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Der Sommer der Legenden

Der Sommer der Legenden

Titel: Der Sommer der Legenden
Autoren: Sarah Eden
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und Carol spürte ihren kühlen Körper und den kalten, roten Stein, den Taylor ihr gegen das Herz presste.
    Sie wollte sich gegen die Berührung dieses Dinges wehren, aber sie konnte es nicht.
    Nach einer Ewigkeit des Wartens - draußen dämmerte bereits der neue Tag - hörten sie endlich, wie ein schwerer Wagen in den Hof der Ranch einfuhr.

    Nur mit allergrößter Überwindung gelang es Carol, aufzustehen und sich rasch etwas anzuziehen.
    Von Fisher geführt, stieg sie die Treppe nach unten, um die Tür zu öffnen. Taylor trottete brav hinter ihnen her.
    Carol hatte sich wieder einigermaßen in der Gewalt, als sie dem Sheriff gegenüberstand, der sie missmutig anstarrte.
    Aber sie fühlte sich immer noch zittrig und verängstigt, und es fiel ihr schwer, ein Wort herauszubringen.
    Fisher übernahm das Reden. In kurzen, klaren Worten berichtete er Farron von ihrer schockierenden Entdeckung. Doch der Sheriff schüttelte nur verächtlich den Kopf.
    »Das gleiche haben Sie doch schon am Telefon gefaselt«, knurrte er. »Und ich wiederhole mich ebenfalls gerne: Wenn Sie mich auf den Arm nehmen wollen, wird Sie das teuer zu stehen kommen! Wir sind jetzt schon nicht die besten Freunde - aber dann wird es wirklich hart!«
    Fisher wischte die Bemerkungen des Sheriffs mit einer ärgerlichen Geste beiseite. »Kommen Sie lieber!«
    Gemeinsam mit Farron verschwand er nach oben.
    Carol zog sich mit Taylor in die Küche zurück und machte erst einmal einen starken Kaffee und einen Kakao für ihre Tochter.
    Am Anfang wollte sie Taylor Trost zusprechen - bis sie bemerkte, dass sie solch einen Zuspruch weitaus nötiger gehabt hätte.
    Das Kind wirkte völlig unbelastet. Aber es hatte ja den Toten am Galgen auch nicht gesehen...
    Einen Toten, der dort nicht hätte sein dürfen, weil man ihn vor Wochen bereits unter die Erde gebracht hatte!
    Doch dann vergaß Carol ihren Onkel für kurze Zeit.
    Sie sah, dass Taylor den entsetzlichen roten Stein um ihren Hals losgelassen hatte und plötzlich mit etwas anderem spielte, das hell im Licht der Küchenlampe blitzte und funkelte...
    Ein großer goldener Ring mit einem stilisierten Kreuz...
    Siedend heiß stieg eine Erinnerung in Carol auf.
    »Wo hast du das nun wieder her?« rief sie so heftig, dass Taylor den Ring erschrocken in ihrer kleinen Hand verbarg und eingeschüchtert aufblickte.
    »Irgendwo musst du ihn doch herhaben! Hast du ihn gefunden?« bohrte Carol.
    Taylor griff nach diesem Strohhalm und nickte schnell.
    »Wo?« • Schulterzucken.
    Carol fluchte innerlich, wusste aber, dass sie so nicht weiterkam.
    Taylor wurde langsam zu einem Problem. Vielleicht wäre es ratsam, mit ihr einmal einen Psychologen aufzusuchen, dachte Carol. Sie spürte mit Betroffenheit, dass sie ganz allmählich den Zugang zu ihrem Kind verlor, und dieser Gedanke war unerträglich.
    Carol saß geistesabwesend am Küchentisch, als Fischer mit dem Sheriff zurückkehrte.
    Trotz ihrer inneren Zerrüttung merkte sie sofort, dass etwas nicht stimmte.
    Ihr Mann wirkte wie am Boden zerstört, während Farron Wie ein dicker, kleiner Teufel grinste.
    »Dein Onkel«, sagte Fisher voll ratlosem Entsetzen, »ist weg...«

    Im Nachhinein erschienen Carol die letzten Stunden und Tage wie Ausschnitte aus dem Leben einer Fremden.
    Sie konnte kaum noch sagen, in welcher chronologischen Reihenfolge sich alles abgespielt hatte, nachdem Sheriff Farron unverrichteter Dinge abgezogen war und Fisher sie und Taylor in den Buick verfrachtet hatte, um mit ihr nach Sioux City zu fahren.
    Am frühen Vormittag waren sie dort eingetroffen, hatten Taylor in einer Kindertagesstätte zurückgelassen und waren von Amt zu Amt gehastet, um eine Untersuchung in
    Gang zu setzen, die ihren nächtlichen Alptraum beweisen sollte.
    Mit Farrons Unterstützung konnten sie dabei nicht rechnen -eher schon damit, dass er ihnen so viele Steine wie möglich in den Weg rollen würde.
    Sie übernachteten sogar zweimal in der Stadt, weil Carol davor graute, auf die Ranch zurückzukehren, solange der Spuk nicht aktenkundig und erklärbar geworden war.
    Schließlich hatten sie es dann doch geschafft - unter tatkräftiger Mithilfe Sam Hookers, dem Notargehilfen, der sich, entgegen seines etwas lächerlichen Äußeren, als einer der wenigen kooperationsbereiten Menschen in Sioux City entpuppt hatte.

Kapitel 8

    An einem trüben Septembermorgen standen sie schließlich auf dem Friedhof der Stadt und sahen zu, wie zwei Totengräber im Staatsdienst damit
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