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Der Spion und die Lady

Der Spion und die Lady

Titel: Der Spion und die Lady
Autoren: Mary Jo Putney
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alle Hilfe, die ich bekommen kann.« Robin runzelte die Stirn. »Es gibt da einen Erkunder aus der Bow Street, einen gewissen Ned Simmons, den die Familie Collins beauftragt hat, die ganze Angelegenheit vertraulich zu behandeln. Wenn ich den finden kann, weiß er unter Umständen bereits viel von dem, was ich erst in Erfahrung bringen will.«
    Lucien nickte. »Ich kenne Simmons, er arbeitet sehr gründlich. Er besucht häufig eine Schenke nahe Covent Garden. Mit ein wenig Glück treffen wir ihn dort an.«
    Robin stand auf und dachte, daß alles viel leichter zu gehen schien, als er befürchtet hatte.
    Auch Lucien erhob sich und holte sich einen Spazierstock aus der Ecke des Raums, zögerte dann aber. »Da gibt es noch etwas, was ich dir gern sagen würde, Robin.«
    »Ja?«
    Sein Cousin spielte mit der Messingkrücke des Spazierstocks. »Seltsam«, sagte er dann, »seit Jahren habe ich heftige Gewissensbisse, und nun weiß ich offenbar nicht, wie ich mich ausdrücken soll.« Seine grünen Augen blickten Robin ernst an. »Wahrscheinlich möchte ich nur wissen, ob du es mir verübelst, dich zu einer Spionage-Laufbahn überredet zu haben.«
    »Du hast mir nicht gerade ein Messer an die Kehle gesetzt, Lucien«, entgegnete Robin überrascht.
    »Es war meine eigene Entscheidung.«
    »Ja, aber ich war mir nicht bewußt, um was ich dich bat.« Lucien seufzte. »Damals kam es mir eher wie ein belangloses Abenteuer vor. Du warst gescheit und hattest eine ausgesprochene Begabung für Sprachen. Es wäre ein Kinderspiel für dich, auf dem Kontinent zu bleiben und das britische Spionagenetz für halb Europa zu koordinieren. Wir beide würden Bonaparte schon in die Knie zwingen. Wer hätte damals angenommen, daß sich der Krieg noch weitere zwölf Jahre hinziehen würde?«
    »Mach dir doch keine Vorwürfe, mich in meiner Unvernunft unterstützt zu haben«, sagte Robin lächelnd. »Du bist nur zwei Jahre älter als ich.
    Natürlich konntest du nicht wissen, was auf uns zukam. Ich war und bin für mein Leben allein verantwortlich.«
    »Giles denkt nicht so«, erwiderte Lucien trocken.
    »Ich glaube, er wird mir die Rolle nie verzeihen, die ich bei deiner Laufbahn gespielt habe. Aber das eigene Leben zu riskieren, ist nicht das Schlimmste für einen Spion. Das Schlimmste ist der psychische Preis, den man dafür zu zahlen hat, in einem undurchsichtigen Krieg zu kämpfen.«
    Lucien schob den Spazierstock rastlos zwischen den Händen hin und her. »Ich habe durchaus meine Erfahrungen in dieser Hinsicht gemacht, aber wenigstens verbrachte ich den größten Teil meiner Zeit im vergleichsweise zivilisierten England. Meine Vergehen betrafen in den meisten Fällen weit entfernte und mir unbekannte Menschen. Was du getan hast, war weitaus schwieriger.«
    Berührt von der Fürsorglichkeit seines Cousins fragte Robin: »Bereust du dein Angebot an mich, für das Auswärtige Amt zu arbeiten, oder tut es dir leid, daß ich angenommen habe?«

    »Das ist ja das Verteufelte.« Luden lächelte selbstironisch. »Als Verantwortlicher für den Nachrichtendienst kann ich nicht bedauern, was du getan hast – deine Tätigkeit war immens wichtig und erfolgreich. Vermutlich wünsche ich mir nur, ich würde mich nicht so verdammt schuldig fühlen.«
    Robin lachte. Mit Schuldgefühlen kannte er sich aus. »Falls es dir um eine Absolution geht, Lucien, die gebe ich dir gern. Ich muß zwar zugeben, daß ich mich oft genug mehr als unwohl in meiner Haut gefühlt habe, aber in den letzten Wochen ist es mir gelungen, mit meiner verwerflichen Vergangenheit ins reine zu kommen. Zwar werde ich nie stolz auf das sein, was ich getan habe, aber ich hadere zumindest nicht mehr mit mir selbst.« Irgendwie hatte er das Gefühl, daß er Maxies Worte wiederholte.
    Lucien musterte ihn aufmerksam. »Nach meinen Erfahrungen kann die richtige Frau für den Seelenzustand Wunder wirken.«
    »In der Tat. Und jetzt ist es an der Zeit, mich dieser richtigen Frau erkenntlich zu erweisen.
    Wollen wir gehen?«

Kapitel 29
    CANDOVER HOUSE LAG in tiefem Schlummer, als Robin zurückkehrte. Mit der Hilfe von Lucien und des verblüfften, aber zugänglichen Simmons hatte er alle nötigen Informationen erhalten. Vielleicht wäre Maxie morgen bereit, ihm zuzuhören.
    Er öffnete die Tür mit dem Schlüssel, den ihm Maggie gegeben hatte. Gerade hatte er die massive Tür wieder verschlossen, als seine Instinkte ein Warnsignal aussandten. Er lauschte einen Moment lang intensiv in die Stille, spannte
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