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Der Sommer der Legenden

Der Sommer der Legenden

Titel: Der Sommer der Legenden
Autoren: Sarah Eden
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beschäftigt waren, das Wochen zuvor zugeschüttete Grab von Big John Murdock wieder zu öffnen.
    Exhumieren hieß das in der Fachsprache, und es bedeutete einen Spießrutenlauf durch Dutzende von Instanzen, bis es gestattet wurde.
    Carol hatte ohne Medikamente kein Auge mehr zugetan seit jener Alptraumnacht, als sie ihren Onkel am Galgen hatte baumeln sehen.
    Sie musste endlich Gewissheit haben, ob sie nur Opfer einer Wahnvorstellung geworden waren, oder ob der tote Big John tatsächlich noch irgendwo herumgeisterte.
    Auch Farron stand bei ihnen am Grab.
    »Das bricht Ihnen endgültig das Genick«, behauptete er gehässig, während die Arbeiter den Sarg bereits mit kundigen Bewegungen freilegten, aus dem Erdloch auf einen Rollwagen hievten und in die Leichenhalle fuhren, wo er unter Ausschluss der Öffentlichkeit geöffnet werden sollte.
    Und dann gefror Farron jede weitere Gehässigkeit auf der Zunge, als der Deckel der noch wie neu wirkenden Totenkiste angehoben wurde, denn der Sarg war weder leer, noch lag John Murdock darin!
    Den Toten, der mit seltsam abgeknicktem Kopf und starren Augen zu ihnen heraufschaute, kannten dennoch alle.
    Es war der vermisste Reverend!
    Was nicht jeder, wohl aber Carol sofort bemerkte: An Storms Hand fehlte der Ringfinger...

    Noch ehe Carol etwas sagen konnte, explodierte direkt vor ihr ein Blitzlicht, und dann ging es drunter und drüber.
    Sie hörte, wie der Sheriff losbrüllte und handgreiflich gegen einen Reporter vorging, der das allgemeine Medienverbot ignorierte und sich in die Halle eingeschlichen hatte.
    Sioux City war zu sehr Kleinstadt, als dass jemand hätte verhindern können, dass der Antrag auf Öffnung von Big Johns Grab Wellen in der Öffentlichkeit geschlagen hatte.
    Nicht nur die Lokalpresse, auch viele Schaulustige hatten sich auf dem kleinen Friedhof im Herzen der Stadt versammelt und führten heftige Diskussionen.
    Die unglaubliche Neuigkeit war wie ein Lauffeuer durch die Bevölkerung gegangen, und Carol hätte wetten können, dass Sheriff Farron nicht ganz unschuldig an dieser Indiskretion war. Nachweisen konnte sie ihm natürlich nichts. Dazu war er zu schlau.
    Als der Reporter endlich vor die Tür gesetzt worden war und etwas Ruhe eingekehrte, machte Carol den leitenden Staatsanwalt, einen grauhaarigen Mittfünfziger namens Fitzgibbon, auf den sonderbaren Grabschmuck aufmerksam, den sie am Fuß des Sarges entdeckt hatte.
    Sofort mischte sich Farron ein und zog den Gegenstand heraus, wobei seine ganze Haltung zu signalisieren versuchte, dass er das Objekt längst entdeckt hatte.
    Es handelte sich um einen Art tellergroßen, konisch gewölbten Schild, dessen Oberfläche mit unverständlichen farbigen Symbolen bemalt war.
    »Eindeutig indianisch«, stellte Farron geringschätzig fest.
    Der Schild schien ihm dennoch wichtiger zu sein als die Leiche des lange gesuchten Reverends, denn er drehte und wendete ihn, fuhr mit den Fingern darüber und roch sogar daran, als könnte er dadurch sein Geheimnis lüften.
    »Keine voreiligen Urteile«, wies Fitgibbon ihn zurecht. »Genaues werden unsere Spezialisten im Polizeilabor von Denver herausfinden. Es kann ebenso gut eine Fälschung sein, um uns irrezuführen.«
    »Sie wollen dieses Ding... nach Denver schicken?« schnaubte Farron ungläubig. »Wozu?«
    »Wir haben es hier mit einem Mord zu tun, Sheriff«, wies ihn der Staatsanwalt zurecht. »Muss ich Ihnen das erst sagen? Ein Mord an einem Geistlichen!«
    Carol wartete insgeheim, dass Farron >Na und?< fragte. Aber er riss sich zusammen.
    »Und es gibt noch einen Verschwundenen«, seufzte er statt dessen. »Wir dürfen John Murdock nicht vergessen. »Sein Blick streifte Carol. »Irgendjemand muss ihn schließlich ausgebuddelt haben...«
    »Und bei uns aufgehängt haben«, ergänzte Fisher bitter.
    »Und wieder abgehängt und versteckt haben«, vollendete Farron mit anzüglichem Grinsen.
    Carol machte sich nicht einmal die Mühe, auf die versteckte Unverschämtheit zu reagieren.
    »Können wir gehen?« fragte sie den Staatsanwalt und zog Fisher am Arm bereits Richtung Ausgang.
    »Natürlich.« Fitzgibbon nickte. »Wir werden miteinander telefonieren.«
    Carol hörte ihn schon nicht mehr. Für sie war es eine regelrechte Flucht, als sie mit Fisher die Leichenhalle verließ und sich einen
    Weg durch die neugierige Menge bahnte.
    Weg hier,. dachte sie. Nur weg von hier...

    »Was wollen wir nun tun?« fragte Fisher, als sie wieder in ihrem Buick saßen und die
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