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Der sterbende Detektiv - Roman

Der sterbende Detektiv - Roman

Titel: Der sterbende Detektiv - Roman
Autoren: PeP eBooks
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klar in der Birne sein‹, – genau so hat er sich ausgedrückt, ›klar in der Birne‹, um mit mir sprechen zu können.«
    »Aha!«, sagte Johansson. »Das war alles?«

    »Ja«, pflichtete ihm Ulrika Stenholm bei. »Ich kann verstehen, wenn Sie finden, dass dies nicht sonderlich viel ist. Selbst wenn es nicht verjährt wäre, meine ich.«
    »Was ist das denn für ein Unsinn«, erwiderte Johansson. »Sie müssen eines wissen, Ulrika, wenn es darum geht, in einem Mordfall zu ermitteln, dann muss man das Beste aus allem machen. Dann darf man nicht darüber jammern, wie schwierig alles ist und wie wenig man weiß und solchen Unsinn. Das tut kein richtiger Polizist. Das Beste daraus machen, das ist die Devise.«
    »Schon, aber sonderlich viel …«
    »Widersprechen Sie mir nicht«, unterbrach sie Johansson. »Wir wollen zusammenfassen, was wir wissen. Notieren Sie.«
    Ulrika Stenholm nickte. Sie hatte Stift und Block schon in Bereitschaft.
    »Im Dezember des vergangenen Jahres erzählt Ihnen Ihr Vater kurz vor seinem Tod, was ihm ein älteres weibliches Mitglied seiner Gemeinde anvertraut hat. Vor etwa zwanzig Jahren, einige Jahre nach dem Mord an Yasmine, unter dem Siegel des Beichtgeheimnisses auf dem Sterbebett. Ist das so richtig?« Unter dem Siegel des Beichtgeheimnisses, was für eine Ausdrucksweise, dachte Johansson.
    »Ja«, bestätigte Ulrika Stenholm.
    »Sonst erinnern Sie sich an nichts?«
    »Nein«, sagte Ulrika Stenholm.
    »Nein, nein«, erwiderte Johansson. »Da bleibt uns wirklich nichts anderes übrig, als das Beste daraus zu machen.«
    »Das ist mir klar«, meinte Ulrika Stenholm. »Aber etwas ist mir an dem Morgen, an dem ich Sie zum ersten Mal gesehen habe, aufgefallen. Am Tag nach Ihrer Aufnahme.«
    »Ich höre«, sagte Johansson.
    »Diese Geschichte hat nicht nur meinen Vater gequält,
sondern auch mich. Besonders in letzter Zeit, als so viel darüber in den Zeitungen stand. Dann tauchen Sie plötzlich hier auf …«
    »Und?«
    »Mein Vater war ein tiefgläubiger Mensch.«
    »Klingt logisch. Ich meine, schließlich war er Pfarrer«, sagte Johansson.
    »Ich bin ähnlich veranlagt, wenn auch zugegebenerma-ßen nicht ganz so ausgeprägt wie mein Vater. Wissen Sie, was mein Vater sicher gesagt hätte?«
    »Nein«, sagte Johansson. Wie zum Teufel soll ich das wissen?, dachte er.
    »Was er immer sagte, wenn sich seltsame Dinge ereigneten. Komische Zufälle und so, die sich nicht recht erklären lassen. Das konnten gute und schlechte Dinge sein.«
    »Ich höre immer noch«, meinte Johansson.
    »Da sagte mein Vater immer, die Wege des Herrn seien unergründlich«, sagte Ulrika Stenholm.
    »Sie müssen schon entschuldigen«, entgegnete Johansson. »Für mich klingt das nach reiner Gotteslästerung.« Plötzlich war es wieder passiert. Ausgelassenheit. Die Kopfschmerzen wie weggeblasen.
    »Wie meinen Sie das?«
    »Dass Ihnen unser Herrgott einen ehemaligen Polizisten geschickt hat, einen bewusstlosen, der einen Schlaganfall erlitten hat, um Ihnen dabei zu helfen, einen fünfundzwanzig Jahre zurückliegenden Mord aufzuklären? Der zudem auch noch verjährt ist, da er leider ein paar Wochen zu lange zurückliegt, um von der Gesetzesänderung betroffen zu sein?« Bei näherem Nachdenken war das vermutlich das einzig Originelle an der ganzen Sache.

    Die Doktorin der Medizin und Neurologie-Dozentin Ulrika Stenholm, vierundvierzig Jahre alt, obwohl sie keinen Tag älter als vierzig aussah, hatte ihren kleinen Kopf kein einziges Mal bewegt.
    »Die Wege des Herrn sind unergründlich«, wiederholte sie.
    »Mein Problem ist, dass ich nicht mehr um die Ecke denken kann«, sagte Johansson. »An gewisse Dinge erinnere ich mich einfach nicht. Unlängst musste ich eine ganze Stunde lang nachdenken, bis mir der Name meiner Schwiegertochter wieder einfiel. Ich werde wütend, traurig und froh von einer Sekunde auf die andere, kunterbunt durcheinander, ohne zu begreifen, warum. Ich sage seltsame Dinge und fluche verdammt viel. An diesen Mord an der kleinen Yasmine, den Sie erwähnten, erinnere ich mich überhaupt nicht. Ehrlich gesagt habe ich nicht den blassesten Schimmer.«
    »Das liegt an dem, was Ihnen zugestoßen ist«, sagte Ulrika Stenholm. »Das geht allen in Ihrer Situation so. Und wissen Sie was?«
    Johansson schüttelte den Kopf.
    »In Ihrem Falle bin ich mir sicher, dass es vorbeigeht.«
    »Und das mit dem Arm auch?«, fragte Johansson. Die Gelegenheit nutzen, dachte er.
    »Das mit dem Arm auch«, antwortete sie
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