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Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Titel: Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis
Autoren: Margaret Weis
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deshalb?«, fragte Dagnarus und starrte den Fleck an.
    Normalerweise mochte es Gareth nicht, wenn jemand ihn anstarrte, aber immerhin höhnte und kicherte der Prinz nicht. Dagnarus war einfach nur neugierig.
    »Manchmal, Euer Hoheit«, gab er zu.
    »Das wird nicht mehr passieren«, erklärte Dagnarus mit großer Endgültigkeit. »Ich werde ihnen befehlen, es nicht zu tun. Sollte es dennoch geschehen, musst du es mir sofort mitteilen. Ich werde denjenigen hinrichten lassen.«
    Das war Prahlerei. Gareth war nicht vollkommen unbeleckt, was das Hofleben anging, und selbst er wusste, dass ein neunjähriger Prinz keine Macht über Leben und Tod anderer hatte. Aber er war gerührt und erfreut, wenn schon nicht über die Geste selbst, so über die Tatsache, dass er nun endlich für jemanden zählte.
    »Danke, Euer Hoheit, aber es ist nicht wichtig, und ich möchte nicht, dass jemand geköpft wird, nur weil…«
    »Ja, ja«, winkte Dagnarus ab.
    Er konnte sich nie lange auf etwas konzentrieren, und obwohl er ein guter Zuhörer sein konnte, wenn ihn etwas interessierte, schnitt er ungeduldig jedes Gespräch ab, das ihn langweilte.
    »Der Name
Gareth
gefällt mir nicht«, verkündete er nun.
    »Es tut mir Leid, Euer Ho … «
    Der Prinz schob das Kinn vor und starrte ihn an.
    »Dag… narus«, verbesserte sich Gareth. Er machte zwischen den Silben eine Pause, denn er befürchtete wirklich, dass der Prinz seine Ansicht ändern und ihm befehlen würde, zu der alten Anrede zurückzukehren.
    Dagnarus lächelte. Das Lächeln ließ die goldenen Flecken in seinen Augen deutlicher werden und die Augen glitzern wie Topase und Smaragde.
    »Ich werde dich Fleck nennen«, erklärte er.
    Gareth senkte den Kopf. Der Augenblick war so feierlich wie eine Taufe.
    »Verstehst du, worin deine Pflichten bestehen, Fleck? Sie werden dich auspeitschen, wenn sie mich bestrafen wollen.« Der Prinz wandte sich seinem Spielzeug zu und ließ den Arm des Katapults auf und ab zucken, indem er mit dem Finger darauf drückte.
    »Das weißt du doch, nicht wahr, Fleck?«, wiederholte er. »Das haben sie dir doch gesagt, oder?«
    »Ja, Dagnarus«, erwiderte Gareth, der sich ein wenig unbehaglich fühlte wegen seines neuen Namens.
    »Sie werden dich schlagen, weil kein gewöhnlicher Sterblicher es wagt, Hand an seinen König zu legen. Alle denken, wenn sie dich schlagen, wird mir das Leid tun, und ich werde nicht mehr ungehorsam sein. Das glauben sie.«
    Er runzelte die Stirn, und die grünen Augen verdunkelten sich. Das goldene Glitzern verschwand, als sänken Edelsteine unter die Wasseroberfläche. Er bewegte das Katapult, schob es auf seinen kleinen Holzrädern hin und her.
    »Es wird nicht funktionieren«, erklärte er mit fester Stimme. »Das sage ich dir gleich, Fleck. Es wird mir Leid tun zu sehen, dass sie dich schlagen, aber es gibt Dinge, die sie von mir verlangen,
die ich nicht tun werde.«
    Er richtete den Blick dieser grünen Augen finster auf Gareth. »Auch nicht, wenn sie dich dafür umbringen, Fleck.«
    Diese Aussage unterschied sich von der vorherigen Prahlerei. Sie wurde mit einer seltsam unkindlichen Stimme geäußert, einer Stimme ohne Unschuld, der Stimme eines Menschen, der wusste, was er sagte.
    »Du kannst gehen, wenn du willst, Fleck«, fügte Dagnarus hinzu. »Du wirst keinen Ärger bekommen. Ich werde der Königin, meiner Mutter« – das letzte Wort sprach er mit einem leichten, höhnischen Verziehen seiner Lippen aus – »sagen, dass ich dich nicht will. Ich brauche keine Gesellschaft.«
    Gareth sah sich im Zimmer um, und er bemerkte nicht die wunderbaren Spielsachen oder die Bücher und auch nicht die Wachen in der offenen Tür, die aufpassten, dass der Prügelknabe Seine Hoheit nicht erwürgte, er sah auch die Diener nicht, die sich im Hintergrund hielten und nur darauf warteten, auch die geringsten Wünsche Seiner Hoheit zu befriedigen. Gareth erkannte die Einsamkeit des Prinzen, deutlich und nackt wie ein Knochen. Er sah den Hirsch, der mit Pfeilen in der Flanke fröhlich weitersprang.
    »Wenn sie mich auspeitschen wollen, Dagnarus«, sagte Gareth schüchtern, »müssen sie mich erst mal erwischen.«
    Die goldenen Edelsteine funkelten, die grünen Augen glitzerten, und der Prinz lachte laut. So lebhaft war sein Lachen, dass der Kämmerer, der im Flur gewartet hatte, weil er hoffte, dass ein Streit ausbrach und er Ihrer Majestät sagen konnte, dass er, der Kämmerer, ja schon von Anfang an gegen diese Sache gewesen sei, jetzt den
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