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Der sterbende Detektiv - Roman

Der sterbende Detektiv - Roman

Titel: Der sterbende Detektiv - Roman
Autoren: PeP eBooks
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die Hand nach dem Wasserglas ausstreckte, warf er es um, und als er nach der Nachtschwester klingeln wollte, rutschte ihm die Klingel vom Bett.
    »Verdammt noch mal, was ist eigentlich los?«, brüllte er
einfach so in die Luft. Da kam die Nachtschwester, gab ihm ein Glas Wasser, tätschelte seinen rechten Arm, obwohl der schlief, und machte sich an einer der Infusionsflaschen zu schaffen. Dann schlief Johansson wieder ein. Dieses Mal ohne zu träumen.

7
Donnerstag, 8. Juli, bis Dienstag, 13. Juli 2010
    Am Donnerstag suchte er die Toilette auf. Allerdings mit Hilfe eines Pflegers und eines Stocks mit Gummifuß. Den angebotenen Rollstuhl schlug er mit einem Kopfschütteln aus, den Rollator ebenfalls, und pinkeln wollte er ganz allein – trotz der Infusion, seinem hängenden rechten Arm, seinem wackeligen rechten Bein und den Schmerzen in seinem Kopf. Ein großes Glücksgefühl erfüllte ihn, das so stark war, dass er einen Augenblick lang aufschluchzte. Es liefen ihm aber keine Tränen über die Wangen.
    »Hör auf zu jammern«, murmelte er halblaut. »Du befindest dich verdammt noch mal auf dem Wege der Genesung.«
     
    Alles andere wäre auch seltsam gewesen, denn sein Zustand stellte inzwischen eine Herausforderung für die allerneuesten Errungenschaften der ärztlichen Heilkunst dar. In den folgenden Tagen wurde das Bett, in dem Johansson lag, auf alle erdenklichen Stationen geschoben, Johansson wurde herumgewuchtet und mit immer neuen Nadeln, Fäden, Kabeln, Schläuchen und Rohren traktiert, weitere Blutproben wurden abgenommen, und er wurde nochmals geröntgt, festgeschnallt auf einer Stahlpritsche, die in einem pfeifenden Rohr hin-und hergeschoben wurde. Er wurde aus allen erdenklichen
Perspektiven untersucht. Ihm wurde in die Augen geleuchtet, an ihm wurde herumgedrückt, seine Arme und Beine wurden angewinkelt und verdreht, seine Knie wurden mit einem kleinen Metallhammer beklopft, der Griff des Hammers wurde über seine Fußsohlen gezogen, und er wurde mit kleinen Nadeln gepiekst. An allen erdenklichen Stellen und im Großen und Ganzen ohne Unterlass.
    Dann kam die Krankengymnastin und zeigte ihm die ersten, einfachen Übungen. Sie versicherte ihm, dass »wir beide bald« (und es war ihr wichtig, dieses »wir beide« zu betonen) dafür sorgen werden, dass er Gefühl, Beweglichkeit und Kraft in seinem rechten Arm zurückerhielt, dass das schwerfällige rechte Bein so würde wie früher und dass sein Gesicht bereits im Begriff sei, seine ursprüngliche Position wieder einzunehmen. Mehr oder weniger von selbst und wie durch Zauberei. Im Übrigen hatte sie ein paar Broschüren dabei, die er lesen konnte, wenn er wollte, und einen kleinen roten Gummiball, den er ganz fest mit der rechten Hand umklammern sollte. Falls ihm keine Fragen einfielen, spielte das keine Rolle, da sie ihn schon am nächsten Tag wieder aufsuchen würde.
    Ulrika Stenholm war in Urlaub gefahren. Aber nur für einige Tage, auch deswegen brauchte er sich keine Sorgen zu machen. Unterdessen würden sich ihre Kollegen um ihn kümmern. Ein jüngerer Assistenzarzt, der ursprünglich aus Pakistan kam, und eine großbusige unechte Blondine mittleren Alters, die vor zwanzig Jahren aus Polen nach Schweden gekommen war und ihr ganzes Leben als Neurochirurgin gearbeitet hatte. Weder Ersterer noch Letztere ähnelten einem Eichhörnchen.
     
    Seine Frau Pia besuchte ihn jeden Tag. Hätte sie selbst entscheiden können, wäre sie zu ihm ins Zimmer gezogen, aber Johansson hatte sich das verbeten. Einmal am Tag sei gut, und
falls etwas passiere, was eine andere Regelung erforderlich mache, so würde sie das ganz sicher rechtzeitig erfahren. Sorgfältig mied er auch alle Fragen nach seinem Gesundheitszustand. Johansson ging es mit jedem Tag besser. Bald würde er sein wie früher, weiter sei darüber kein Wort zu verlieren.
    Wie es ihr im Übrigen selbst gehe? Sie musste ihm versprechen, auf sich aufzupassen. Ob sie ihm sein Handy mitbringen könne, seinen Laptop und das Buch, das er gerade gelesen habe, als es passiert sei? Den Titel habe er vergessen, aber es liege im Sommerhaus auf seinem Nachttisch. Pia brachte ihm alles mit. Das Buch, das er dem Lesezeichen nach zu urteilen, zur Hälfte gelesen hatte, rührte er nicht an. Er stellte fest, dass er keine Ahnung mehr hatte, wovon es handelte. Um noch einmal von vorne anzufangen, fehlte ihm die Kraft. Nicht jetzt, später vielleicht, wenn er wieder der Alte sein würde.
    Am Wochenende kamen seine Kinder,
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