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Der Spitzenkandidat - Roman

Der Spitzenkandidat - Roman

Titel: Der Spitzenkandidat - Roman
Autoren: Wilhelm Braumüller <Wien>
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und glücklich wie noch nie in ihrem Leben. Außerdem war sie in diesen Tagen zu aufgeregt, um sich mit juristischen Spitzfindigkeiten abzugeben.
    Uwe bestand auch darauf, dass sie ihren Job in der Parteizentrale aufgab. „Ich verdiene genug Geld für uns beide. Willst du denn, dass unsere Kinder eine berufstätige Mutter haben?“ Auch sie wollte Kinder, war mit allem einverstanden. Und dass er für sie mit entschied, störte sie nicht. Er war der Mann und sie eine liebende Frau.
    Zur Hochzeit war Isabels Mutter aus Spanien gekommen, bei sich hatte sie einen der schneidigen deutschen Pensionäre, von denen sie sich in der neuen Heimat umgarnen ließ.
    „Kind, kette diesen Mann an“, rief ihre Mutter, bevor sie nach der Feier in ihr Hotel fuhr, denn Uwe war der Meinung, das Brautpaar habe an diesem Tag Anspruch auf Privatsphäre. „So einen kriegst du nie wieder. Betrachte ihn als Hauptgewinn. So klug, so geschickt mit Worten, so zielstrebig. Und attraktiv ist er auch. Er wird seinen Weg machen.“
    Als Uwe ihr vor dem Einsteigen ins Taxi die Hand küsste, verging sie vor Stolz und Rührung.

3
    Der Honeymoon dauerte 40 Tage. Dann kam der Abend, an dem Uwe von der Parteiveranstaltung zurückkehrte. Mit dem Verlauf dieser Veranstaltung war er überhaupt nicht einverstanden. Seine Laune war miserabel. Sie kannte das schon, er ärgerte sich oft, über die Partei, Mandanten, Kollegen, Verkehrsteilnehmer. Die Welt war voller Gründe, die ihn aufregten. Dann funkelten die blauen Augen, aber nicht vor Lebensfreude. Sie hatte Verständnis und bemühte sich, seine Stimmung aufzuhellen. Dieser Mann hatte es verdient, verwöhnt zu werden, ein harmonisches Heim gehörte dazu. Sie hatte seinen Lieblingskuchen gebacken, Apfelkuchen mit Streusel. Sie hatte Vanillezucker in die Sahne getan, wie er es liebte, und die Stücke so aufgeschnitten, dass sie nicht zu groß und nicht zu klein waren. Sie bemühte sich, alles richtig zu machen und stieß dabei gegen die Teekanne, die vom Tisch fiel und zerbrach. Isabel bückte sich sofort, um die Scherben aufzusammeln. Plötzlich wurde sie hochgerissen. Sie war nicht darauf gefasst und taumelte. Uwe stand vor ihr mit einem Gesicht, das sie nicht kannte.
    „Du Schlampe, du blöde! Pass gefälligst auf!“
    Sie war sprachlos, nicht verängstigt. In diesem Moment überwog noch die Überraschung.
    Er schlug zu, ansatzlos.
    Ihr Gesicht brannte. Niemals hatte ein Mann sie geschlagen. Wie konnte er es wagen? Wegen einer Teekanne!
    Sie öffnete den Mund, aber sie sagte nichts. Das lag an seinem Gesicht, vor allem an den Augen. Wut verschaffte ihm ein zweites Gesicht. Die Augen waren wie Steine, ohne Ausdruck, und eigentlich blickten sie sie auch nicht an. Sie starrten in eine Ferne, die wohl nur er in diesem Augenblick sah. Aber an der Bedrohung bestand kein Zweifel. Vor ihr stand ein Fremder.
    Sie musste die Scherben aufsammeln, aber sie wollte sich nicht bücken und nicht wehrlos sein. Den nächsten Schlag wollte sie kommen sehen.
    Schweigend verließ er das Wohnzimmer und redete zwei Tage nicht mit ihr.
    Es war das Schweigen, das sie noch mehr als die Schläge zermürbte. So durften Liebende nicht miteinander umgehen. Und sie waren doch Liebende, 40 Tage nach der Hochzeit. Er verließ früh das Haus und kehrte spät zurück. Am dritten Tag kapitulierte sie. Sie wollte keinen Machtkampf, sie wollte sein Wohlwollen zurückgewinnen. Insgeheim sehnte sie sich nach Versöhnungssex. Sie kannte einige Arten, ihn glücklich zu machen. Sie musste sich nur entschuldigen, denn sie wollte es ihm nicht so schwer machen.
    „Es tut mir leid, dass ich die Kanne zerbrochen habe. Aber es ist doch nur eine Kanne. Sprich mit mir, Uwe. Ich passe in Zukunft auch besser auf.“
    Wie er sie anblickte! Ohne Wärme und Zuneigung, so sah man technische Geräte an, die nicht mehr einwandfrei ihren Dienst versahen.
    Dann sprach er: „Ich möchte nicht, dass du meine Sachen kaputt machst.“
    Wieso sprach er von seinen Sachen? Das Geschirr war ein Geschenk ihrer Tante zur Hochzeit gewesen. Von seiner Familie hatte er überhaupt keine Geschenke erhalten. Sie setzte sich neben ihn, drückte sich gegen seinen Arm. Es dauerte länger, als sie gedacht hatte. Aber am Ende liebten sie sich. Am nächsten Morgen entschuldigte er sich bei ihr. Er hatte Tränen in den Augen, man merkte ihm an, wie leid es ihm tat. Die Nerven waren mit ihm durchgegangen. Isabel war erleichtert, ein einmaliger Ausrutscher, beruhigte sie sich.
    Zwei
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