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Der Sonntagsmonat

Der Sonntagsmonat

Titel: Der Sonntagsmonat
Autoren: John Updike
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Mädchen fragen mitnehmen? Ich schlage es an einer beliebigen Stelle auf und lese:
     
    In dem Bemühen, eine Antwort auf die Frage zu geben: «Was können wir aus dem Leben rings um uns herum an Erkenntnissen über die Existenz und die Natur Gottes gewinnen?», benutzte Doktor Gilkey zur Erläuterung das Beispiel des schiffbrüchigen Seemanns, der eine verlassene Hütte auf einer Insel entdeckt.
     
    Eine andere Frage, über die Jungen und Mädchen sich oft den Kopf zerbrechen, wurde von einem Jungen einmal so ausgedrückt: «Warum ließ Gott Jesus am Kreuz sterben?» Wenn ein Lehrer eine eigene christlich-philosophische Anschauung über Christi Kreuzestod hat, mag er mit Jungen und Mädchen eine nützliche Betrachtung darüber anstellen.
     
    Die helle Morgensonne brannte auf das kleine chinesische Dorf herab. Schon seit Wochen blickten die Leute hoffnungsvoll zum Himmel auf und hielten nach Regenwolken Ausschau. Allein Regen konnte die Ernte noch retten. Aber es kam kein Regen, und die Reisfelder verdorrten in der sengenden Hitze. Das Herz des Pfarrers Lu Cheng-sun war schwer, als er die kleine Kirche betrat.
     
    Ich glaube, ich muß es mitnehmen. Als Souvenir.
    Das nahe Bevorstehen meiner Abreise macht mir dieses freundliche Zimmer so fremd, wie es mir bei meiner Ankunft war. Ich hinterlasse keine Spur, keine Narbe. Habe ich dies alles geträumt? Meister Eckart, wenn ich mich recht erinnere, spricht von der Göttlichkeit als dem «einfachen Grund, der stillen Wüste» und von einem Prozeß, auf daß Gott in der Seele geboren werden kann – vom Entwerden, dem Gegenteil des Werdens, dem Fortreisen des Menschen von sich selbst. Übermorgen mag mein Monat hier als eine Metapher erscheinen, als eine Pause, kürzer noch als Alicias Pause damals, die ich auf so tadelnswerte Weise unterbrach.
    In der letzten Nacht trat ich nach dem Pokern hinaus unter das Gewölbe der Wüstensterne und hatte Angst – nicht einfach nur Angst, sondern Angst davor, noch einmal geboren zu werden.
    Und wenn schon – komm.

31
    Die Koffer stehen, wie zur Parade angetreten, vor der Schranktür. Ihre zugerissenen Reißverschlüsse und zugeschnappten Schnappschlösser sehen wie die mißbilligenden Münder alter Jungfern aus. Ich habe Angst. Alles ist in der Schwebe. Mein Leben hier, genau wie mein Leben von Geburt an, gänzlich im Ungewissen. Ist da wirklich nicht mehr Sinn? Der Flug hat sich mir schon auf den Magen gelegt und ihn zum Vibrieren gebracht. Ich kann es nicht fassen. Ich kann nicht.
     
    Sei gesegnet.
    Welch eine Überraschung! Dein Klopfen war also doch nicht das Pochen des Schicksals. Was bleibt, in diesem Moment, einem Moment dieser meiner letzten Stunde, das war die tapfere Art und Weise, wie du dich wortlos auszogst, wie du ohne ein entschuldigendes Wimpernzucken enthülltest, daß du dick warst, nicht fett, aber doch unbestreitbar dick, so daß meine erschreckten Arme, als sie dich umfingen, den Stamm eines festen, jedoch warmen Baumes zu umfassen meinten. Und die Ruhe, die von dir ausging, als du auf dem Rücken lagst! Erlaubtest, daß deine Brüste immer aufs neue modelliert wurden – erstaunliche Brüste, so fest, daß sie fast klein wirkten, die Warzen aufrecht auf kleinen Hügeln weiteren Schwellgewebes und so der gewölbten Spitze auf einer Kuppel gleichend, ein Ansteigen in mehreren Etappen, eine architektonische Folge. Schwer, an deinem Profil abzulesen, welches Vergnügen du empfandest. Du schienst in Gedanken verloren, nur deine Hand sprach zu mir, richtete mühelos meinen Penis auf zu seiner idealen Gestalt, so daß er sich abermals in der fast – nein, wahrhaft – beunruhigend flüssigen Fülle im Gang zum Innern deines Schoßes von seiner Qual befreien konnte. Und das Ganze gelassen, ausdauernd, ruhig. Wie viele Male? Ich zählte nicht mehr. Ich fühle mich ausgeleert, leicht; ich habe Fieber, ein wenig Kopfschmerzen. War ich würdig? Du hast mich an einen Rand gebracht, einen schlüpfrigen Rand. Und nichts blieb mir zu tun, mein lieber idealer Leser, als auszugleiten und kopfüber hinabzustürzen, voller Dankbarkeit.
    Was ist das, diese menschliche Berührung, diese ringsum von Leere umgrenzte Sache, die wir füreinander tun? Es gab, als ich in dich eindrang und groß war und du schon feucht, einen Moment, in dem du dich nicht hättest sehen können, in dem deine Augen ganz für einen andern da waren und aufblickten in meine, mit einem Ausdruck, für den es keinen Namen gibt, einem Ausdruck des Eintretens
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