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Der Sommer der Legenden

Der Sommer der Legenden

Titel: Der Sommer der Legenden
Autoren: Sarah Eden
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oder verschwinden Sie!«
    »Ich verstehe, dass Sie ärgerlich sind«, begann Pickwick, ohne jedes Zeichen von Erregung.
    In diesem Augenblick bog Taylor um die Ecke des Hauses und betrat die Veranda.
    Ein seltsamer Ausdruck huschte über das Gesicht des blassen Mannes, als er das Mädchen erblickte. Er hatte noch etwas sagen wollen, aber er stockte. Mit zusammengekniffenen Augen starrte er auf das Kind, das den Blick ohne Scheu erwiderte.
    Carol beobachtete das Zwischenspiel sehr aufmerksam. Ihr entging nicht, dass Pickwick zum ersten Mal seit seinem Erscheinen um seine Fassung zu kämpfen schien.
    »Ist Ihnen nicht gut?« fragte sie, um ihn zu einer Erklärung zu verleiten.
    Fisher war ebenfalls aufmerksam geworden.
    Doch Joshua Pickwick winkte unwillig ab. »Der Atem Manitus«, flüsterte er kaum verständlich.
    Plötzlich erhob er sich, machte einen Schritt auf Taylor zu, hielt in-ne, wandte sich wieder seinen Gastgebern zu und presste mühsam hervor. »Ich muss gehen, tut mir leid. Ich hätte nie hierher kommen dürfen. Gott stehe Ihnen bei...«
    Das waren seine Abschiedsworte.
    Ohne auf eine Antwort zu warten, überquerte er die Veranda mit weit ausgreifenden Schritten, wobei er Taylor in großem Bogen auswich, und ging davon.
    Erst als er hinter der Wand eines Schuppens verschwunden war, erwachte Carol wie aus einem Traum.
    Taylor stand vor ihr.
    Ihr leerer Blick ließ Carol frösteln. Vor ihrer Brust, genau zwischen den Trägern der Latzhose, baumelte der blutrote, magische Stein...

Kapitel 6

    Lange nachdem Joshua Pickwick die Ranch verlassen hatte, saßen Carol und Fisher noch vor dem Haus und betrachteten das Abendpanorama.
    Die Schatten wurden überall länger, und der Horizont mit der untergehenden Sonne sah aus wie ein Loch in der Unendlichkeit, über dem, gerade noch sichtbar, ein blutendes Auge schwebte, das Wolkentränen weinte.
    »Vielleicht war es ein Fehler, hierher zu ziehen«, sagte Carol unvermittelt.
    Sie lehnte ah Fishers Schulter, und die Bank, auf der sie sich niedergelassen hatten, pendelte langsam hin und her.
    Fisher hob verärgert die linke Augenbraue. »Lass dich doch von diesem Scharlatan nicht ins Bockshorn jagen. Wenn ich das schon höre: >Ich sollte seine Seele retten... Dieses Haus ist verflucht...< Der hat sie doch nicht alle!«
    »Storm hat ähnlich konfuse Dinge behauptet. Ich bin sicher, er wollte mir noch mehr sagen«, warf Carol ein.
    »Storm ist verschwunden«, sagte Fisher. »Eben!«
    »Das ist doch Unsinn...«
    »Und die Totemmaske?«
    »Wie du selbst gesagt hast: Wahrscheinlich ein dummer Jungenstreich. Mein Gott, wir sind nun mal nicht allein auf der Welt. Auch hier gibt es Bürschchen, denen die Langeweile allerlei verrückte Ideen einflüstert. Wir werden damit leben müssen.«
    »Ich fürchte, du nimmst die Sache zu leicht.« Carols Hand krallte sich fest in Fishers Arm. Als sie es merkte, lockerte sie den Griff rasch. »Wenn Storm nur irgendwo zusammengebrochen wäre, hätte er längst gefunden werden müssen.«
    »Von dieser Schlafmütze von Sheriff etwa?« knurrte Fisher missmutig. »Der findet sich doch nicht mal selbst.«
    Carol lächelte ohne innere Freude. »Du urteilst voreingenommen«, tadelte sie. »Aber wie schätzt du diesen Pickwick ein? Glaubst du, er hat die Wahrheit gesagt?«
    »Dass Big John ihn herzitiert hat?«
    Carol nickte.
    Er hob behäbig die Schultern. »Kann sein, kann nicht sein. Aber irgendwo hat der 'ne Schraube locker, wenn du mich fragst.«
    »Was er wohl mit Atem Manitus gemeint hat?« Carol erinnerte sich nur ungern an Pickwicks verändertes Verhalten, als Taylor auf der Veranda erschienen war.
    »So sind diese Typen eben«, beschwichtigte Fisher sie. »Die müssen immer irgendetwas mysteriös Klingendes daher brabbeln. Das gehört zu ihrem Geschäft.«
    »Welches Geschäft?«
    »Wahrscheinlich so eine Art moderner Exorzismus.«
    »Du Spinner!«
    »Aha«, brummte Fisher beleidigt. »Mich nennst du Spinner, aber diesem Spinner lässt du als großen Zampano durchgehen... In
    Zukunft laufe ich auch nur noch mit Rosenkranz und Knoblauchknollen behängt durch die Gegend! Etwas mehr Achtung bitte!«
    Sie küssten sich, prustend vor Lachen.
    Für kurze Zeit waren Leute wie Storm, Farron oder Pickwick aus ihrem Bewusstsein gelöscht.
    Doch schon in der folgenden Nacht erwartete sie der nackte Terror.
    Und von da an war nichts mehr so, wie es einmal gewesen war...

    Er lief wie in Trance.
    Sein Körper bewegte sich wie ein mechanisches
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