Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Titel: Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis
Autoren: Margaret Weis
Vom Netzwerk:
die Beine und machte sich damit bemerkbar, damit die Unbekannte nicht glaubte, dass er sie heimlich ausspionieren wollte. Die Zofe entdeckte ihn und machte ihre Herrin auf ihn aufmerksam. Die Dame sah in seine Richtung und verbeugte sich höflich. Silwyth erwiderte die Verbeugung, legte die Handflächen aneinander und hob die Hände vor die Stirn, denn obwohl er die Frau nicht erkannte, so entnahm er doch dem Stoffmuster ihres kunstvollen Gewandes, dass es sich um die Gemahlin eines der Wächter des Östlichen Waldes handelte. Ihr Mann war wohl zu Besuch beim Schild. Silwyth fragte sich, warum sie im neunten Garten oberhalb des Torhauses umherschlenderte, wo sie sich doch eigentlich hätte im Hausgarten aufhalten sollen.
    Der Diener kehrte zurück und brachte Jasmintee und einen Teller mit kandierten Hagebutten. Gleichzeitig betrat auch ein Diener die andere Seite des Gartens und brachte der Dame eine Teekanne und einen Teller. Elfen halten es für ausgesprochen unhöflich, in Gegenwart eines anderen zu essen oder zu trinken, ohne diesem anderen etwas anzubieten. Daher bedienen elfische Diener ihre Herren nicht während der Mahlzeiten, wie es bei den Menschen üblich ist, sondern werden nach dem Auftragen zu ihrer eigenen Mahlzeit entlassen. Die größte Beleidigung, die ein Elf anderen zufügen kann, besteht darin, in ihrer Gegenwart etwas zu sich zu nehmen, ohne sie zu dieser Mahlzeit einzuladen.
    Der große Krieg zwischen den Häusern von Trovale und Wyval, der fünfhundert Jahre dauerte, hatte seinen Anfang damit genommen, dass der Herr des Hauses von Trovale vor der Nase des Herrn des Hauses Wyval einen Granatapfel aß.
    In diesem Fall allerdings bot der Garten viele abgeschlossene Bereiche, wo zwei Elfen, die einander nicht kannten, ihre Erfrischungen in aller Abgeschiedenheit zu sich nehmen konnten, wenn sie denn wollten. Die Entscheidung lag nun bei der Dame, weil sie den höheren Rang hatte.
    Sie warf Silwyth einen Blick zu, dann sagte sie etwas zu ihrer Dienerin. Die Zofe überquerte die Brücke und näherte sich Silwyth mit gesenktem Blick. Sie verbeugte sich dreimal sehr tief.
    »Ehrenwerter Fremder, meine Herrin bittet mich, Euch zu sagen, dass dieser Garten zu schön ist, als dass zwei Augen und ein Mund ihm gerecht werden könnten. Vier Augen und zwei Münder könnten ihrer Wertschätzung solcher Wunder besser Ausdruck verleihen. Sie bittet Euch, den Garten zu ehren, indem Ihr Euch zu ihr gesellt.«
    »Ich ehre den Garten, und ich verehre deine Herrin«, erwiderte Silwyth und folgte der Zofe über die Brücke.
    Als er die andere Seite erreicht hatte, verbeugte er sich, näherte sich der Dame ein paar Schritte, verbeugte sich abermals und näherte sich ihr bis auf zehn Schritte. Dann verbeugte er sich ein drittes Mal. Als er sich wieder aufgerichtet hatte, sagte er: »Ich bin Silwyth vom Haus Kinnoth, Geringerer Wächter des Östlichen Waldes. Ich danke Euch für die Ehre, die Ihr mir erweist. Mein Haus und ich stehen Euch zu Diensten.«
    Die Dame blickte gerade zu einem Kuckuck auf, der hoch auf einem Baum saß und dessen Ruf über dem sanften Murmeln des Springbrunnenwassers eher disharmonisch wirkte. Als sie Silwyths Stimme hörte, senkte sie den Blick wieder und wandte sich ihm zu.
    »Ich bin Lady Valura vom Haus Mabreton.«
    Dies wusste Silwyth bereits, da das Symbol der Mabretons auf ihrem Gewand aufgestickt war. Wieder fragte er sich, wieso sie hier war, wenn ihr Gatte sich offensichtlich im Haus selbst aufhielt.
    Die Dame nahm ihren Platz an einem kleinen Tisch ein, den die Diener neben einen Teich platziert hatten. Die Diener stellten die Teeschalen und Teller zurecht, dann zogen sie sich zurück. Silwyth ließ sich erst nach der Dame nieder, und nun bemerkte er im Schatten einer Grotte zwei Krieger in den Farben der Mabretons. Diener brachten auch den Kriegern Tee, den sie genießen konnten, ohne in ihrer Wachsamkeit nachzulassen.
    Angesichts der Jugend und Schönheit der Dame – sie war eine der schönsten Frauen, die Silwyth je gesehen hatte – überraschte es ihn nicht, dass ihr Mann seinen Schatz so gut bewachen ließ. Seine nächsten Worte waren sehr offen und direkt.
    »Dieser Garten ist tatsächlich schön, Herrin, aber die Hinzufügung einer Blüte der Mabretons hat seine Schönheit hundertfach bereichert.«
    Lady Valura neigte höflich den Kopf. Kein Erröten störte die Orchideenweiße ihrer Wangen, kein erfreutes Lächeln berührte ihre Karneollippen. Sie war an Komplimente
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher