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Der sterbende Detektiv - Roman

Der sterbende Detektiv - Roman

Titel: Der sterbende Detektiv - Roman
Autoren: PeP eBooks
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durch, wenn wir im September auf die Jagd gehen.«
    »Sie müssen entschuldigen, dass ich nicht lockerlasse, aber hat er wirklich nie etwas über Ihr Herz gesagt?«
    »Nein«, meinte Johansson, der dieses penetrante Gequengel langsam leid war. »Bei unserer letzten Begegnung hat er mich sogar noch wegen meiner Gesundheit gelobt. Er war regelrecht neidisch auf mich, sagte, ich müsse ein glücklicher Mensch sein.«
    »Gelobt? Wofür?«
    Okay, dachte Johansson und beschloss diese vollkommen sinnlose Unterhaltung zu beenden.
    »Für meinen Schwanz und meine Prostata«, antwortete Johansson. »Wörtlich hat er gesagt, wenn er meinen Schwanz und meine Prostata hätte, dann wäre er ein glücklicher Mann.
Außerdem ist er Urologe, er weiß also, wovon er spricht. Muss im Laufe seines Lebens einige Kilometer Schwänze gesehen haben.« Geschieht ihr recht. Sie hat ja förmlich darum gebeten, dachte er.
    Frau Dr. Stenholm schüttelte bedauernd ihren blonden Kopf. Eingeschnappt schien sie auch zu sein.
    »Haben Sie eigentlich Fragen?«, meinte er daraufhin mit unschuldiger Miene.
    »Was sollten das denn für Fragen sein?« Immer noch sauer.
    »Die Sache mit dem Eichhörnchen«, meinte Johansson. »Falls Sie sich das anhören wollen.« Sein plötzlich aufgeflammter Ärger war bereits verraucht.
     
    Dann erzählte er ihr von allen Eichhörnchen, die er als Junge geschossen hatte. Von den hunderten von Stunden, die er sie beobachtet hatte. Von ihren Kopfbewegungen. Dass sie ansonsten aber nicht im Geringsten einem Eichhörnchen ähnele.
    »Vermutlich ist das ein Tick.« Ulrika Stenholm nickte, als wollte sie das gerade Gesagte unterstreichen.
    Nun schien sie etwas fröhlicher. Sie lächelte sogar, ohne den Kopf zur Seite zu neigen.
    »Etwas ganz anderes«, sagte sie. »Es geht nicht um Sie, eher um Ihre Arbeit. Ihre frühere Arbeit«, verdeutlichte sie. »Ich wollte die Gelegenheit ergreifen, in der ich mich unter vier Augen mit Ihnen unterhalten kann. Ich habe eine Frage.«
    Johansson nickte.
    »Falls Sie die Kraft dazu haben? Es ist eine recht lange Geschichte. «
    »Ich höre«, sagte Johansson, und so begann das Ganze. Für Lars Martin Johansson. Für alle anderen Beteiligten hatte es schon viel früher begonnen.

9
Mittwochvormittag des 14. Juli 2010
    Eine lange Geschichte. Schon die Vorgeschichte war lang. Verschiedene Fragen tauchten anschließend auf. Was sie jedoch als Erstes wissen wollte, war recht einfach. Könne er sich noch an den Mord an Yasmine Ermegan erinnern? Mit neun Jahren war diese vergewaltigt und erdrosselt worden.
     
    Aber erst die Vorgeschichte, und die war für Johanssons Geschmack schon viel zu lang und konfus gewesen.
     
    Ulrika Stenholm hatte eine drei Jahre ältere Schwester, Anna, die Staatsanwältin war. Lars Martin Johansson sei beruflich ihr großes Vorbild gewesen. Sie habe ihrer jüngeren Schwester Ulrika unzählige Geschichten über Johansson erzählt.
    »Sie hat ein paar Jahre bei Ihnen gearbeitet, als Sie noch Chef der Sicherheitspolizei waren. Sie hat immer behauptet, dass Sie um die Ecke denken könnten.«
    »Ist das so?«, meinte Johansson. Für wen hält sie mich eigentlich? Und an ihre Schwester erinnere ich mich auch nicht, dachte er. Chef war im Übrigen nicht korrekt. Er war der Einsatzleiter gewesen und kein Schreibtischhengst.
    »Unser Vater Åke Stenholm war Pfarrer gewesen. Gemeindepfarrer in Bromma«, fuhr sie fort. »Eigentlich geht es um
ihn. Er ist letzten Winter kurz vor Weihnachten gestorben. Er war alt, fünfundachtzig, als er an Krebs starb. Da war er natürlich bereits in Rente. Er ist 1989 in Rente gegangen, also mit fünfundsechzig.«
    Aha, dachte Johansson und spürte einen rasch zunehmenden Ärger in sich aufsteigen. Und was habe ich mit alldem zu tun?, dachte er.
    »Ich merke, dass ich die ganze Angelegenheit komplizierter als nötig mache«, sagte Ulrika Stenholm und bewegte nervös ihren Kopf hin und her. »Ich will versuchen, zur Sache zu kommen. Mein Vater erzählte mir nur wenige Tage vor seinem Tod, dass es in seinem Leben etwas gebe, das ihn sehr viele Jahre gequält habe. Eines seiner Gemeindemitglieder hatte ihm offenbar im Rahmen einer Beichte gestanden zu wissen, wer das kleine Mädchen Yasmine Ermegan ermordet habe. Sie sei neun Jahre alt gewesen und habe auch in Bromma gewohnt. Die Frau, die die Beichte abgelegt hat, habe ihm allerdings das Versprechen abgenommen, nichts zu verraten, da es sich ja schließlich um eine Beichte handelte. Wie Sie
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