hatte die feste Absicht, Hickson dem System zu überantworten. Dieser Mann war eine Gefahr ersten Ranges.
    Doch wie sollte er ihn wieder in den Machtbereich der Maschine schaffen?
    Es mußte einen Weg geben.
    Gann sagte: »Wenn Sie wollen, können wir gleich beginnen. Ich bin bereit.«
    Hickson führte ihn zu einem kleinen, rötlich leuchtenden Felsen, auf dessen Spitze sich der Pyropode wand und Gann nicht aus den Augen ließ.
    »Schauen Sie bitte dorthin«, sagte Hickson über die Schulter. »Da, der Stern neben der Wega ...«
    Boysie Gann orientierte sich an dem ausgestreckten Finger des alten Mannes. »Sie meinen Theta Lyrae?«
    Der Einsiedler wandte sich um und blickte ihn überrascht an. »Richtig, Boysie. Sie scheinen in ihrer Agentenschule eine Menge zu lernen. Das, was ich meine, liegt ein wenig unterhalb von Theta Lyrae. Freehaven.«
    In Ganns Ohren begann das Blut zu rauschen. »Freehaven? Ich habe davon gehört. Eine Kolonie von Riffratten!«
    »Aber, Boysie, so sollten Sie nicht davon sprechen. Es handelt sich um freie Menschen, das ist alles. Freehaven ist so etwas wie eine Stadt, nur daß sie aus einer Gruppe von Riffen besteht, die ziemlich weit verstreut sind.«
    »Ich verstehe«, sagte Gann, doch seine Gedanken waren mit anderen Dingen beschäftigt. Was für eine Beute für das System! Eine ganze Stadt, die der wahren Gemeinschaft eingegliedert und zur Bruderschaft der Maschine bekehrt werden konnte! Er sah bereits die Systemschiffe, die diese Riffstadt einkreisten ...
    »Machen Sie sich keine zu großen Hoffnungen«, sagte Hickson trocken. »Sie sind noch nicht dort, Boysie, und wenn Sie es dann geschafft haben, fällt es Ihnen vielleicht gar nicht so leicht, ein Telefon aufzutreiben, das Sie direkt mit der Maschine verbindet.«
    Er nahm die unförmige alte Laserpistole aus den schmutzigen Tüchern, in denen er sie verwahrt hatte, überprüfte das Energiemagazin und richtete sie sorgfältig auf den winzigen roten Funken, der in der Sichtlinie nach Freehaven lag. Dreimal betätigte er den Abzug, ehe er die Waffe wieder senkte und sich umwandte.
    »Das ist alles, Boysie. Es wird eine Weile dauern, ehe sie hier sind.«
    Dann legte er die Waffe zur Seite, wandte sich wieder den Sternen zu und streckte die Arme aus. Seine Lippen bewegten sich, doch Gann hörte keinen Laut. Der Körper des Einsiedlers schien sich zu versteifen, er schien nach etwas greifen zu wollen – doch wonach?
    Gann wußte es nicht. Nach Freehaven vielleicht, oder nach Theta Lyrae ganz in der Nähe. Oder nach dem gewaltigen Sternendreieck aus Wega, Altair und Deneb ...
    Dann entspannte sich Harry Hickson. Der Pyropode glitt klappernd von seinem Kopf auf seine Schulter, als der Einsiedler einen Arm hob und eine wellenförmige Bewegung machte.
    Wie eine Schlange , dachte Gann. Oder wie die graziöse Bewegung eines Schwanenhalses.
    Schwan? Eine alte Erinnerung, die irgendwie mit einem Schwan zusammenhing, versuchte an die Oberfläche seines Bewußtseins zu dringen. Ein Schwan? Ein Stern?
    Doch das Bild wollte keine festen Formen annehmen, und er folgte Harry Hickson in die Höhle, ohne etwas zu sagen.
     
    *
     
    Harry Hicksons kleine Riffwelt war eine treibende Insel in einer sich ausbreitenden Unendlichkeit aus Materie und Raum. Die Doktrin der Neo-Hoyle-Hypothese war eindeutig: Das Universum war grenzenlos – an Raum, Zeit und Materie. Während die alten Materiekonstellationen – Sterne und Planeten, Staubwolken und Galaxien – langsam auseinandertrieben, bildete sich überall neue Materie in der Form neugeschaffener Wasserstoffatome.
    Hicksons Riff war vergleichsweise jung, vielleicht nur wenige Millionen Jahre alt, und hatte nur die Größe eines Staubkorns. Trotzdem bildete es keine Ausnahme im Universum, denn die meiste Materie ist jung. Einige Galaxien,
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