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Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter

Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter

Titel: Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter
Autoren: Margaret Weis
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bersten, und sie konnte nichts anderes tun als entsetzt zuzuschauen. Die andere Person, die mit ihm stürzte, interessierte sie nicht. Sie hatte den Blick nur auf Shadamehr gerichtet, und in diesem Augenblick, als sie glaubte, dass er sterben würde, schrie sie ihm zu, dass sie ihn liebte.
    Sobald sie das getan hatte, streckte ein Gott die Hand aus und packte Shadamehr am Kragen. Der Gott hielt ihn einen Augenblick lang in der Luft schwebend und ließ ihn dann sanft zu Boden sinken. Shadamehrs langes Haar wehte im Wind. Die Ärmel seines Hemdes flatterten. Seine Füße trafen sachte auf die Pflastersteine. Die andere Gestalt, der Trevinici, landete neben ihm und sackte beinahe zusammen.
    Luftmagie, begriff Alise. Ihr Herz begann wieder normal zu schlagen, und ihr Entsetzen wich sofort der Empörung. Es war ein Trick gewesen. Er hatte ihr schon wieder nur einen Streich gespielt und sich nicht dafür interessiert, dass sie das zehn Jahre ihres Lebens kosten würde und ihr rotes Haar wahrscheinlich hatte weiß werden lassen.
    »Ich nehme es zurück!«, schrie sie Shadamehr zu. »Ich liebe dich nicht. Ich habe dich nie geliebt. Ich habe dich schon immer verachtet.«
    Sie war nicht die Einzige gewesen, die das Klirren gehört hatte, und darüber hinaus hatte der erstaunliche Anblick eines Adligen und eines Trevinici, die wie Disteldaunen auf einer Frühlingsbrise zu Boden schwebten, selbstverständlich Aufsehen erregt. Die Wachen am Tor sahen und hörten alles. Sie waren ebenso verblüfft wie Alise und reagierten noch langsamer.
    Shadamehr sah sich um, und Alise wusste, dass er nach ihr Ausschau hielt. Immer verließ er sich darauf, dass sie da sein würde, wenn er sie brauchte! Sie verfluchte ihn dafür, dass er das wusste, und verfluchte sich selbst, weil sie da war.
    Sie drückte sich gegen das Eisengitter und winkte, aber er hatte sie schon entdeckt.
    »Bring uns hier raus!«, schrie er und half dem Trevinici auf die Beine.
    Einfach so. Bring uns hier raus.
    Alise ging die Bannsprüche der Erdmagie durch, die sie sich gemerkt hatte. Aber noch während sie das tat, wusste sie, was sie einsetzen musste, und das war keine Erdmagie. Es widerte sie an, Magie der Leere zu benutzen. Sie hasste die Schmerzen und die Schwäche, die damit verbunden waren, und außerdem würde dieser Bannspruch sofort erkannt werden. Jeder Magus, der in der Nähe war, würde wissen, um was es sich handelte, und sofort die Kirche alarmieren.
    Um Shadamehr retten zu können, würde sie sich wehtun und sich der Gefahr einer Verhaftung aussetzen müssen. Aber wie Rigiswald schon gesagt hatte, wen interessierten schon solche Banalitäten?
    Sie besann sich auf die schauerlichen Worte des Bannspruchs – Worte, die sich anfühlten, als krabbelten Käfer in ihrem Mund herum –, legte beide Hände auf die schmiedeeisernen Gitter und sprach den Bann entschlossen aus.
    Die Gitter begannen zu rosten. Der Rost breitete sich rasch aus und lief an den Stäben auf und ab. Alise bewegte die Hände zu zwei weiteren Gitterstäben und sprach abermals den Bann. Ihr wurde übel. Ihr wurde so schwindlig, dass sie fürchtete, das Bewusstsein zu verlieren, und sie musste innehalten, bis die Übelkeit ein wenig nachließ. Sie klammerte sich so lange an den Zaun, bis die Stäbe unter ihren Händen brachen, und sie hoffte, dass vier Gitterstäbe genügen würden. Es fehlte ihr an der Kraft, mehr zu tun.
    Ein großes Loch klaffte nun im Zaun, und darunter lag ein Haufen Rost. Alise versuchte, Shadamehr etwas zuzurufen, aber sie hatte keine Kraft. Er achtete nicht auf sie. Er hatte ihr den Rücken zugewandt und schaute wieder zum Palast hin. Einer der Elfen, der Wyred, kam anmutig aus dem Fenster geflogen und landete mit wehenden Gewändern neben Shadamehr. Als Letzte kam Damra, der Paladin. Ihre Silberrüstung fing die Strahlen der untergehenden Sonne ein, und sie leuchtete wie ein Meteor, der vom Himmel fällt. Sie landete so elegant wie ein Vogel auf einem Zweig.
    Nun erst drehte Shadamehr sich wieder um. Er sah das Loch im Gitter und zeigte darauf. Inzwischen hatten auch die Wachen begriffen, was hier geschah. Sie begannen, auf die vier zuzurennen, waren aber noch ein ganzes Stück entfernt, da sie am Tor gegenüber der Mitte des Palastes gestanden hatten.
    Alise hob die Trillerpfeife an die Lippen und blies drei Mal hinein. Sofort antworteten andere Pfeifen. Einige waren in der Nähe, andere weiter entfernt, aber Shadamehrs Leute lauschten und waren bereits auf dem
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