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Der Sommer der Legenden

Der Sommer der Legenden

Titel: Der Sommer der Legenden
Autoren: Sarah Eden
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Fisher am Abend, als er es nicht mehr länger mit ansehen konnte, wie nervös Carol herumgeisterte. Natürlich wusste er, warum sie sich quälte, und ihm selbst erging es kaum besser,
    »Vielleicht hast du recht«, sagte sie zu seiner Überraschung.
    Sie standen sich gegenüber und umarmten sich minutenlang, als könnten sie aus der körperlichen Nähe des anderen neue Kräfte schöpfen.
    »Aber ausruhen wäre sicher verkehrt. Ablenkung ist angesagt. Ich werde ein bisschen auf dem Dachboden herumstöbern, wo Big Johns Erinnerungsstücke verstauben. Vielleicht bringt mich das auf andere Gedanken. Ich werde es jedoch nur tun, wenn du hier beim Telefon bleibst und mich bei der geringsten Neuigkeit rufst!«
    »Versprochen!« sagte Fisher.
    Er war froh, dass sie sich beschäftigen wollte, statt nur hilflos dazusitzen.
    Während Carol nach oben ging, nahm er ein Buch aus dem Schrank und setzte sich neben den Kamin.
    Er tat, als würde er lesen. In Wahrheit aber horchte er nur auf das Telefon...

Kapitel 9

    In der Höhle unter dem Fels lief ein unwirkliches Ritual ab - ein Zauber gegen das Böse, das sich im Leichnam ihres alten Feindes manifestierte...
    Spottet Fawn hob den Arm.
    Der Gesang seiner Brüder verstummte.
    Schweigend wandten sie ihm die mit grellen Kriegsfarben bemalten, steinernen Gesichter zu.
    In den dunklen Augen spiegelte sich nur der zuckende Fackelschein wider - aber es so aus, als lodere blanker Hass darin.
    Ein paar bellende Laute entrangen sich der Kehle des jungen Indianers, in dessen Blick ein unheimliches Feuer leuchtete.
    »Manitu ist mit uns!« rief er leidenschaftlich. »Diese Nacht wird unsere Feinde verschlingen!«
    Dann folgte ein Gebet, das die Geister der Ahnen besänftigen sollte, die nun endlich ihren Frieden in den Ewigen Jagdgründen finden würden.
    Und wieder ertönte Gesang, der monotone Gesang!
    Im flackernden Schein schienen die Schatten an den grauen Felswänden zu eigenem, düsterem Leben zu erwachen.
    Gestalten tanzten um ein Feuer, in dessen Glut die letzten Knochen zu Staub zerfielen.
    Die traurigen Reste eines schlechten Mannes...

    Wenn Fisher geahnt hätte, in welch schlechter Verfassung Carol wirklich war, hätte er sie kaum allein irgendwohin gehen lassen.
    Carol war nahe daran, Selbstmord zu begehen, so elend fühlte sie sich. Erst jetzt, da Taylor, auf so absurde Weise aus ihrem Leben verschwunden war, merkte sie, wie sehr sie mit ihrer Tochter verbunden war, wie viel ihr die Kleine bedeutete.
    Dass sie auf dem Speicher des Hauses herumstöbern wollte, war nicht mehr als eine Ausrede gewesen, um endlich etwas allein sein zu können.
    Fishers Nähe half ihr in vielem, im Moment war sie jedoch eher ein störendes Handicap, das sie hinderte, gründlich über die Ereignisse der letzten Wochen, die nun ihren traurigen Höhepunkt erreicht hatten, nachzudenken.
    Aber das mochte sie ihm nicht sagen, schließlich meinte er es nur gut.
    Der Weg die Treppe hinauf brachte ihr erstmals wieder zu Bewusstsein, wie fremd sie in diesen Mauern eigentlich waren.
    Anfangs hatte sie sich von dem eigentümlichen Charme des alten Gebäudes blenden lassen, das erkannte sie immer deutlicher. Doch jeder Blick hinter die Fassade hätte sie gleich nachdenklich und zurückhaltender stimmen müssen.
    Dass sie sich und ihre Familie dennoch fast blind in dieses irrwitzige Abenteuer gestürzt hatte, konnte sie sich kaum verzeihen.
    Sie erreichte das Ende der Treppe und befand sich nun über ihrem Arbeitszimmer.
    Die Stufen mit dem schlichten Stabgeländer mündeten geradewegs in einen kurzen Überbau mit einer ebenso schlichten Tür.
    Ein einziges Mal hatte Carol ganz zu Beginn ihres Einzugs einen Blick dort hineingeworfen - und war vor dem heillosen Durcheinander zurückgeschreckt.
    Seitdem hatte sie gar keine Zeit mehr gefunden, sich darum zu kümmern. Es hatte stets dringlichere Dinge zu erledigen gegeben.
    Sie war sogar einigermaßen verblüfft, als sie nun feststellte, dass hier sogar schon jemand elektrisches Licht installiert hatte.
    Carol öffnete die Tür, betätigte einen Schalter und wartete, bis irgendwo an der Decke Neonleuchten flackernd aufflammten. Sie brauchten einige Zeit, bis sie ruhig brannten.
    Der Geruch von Verfänglichkeit wehte ihr entgegen. Es war stickig warm. Die Dachkammer mit den schrägen Wänden hatte die Hitze des Tages gespeichert und gab sie nur zögernd wieder her. Im Winter war sie dafür wohl der kälteste Ort des Hauses.
    Carol trat ein und schloss die Tür
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