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Der sterbende Detektiv - Roman

Der sterbende Detektiv - Roman

Titel: Der sterbende Detektiv - Roman
Autoren: PeP eBooks
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sicher wissen, unterliegen Geistliche der absoluten Schweigepflicht. Bedingungslos und ohne Ausnahmen, im Unterschied zu mir und meinen Kollegen. Aber es quälte ihn sehr, dass der Täter nie gefasst wurde.«
    Was für eine außergewöhnlich konfuse Geschichte, dachte Johansson. Dass er wieder Kopfschmerzen bekam, machte die Sache auch nicht besser.
    »Was ich mich also frage und worauf ich hinauswollte …«
    »Geben Sie mir Papier und etwas zu schreiben«, unterbrach Johansson sie und schnalzte auffordernd mit Daumen und Zeigefinger der linken Hand. Obwohl, was soll ich damit?, dachte er, ein Gedanke, der wie ein Blitz durch seinen Kopf fuhr.
    »Warten Sie!«, sagte Johansson. »Es ist besser, wenn Sie
schreiben. Notizen machen. Nehmen Sie eine neue Seite. Wie hieß das Opfer noch gleich? Die Neunjährige? Die in der Gemeinde Ihres Vaters wohnte.«
    »Yasmine Ermegan.«
    »Schreiben Sie«, forderte Johansson sie auf. »Folgendermaßen. Opfer, Doppelpunkt. Yasmine Ermegan, neun Jahre, wohnhaft in der Gemeinde Bromma.«
    Ulrika Stenholm nickte und schrieb. Hörte auf zu schreiben, schaute auf und nickte erneut.
    »Und wann soll das passiert sein?« Das kann wohl kaum kürzlich gewesen sein, dachte er.
    »Das war im Juni 1985. Vor wenigen Wochen stand es wieder in den Zeitungen. Große Reportagen, weil der Mord genau fünfundzwanzig Jahre zurückliegt.«
    »Warten Sie«, sagte Johansson. »Wann im Juni? Wann im Juni 1985?«, fügte er sicherheitshalber noch hinzu. Die zerstreuteste Informantin, die mir seit Jahren untergekommen ist, dachte Johansson. Und seine verdammten Kopfschmerzen machten die Situation auch nicht besser, auch nicht die Tatsache, dass er Rentner und Patient zugleich war und dass von ihm erwartet wurde, sich unter keinen Umständen anzustrengen. Und wie kam es eigentlich, dass er neuerdings so unflätig fluchte? Und zwar nicht nur, wenn er laut dachte oder allein war, sondern darüber hinaus war er auch auf alle außer Pia wütend.
    »Sie verschwand am Abend des 14. Juni 1985, das war der Freitag vor Mittsommer. Eine Woche später, am Mittsommerabend, wurde sie ermordet aufgefunden, vergewaltigt und erwürgt. Es war der 21. Juni 1985, als man sie fand. Der Mörder hatte sie in einem Wald bei Sigtuna vergraben und sie in so schreckliche, schwarze Müllsäcke gepackt.«
    »Warten Sie«, sagte Johansson. »Welcher Tag ist heute?« In seinem Kopf war es plötzlich vollkommen leer.

    »Mittwoch«, antwortete Ulrika Stenholm. »Heute ist Mittwoch. «
    »Falsch«, erwiderte Johansson. »Ich meine das Datum. Der Wievielte ist heute?« Was zum Teufel ist bloß mit meinem Kopf los?, dachte er.
    »Heute ist der 14. Juli. Mittwoch, der 14. Juli 2010.«
    »Und wie lange ist das jetzt her, also dass man sie gefunden hat?«
    »Fünfundzwanzig Jahre und drei Wochen in etwa. Fünfundzwanzig Jahre und dreiundzwanzig Tage, wenn ich richtig gerechnet habe.«
    »In diesem Fall ist die Sache verjährt«, sagte Johansson und zuckte mit den Achseln, sogar die rechte funktionierte plötzlich. »Deswegen können auch Leute wie ich nichts mehr unternehmen. Der Täter hat nichts mehr zu befürchten, und Leute wie ich dürfen ihn nicht einmal mehr auf die Sache ansprechen. «
    »Aber diese Regel hat man doch abgeschafft, also die Verjährung. Das hat doch der schwedische Reichstag im Frühjahr beschlossen. Morde verjähren nicht mehr. Der Mord an Olof Palme beispielsweise, der wird nie verjähren.«
    »Hören Sie«, sagte Johansson. Sie ist ungemein lästig, dachte er. »Morde und gewisse andere Straftaten, die mit lebenslänglicher Haftstrafe geahndet werden, können seit dem 1. Juli dieses Jahres nicht mehr verjähren. Das Gesetz wurde zwar im Frühjahr erlassen, aber die Gesetzesänderung trat erst am
    1. Juli in Kraft. Morde, die vor dem 1. Juli verjährten, sind von dieser Gesetzesänderung also nicht betroffen. Die sind tot und endgültig begraben. Sie können Ihre Schwester, die Staatsanwältin, fragen, wenn Sie mir nicht glauben.« Etwas einfältig scheint sie auch zu sein, dachte er.
    »Meinetwegen. Und Palme?«
    »Da Palme im Februar 1986 ermordet wurde, war dieses
Verbrechen am 1. Juli dieses Jahres noch nicht verjährt und ist von der Gesetzesänderung betroffen. Der Palme-Mord wird nie verjähren. Yasmine, von der Sie gesprochen haben, wurde jedoch im Juni 1985 ermordet. Die Sache war also bereits verjährt, als die Gesetzesänderung in Kraft trat. Sie verstehen den Unterschied?«, fragte Johansson.
    »Aber das ist
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