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Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter

Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter

Titel: Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter
Autoren: Margaret Weis
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auf und ab und hielt nach Shadamehr Ausschau. Sie war abwechselnd wütend auf ihn und machte sich Sorgen, und ihr fiel wieder einmal auf, dass sie viel zu viele von ihren achtundzwanzig Jahren damit verbracht hatte, nach Shadamehr Ausschau zu halten und sich um ihn zu sorgen.
    Alise war die Tochter eines Goldschmieds, Kind einer wohlhabenden Familie. Man hatte von ihr erwartet, dass sie entweder einen der Söhne der Geschäftspartner ihres Vaters oder einen verarmten Adligen heiratete, der Geld brauchte, um seine Ländereien weiter zu bewirtschaften. Viele Männer, sowohl jung als alt, Kaufleute und Adlige, hätten nichts dagegen gehabt, die schöne, rothaarige Tochter des Goldschmieds zu nehmen – bis Alise den Fehler machte, den Mund zu öffnen, wie ihre Mutter so oft verärgert festgestellt hatte.
    Sie war geistreich und hatte eine scharfe Zunge, und sie fand Bücher erheblich interessanter als Männer. Die Kirche bestand darauf, dass all ihre Kinder in Neu-Vinnengael zumindest eine grundlegende Bildung erhielten, und daher hatte man Alise Lesen und Schreiben beigebracht. Die Kirche hatte selbstverständlich eigensüchtige Motive. Indem sie gesetzlich festlegte, dass alle Kinder die kircheneigenen Schulen besuchen mussten, waren die Magier in der Lage, herauszufinden, welche jungen Leute zur Magie begabt waren. Sie bemerkten sofort Alises Intelligenz und ihr magisches Talent, und als das Mädchen volljährig wurde, begann die Kirche ebenso begierig um sie zu werben wie die jungen Adligen, wenn auch aus anderen Gründen. Sie hofften, sie überreden zu können, sich der ehrenwerten Schwesternschaft anzuschließen.
    Alise lernte gern. Sie war eine Naturbegabung für die Magie. Aber sie wollte eigentlich keine Magierin werden, denn das disziplinierte Leben in der Schwesternschaft engte sie zu sehr ein. Dennoch, im Vergleich mit dem Leben einer ergebenen Ehefrau hatte das Leben einer Magierin ihrer Ansicht nach seine Vorteile. Trotz der tränenreichen und erbosten Einwände ihrer Eltern trat Alise also in den Dienst der Kirche.
    Aber damit fing der Ärger erst richtig an. Alise wurde erwischt, als sie sich davonschlich, um tanzen zu gehen, man erwischte sie beim Plündern der Speisekammer, man erwischte sie dabei, hübsche Kleidung zu tragen statt der trostlosen braunen Gewänder. Ihre klugen Ausreden und ihre Fähigkeit in der Magie retteten sie davor, ausgestoßen zu werden. Einer ihrer Lehrer, ein sehr reizbarer Magus namens Rigiswald kam zu dem Schluss, dass es dem Mädchen gar nicht darum ging, Ärger zu machen – sie langweilte sich einfach nur. Sie brauchte eine Herausforderung, und er würde ihr eine liefern. Er empfahl seinen Vorgesetzten, Alise zu gestatten, die Magie der Leere zu studieren.
    Die Kirche hatte seit Jahrhunderten gepredigt, dass die Magie der Leere böse war. Die Kirche verbot das Studium dieser Magie. Wer sich diesen Verboten widersetzte – das waren für gewöhnlich irgendwelche Feld-, Wald- und Wiesenzauberer, die nicht der Kirche angehörten –, wurde gejagt und entweder »überredet«, die Magie der Leere nicht weiter anzuwenden oder sah sich Gefangennahme und Tod gegenüber.
    Die Kirche erkannte allerdings – wenn auch nicht öffentlich – an, dass die Magie der Leere einen Platz im Universum hatte. Daher gestattete sie einigen Auserwählten in ihren eigenen Reihen, sich damit zu beschäftigen, und sei es aus keinem anderen Grund, als dass sie in der Lage sein sollten, die feindliche Magie zu erkennen, wenn sie sie sahen, und zu wissen, was dagegen zu tun war.
    Alises Lehrer schnaubten allein schon bei dem Gedanken, dass sich ein so hübsches junges Mädchen mit Magie der Leere beschäftigen sollte, die einen solch hohen Preis vom Körper forderte. Alle Elementarmagie verlangt, dass ein Element benutzt wird, um den Zauber zu bewirken. Ein Feuermagier braucht Zugang zu einer Flamme, ein Wassermagier muss Wasser benutzen. Der Magier der Leere opfert ein Stück seines eigenen Lebens, um den Zauber zu wirken. Magie der Leere schwächt einen Magus körperlich, und schwärende Wunden und Abszesse erscheinen auf der Haut. Die Lehrer glaubten, Alise sei viel zu eitel, um etwas zu tun, das ihrer rosigen Haut schaden konnte.
    Rigiswald kannte seine Schülerin besser. Der Gedanke, verbotene Magie zu studieren, faszinierte sie. Sie mochte die Magie der Leere nicht, aber sie fand sie auf eine widerwärtige Weise herausfordernd und wurde bald sehr geschickt in ihrer Anwendung.
    Die Kirche
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