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Der Spion und die Lady

Der Spion und die Lady

Titel: Der Spion und die Lady
Autoren: Mary Jo Putney
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geblieben wäre, hätte niemand etwas anderes als einen natürlichen Tod vermutet.«
    Robin ließ ihr Zeit, das Gehörte in sich aufzunehmen, dann fuhr er fort: »Dein Vater hat dich rücksichtslos alleingelassen, weil er dich liebte. Ich glaube, er wollte dir mit seinem Tod die Sicherheit geben, die er dir im Leben nicht geben konnte. Offenbar wußte er nicht, daß du sehr viel lieber jede Stunde der Zeit, die ihm noch blieb, mit ihm verbracht hättest, aber seine Tat entsprang der Liebe.«
    Maxie verbarg das Gesicht in den Händen und flüsterte: »Ich weiß zwar nicht warum, aber das ist mir unendlich wichtig.«
    »Du und dein Vater, ihr wart eine Einheit«, sagte Robin leise. »Unabhängig davon, wie beleidigend Fremde auch waren, wie oft du wegen deiner Mohawk-Abstammung verspottet wurdest, hast du immer gewußt, daß dein Vater dich liebt. Die Vorstellung, er könnte sich das Leben ohne einen Gedanken an dich genommen haben, hätte für dich bedeutet, daß dein ganzes Leben auf einer Lüge beruhte.«
    Maxie hob den Kopf und wischte sich die Tränen mit dem Handrücken ab. »Woher weißt du das, wo ich es selbst nicht wußte?«
    »Als du tief in die dunklen Bereiche meiner Seele eingedrungen bist, hast du dich auch mir geöffnet«, sagte er, stand auf und legte ihr die Hände auf die Ohren.
    »Wenn eine Frau trauert, kann sie nicht hören«, zitierte er. »Laß diese Worte die Hindernisse beseitigen, damit du wieder hören kannst.«
    Er legte ihr die Hände sanft auf die Augen. »In deiner Trauer hast du die Sonne verloren und bist in Dunkelheit gefallen. Ich werde jetzt das Sonnenlicht wiederherstellen.«
    Tränen liefen ihr über die Wangen. »Wie hast du dir das alles merken können, Robin?« flüsterte sie.
    »Die Worte sind in mein Herzen eingegraben, Kanawiosta.«
    »Mein Vater und ich haben nie über seine Gesundheit gesprochen. Er verabscheute es, hinfällig zu erscheinen. Sich das Leben zu nehmen, weil er wußte, daß ich davon profitieren würde, und um sich selbst Leiden zu ersparen, wäre ihm durchaus zuzutrauen, aber ich war in meiner Trauer zu selbstsüchtig, um das erkennen zu können.«
    »Die wichtigsten Dinge sind häufig am schwersten zu erkennen«, sagte Robin und zog sie an sich.
    Sein Blick fiel auf den schwelenden Tabak im Aschenbecher. »Hat das eine besondere Bedeutung?«

    »Im Volk meiner Mutter ist Tabak heilig. Man verbrennt ihn, damit sein Rauch Gebete und Wünsche zu den Geistern trägt.«
    Robin nahm Tabak aus der Schatulle und ließ ihn auf den glimmenden Haufen fallen.
    »Was wünschst du dir?« fragte Maxie.
    »Wird der Wunsch auch dann wahr, wenn ich es dir erzähle?«
    Sie lächelte. »Ich glaube nicht, daß das einen Unterschied ausmacht.«
    Eben noch hatte er sich geschworen, kein Wort verlauten zu lassen, aber als er ihr unwiderstehliches Lächeln sah, schlug er alle Bedenken in den Wind. »Ich wünsche mir, daß du mich heiratest.«
    Ihr Lächeln schwand, und sie lehnte sich in ihrem Sessel zurück. »Es ist eine gefährliche Angewohnheit von dir, mir Heiratsanträge zu machen. Wenn du dich nicht mehr vorsiehst, könnte ich irgendwann zustimmen.«
    »Nichts könnte ich mir mehr wünschen.«
    Seufzend blickte Maxie auf ihre miteinander verschlungenen Hände. Solange die Umstände des Todes ihres Vaters nicht geklärt waren, hatte sie dieser Entscheidung ausweichen können. Jetzt nicht mehr.
    Sie hob den Kopf und sah ihn an. Physisch war Robin nur auf Armeslänge von ihr entfernt, aber seine helle Haut, seine lässige Selbstsicherheit und seine aristokratische Eleganz verwiesen auf eine Kluft, die nicht zu überbrücken war. »Ich glaube, wir sind zu verschieden, Robin. Ich bin die Tochter eines Buchhausierers und werde von deinen Landsleuten wegen meiner Herkunft als unzivilisierte Wilde betrachtet, während du einer jahrhundertealten und privilegierten Kultur entstammst.« Sie bemühte sich, so beiläufig zu sprechen, als läge ihr Entschluß auf der Hand.
    »Die Vorstellung einer Ehe mag dir jetzt vielleicht reizvoll erscheinen, aber ich bin davon überzeugt, daß du es eines Tages bereuen würdest.«
    »Würdest du es denn irgendwann bereuen?«
    fragte er leise.
    »Wenn du es tust, mit Sicherheit«, erwiderte sie in dem Wissen, daß ihre Worte das ganze Problem ausdrückten. Da sie ihn liebte, könnte sie sein Bedauern nicht ertragen. Ganz gleich, wie gut er alles auch hinter Höflichkeit verbarg, sie würde es spüren.
    »Du irrst. Die Unterschiede zwischen uns sind
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