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Der sterbende Detektiv - Roman

Der sterbende Detektiv - Roman

Titel: Der sterbende Detektiv - Roman
Autoren: PeP eBooks
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problem.«
    »Na dann«, erwiderte Johansson und wandte sich an die Person am Schalter. »Eine Zigeunerwurst mit Sauerkraut und französischem Senf. Dann will ich noch was Kaltes zu trinken. Geben Sie mir eine Flasche Mineralwasser, das ganz normale, Sie wissen schon.«

    Er nickte dem letzten in der Reihe von Günters Gehilfen auffordernd zu. Ein jüngeres Talent namens Rudy, auch aus Österreich, und obwohl Günter seit fast zehn Jahren tot war, kam das Personal noch immer überwiegend aus seiner alten Heimat. Günters bester Freund Sebastian, der die Bude schon vor dessen Tod übernommen hatte, Udo, der seit vielen Jahren dort arbeitete, Katja, die nur hin und wieder da war. Dann noch jemand, dessen Namen er vergessen hatte, und jetzt neuerdings eben Rudy. Johansson kannte sie alle, und sie kannten ihn schon seit hunderten von Wurstbestellungen. Während Rudy seine Bestellung ausführte, plauderte er auf angenehme Weise mit seinen jüngeren Kollegen. Oder ehemaligen Kollegen, wenn man genau sein wollte.
    »Dieses Jahr sind es sechsundvierzig Jahre her, seit ich bei der Ordnungspolizei angefangen habe«, sagte Johansson. Oder sind es siebenundvierzig?, dachte er. Auch egal.
    »War das damals, als noch alle einen Säbel trugen?« Ein breites Grinsen von dem, der der Jüngste der Besatzung zu sein schien.
    »Aufgepasst, Freundchen«, erwiderte Johansson. Netter Bursche, dachte er.
    »Aber dann kam die Kripo«, sagte der Chef des jüngeren Genies, der offenbar mit Johanssons Werdegang vertraut war.
    »Das wissen Sie also. Fünfzehn Jahre«, pflichtete er bei.
    »Zusammen mit Jarnebring«, warf ein anderer ein.
    »Allerdings. Sie kennen sich mit der alten Garde gut aus.«
    »Ich habe auch mal da gearbeitet. Jarnis Bosse war mein Chef. Der beste Chef, den ich je gehabt habe«, meinte er noch aus irgendeinem Grund.
    »Wollen Sie die Wurst in einem Baguette oder auf einem Pappteller?«, unterbrach Rudy und hielt die frischgegrillte Wurst in die Höhe.
    »Wie immer«, sagte Johansson. Ausgehöhltes Baguette. Die
Wurst mit Sauerkraut und Senf. Kann doch nicht so schwer sein, sich das zu merken, dachte er.
    »Wo waren wir stehengeblieben?«, fragte er und nickte dem Kollegen zu, der seinen besten Freund als Chef gehabt hatte.
    »Jarnebring. Bo Jarnebring.«
    »Genau«, sagte Johansson mit der übertriebenen Nachdrücklichkeit eines Mannes, der fast den Faden verloren hätte. »Jarnebring, richtig. Der ist in Rente wie ich, hat vor einem Jahr mit fünfundsechzig aufgehört. Im Übrigen noch topfit. Wir treffen uns regelmäßig und schwelgen in Erinnerungen, von denen die Hälfte nicht wahr sind.«
    »Grüßen Sie ihn von mir, grüßen Sie ihn von Patrik Åkesson, von Pezwei, es gab zwei Leute namens Patrik in der Gruppe, und ich kam als Letzter dazu. Jarnis hat mich also umgetauft, um unnötige Missverständnisse bei den Einsätzen zu vermeiden.«
    »Klingt ganz nach Jarnebring«, sagte Johansson, nickte und nahm das Wechselgeld, die Wurst und das Mineralwasser, das er bestellt hatte, in Empfang. Dann nickte er ein weiteres Mal, hauptsächlich, weil er nichts mehr zu sagen hatte.
    »Passt auf euch auf, Jungs«, meinte er noch. »Ich habe mir sagen lassen, dass nichts mehr so ist wie zu meiner Zeit.«
    Alle erwiderten sein Kopfnicken, plötzlich ernst, und ihr Chef salutierte ein weiteres Mal, eine Hand an seinem Kopf mit den kurzgeschnittenen Haaren.
     
    Zu meiner Zeit hätte man ihn gefeuert, wenn er ohne Mütze salutiert hätte, dachte Johansson, als er mit gewisser Mühe wieder in sein Auto stieg, die Flasche in die Getränkehalterung der Mittelkonsole steckte und die Wurst von der linken in die rechte Hand nahm.
    In genau diesem Augenblick musste ihm jemand einen
Eispickel in den Nacken gestoßen haben. Keine schleichende Vorahnung wie bei gewöhnlichen Kopfschmerzen, sondern ein scharfer, alles durchdringender Schmerz, der plötzlich seinen gesamten Hinterkopf erfasste. Die Geräusche von der Straße wurden undeutlich, dann verschwanden sie, Dunkelheit senkte sich vor seine Augen, erst vor das rechte, dann vor das linke, als hätte man vor ihm ein Rollo schräg herabgelassen. Der Arm war wie eingeschlafen, die Finger waren gefühllos und starr. Die Wurst war ihm zwischen die Sitze gefallen.
    Dann nur Dunkelheit, nur Stille.

2
Montagabend des 5. Juli 2010 bis Mittwochnachmittag des 7. Juli 2010
    Lars Martin Johansson war bewusstlos. Kurz nach Mitternacht, gleich nachdem sich sein Zustand stabilisiert hatte, hatte man
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