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Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Titel: Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis
Autoren: Margaret Weis
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zusammen, hob den Kopf und sah den Prinzen misstrauisch an.
    Dagnarus streckte die Hand aus, berührte Gareths Gesicht und rieb ihm über die Wange. Dann zog er die Hand zurück, betrachtete seine Finger und sah den Prügelknaben wieder an.
    »Es geht nicht ab«, stellte der Prinz fest.
    »Nein, Euer… Euer Hoheit«, stotterte Gareth. »Ich bin damit zur Welt gekommen. Ein Fluch.«
    Andere Kinder hatten Gareth deshalb entweder geneckt oder waren vor ihm weggerannt. Dagnarus tat nichts davon. Er würde nie vor etwas davonlaufen. Und er würde der Wahrheit immer ins Gesicht sehen, ganz gleich, wie hässlich sie sein mochte.
    »Ein Fluch?«, wiederholte er.
    Die grünen Augen blitzten. Der Prinz zog Gareth zu zwei Stühlen in Kindergröße, die neben einem kindergroßen Tisch standen.
    Mehrere Bücher waren vom Tisch geschoben worden, um Platz für ein Miniaturkatapult zu schaffen, mittels dessen der Prinz Erbsen über eine Mauer aus Bausteinen geschleudert hatte. Gareth bedachte die Bücher mit einem gierigen Blick. Dagnarus schaute stolz das Katapult an.
    Damit waren die beiden bereits erkannt und beschrieben.
    Dagnarus setzte sich hin. Gareth erinnerte sich an seine Anweisungen und blieb stehen.
    »Erzähl mir von diesem Fluch«, befahl Dagnarus. Er bat nie um etwas, er erteilte Befehle.
    Schüchtern begann Gareth: »Jawohl, Euer Hoheit. Offensichtlich war meine Mutter…«
    »Warum setzt du dich nicht?«, unterbrach ihn der Prinz.
    »Man hat mir gesagt, ich dürfte das nicht, Euer Hoheit … «, antwortete Gareth und spürte, wie sein gezeichnetes Gesicht brannte.
    »Wer hat dir das gesagt? Dieser Idiot von einem Kämmerer?« Der Prinz tat das mit einem Schnauben ab. »Vergiss ihn. Ich ignoriere ihn immer. Setz dich auf diesen Stuhl da.«
    »Jawohl, Euer Hoheit.« Furchtsam ließ Gareth sich nieder. »Offensichtlich war meine Mutter…«
    »Und hör auf, mich dauernd mit ›Euer Hoheit‹ anzureden«, befahl der Prinz.
    Gareth sah ihn hilflos an.
    »Nenne mich Dagnarus«, forderte der Prinz. Er legte seine Hand auf die von Gareth und fügte hinzu: »Du wirst mein Freund sein.«
    In diesem Augenblick liebte Gareth ihn, wie er niemals zuvor einen Menschen geliebt hatte.
    »Und jetzt« – Dagnarus lehnte sich zurück und verschränkte die Arme – »erzählst du mir von diesem Fluch.«
    »Es geschah, als meine Mutter mich noch im Bauch trug«, begann Gareth. Diese Geschichte gehörte zu seinen frühesten Erinnerungen, und er kannte sie auswendig. Zu Anfang sprach er noch schüchtern und zögernd, aber da er sich einem interessierten Zuhörer gegenübersah, gewann er schließlich mehr Selbstvertrauen und erwies sich am Ende als recht wortgewandt. »Sie war auf dem Markt, im Auftrag der Königin, Eurer Mutter, und in einer Ecke saß eine Bettlerin. Sie bat meine Mutter um ein wenig Geld für Essen. Meine Mutter hatte kein eigenes Geld dabei; alles, was sie hatte, gehörte der Königin. Das sagte meine Mutter auch, und sie ging weiter, als die Bettlerin, die angeblich verrückt war, sie verfluchte. Ich trat in diesem Augenblick sehr fest um mich, und da wusste meine Mutter, dass die Bettlerin eine Hexe war und dass der Fluch mich tatsächlich getroffen hatte.
    Sie rief die Stadtwachen, und die Wachen verhafteten die Hexe. Man fesselte sie an Händen und Füßen und warf sie in den Fluss, wo sie lange auf dem Wasser trieb, was, wie meine Mutter sagt, bewies, dass sie eine Hexe war. Die Leute warfen Steine nach ihr, und endlich sank sie. Die Hebamme empfahl meiner Mutter, Hagebuttentee zu trinken, um den Fluch damit wegzuwaschen, aber es funktionierte nicht. Also kam ich mit diesem Fleck zur Welt.«
    Der große purpurrote Fleck umgab Gareths linkes Auge, kroch von dort über seine Stirn und zog sich über die linke Wange. Sein unauffällig braunes Haar war in Fransen geschnitten, um den Teil des Flecks, der sich auf der Stirn befand, zu verbergen, aber der Teil um das Auge und auf der Wange konnte nicht versteckt werden.
    Gareth konnte sich nicht mehr daran erinnern, wie viele Tränke und Salben und Cremes die Diener auf Anweisung seiner Mutter ausprobiert hatten, um sein Gesicht von diesem Fluch zu befreien. Und obwohl einige der Mittel bewirkten, dass seine Haut schuppte und sich pellte, hatten sie nicht geholfen, den Fleck zu entfernen. Eine unternehmungslustige Dienerin hatte einmal versucht, ihn abzuschleifen. Zum Glück hatte die Kinderfrau Gareths Schreie gehört und ihn gerettet.
    »Verspotten dich die Leute
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