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Der Sommer der Legenden

Der Sommer der Legenden

Titel: Der Sommer der Legenden
Autoren: Sarah Eden
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Schultern. »Hörst du? Er hat sich gemeldet! Kurz bevor das gesamte Stromnetz zusammengebrochen ist...«
    Carol starrte tränenblind in sein verschwitztes Gesicht. »Wer?« fragte sie fast teilnahmslos.
    »Pickwick!« Fisher spie den Namen geradezu aus. »Er sagt, Taylor gehe es gut. Und er will uns sehen. Aber wir sollen die Ranch verlassen. Auf der Stelle. Er hat auch noch etwas von einer tödlichen Gefahr gefaselt, wenn wir nur eine Minute länger hier blieben... Er hat Taylor bei sich und kommt uns entgegengefahren...«

    »Spottet Fawn«, flüsterte er und rieb den Atem Manitus zwischen seinen Händen, als könnte er damit einen Teil seiner mythischen Kraft in sich aufnehmen.
    Der blutrote Stein war schwer und rau. Sein Alter ließ sich nicht einmal schätzen. Irgendwann in der Vergangenheit hatten indianische Schamanen ihn aus den tiefsten Tiefen der Erde geholt und mit ihrem Zauber versehen.
    Jedes einzelne der filigran herausgearbeiteten Symbole erzählte eine Geschichte. Jede Furche und jeder Kratzer hatte Generationen von Kriegern kommen und gehen sehen...
    Joshua Pickwick erbebte innerlich, als er den Artefakt mit einer fließenden Bewegung in einem Lederbeutel verschwinden ließ und sich diesen vor die Brust hängte. Zwischen all die anderen magischen Kleinodien, die schon um seinen Hals hingen.
    Er verließ die einsame Telefonzelle und kehrte zu seinem leeren Wagen zurück.
    In einem Punkt hatte er Fisher Todd belogen. Dessen kleine Tochter war nämlich gar nicht mehr bei ihm...
    »Wir können ihm nicht vertrauen«, sagte Carol eindringlich. »Die Gefahr lauert nicht hier, sondern draußen, wenn wir auf seine Forderung eingehen... Gott, ich hasse ihn!«
    »Sei vernünftig«, widersprach Fisher.
    Sie hatten sich in der Küche eingefunden und warteten im Zwielicht der Petroleumlampe darauf, dass die Elektrizität zurückkehrte.
    Irgendwo da draußen bei einer der vielen Relaisstationen musste es zu einem Totalausfall gekommen sein.
    »Nicht einmal das Telefon funktioniert. Wir können uns weder mit dem Sheriff noch mit sonst jemandem in Verbindung setzen. Wir müssen auf jeden Fall zurück in die Stadt!«
    »Es ist eine Falle!« beharrte Carol leidenschaftlich. »Pickwick, dieser Höllensohn...«
    Irgendwo im Haus ging laut klirrend eine Scheibe zu Bruch.
    Carol und Fisher erstarrten wie auf Kommando.
    »Was... war das?« hauchte sie und umklammerte ängstlich seine Hände.
    Doch er löste sich sanft von ihr und stand auf.
    »Ich werde nachsehen«, sagte er entschlossen. »Warte hier auf mich.«
    »Nein!« Carol erhob sich ebenfalls. »Ich komme mit. Ich bleibe keine Sekunde allein hier.«
    Fisher schluckte weiteren Protest hinunter. »Aber bleibe hinter mir«, sagte er nur, schnappte sich die Petroleumlampe und das größte in der Besteckschublade befindliche Messer und ging voraus.
    Das Haus hatte urplötzlich eine neue, bedrohliche Dimension erhalten. Man brauchte keine außergewöhnliche Sensibilität zu besitzen, um dies zu erkennen.
    Mitten auf dem kurzen Korridorstück, das zur Treppe und den angrenzenden Kammern führte, hielt Fisher unvermittelt inne und lauschte.
    Carol tat es ihm gleich. Sie hielt den Atem an. Das Klopfen ihres Herzens und des Blutes in ihren Schläfen erschien ihr lauter als alles andere.
    Fisher wandte sich nach links und öffnete die Tür zu einem kleinen Vorratsraum, der weitgehend ungenutzt war. Er streckte den Arm ins Innere und wartete, bis das schwankende Licht auch den letzten Winkel erhellt hatte.
    Dann pfiff er leise durch die Zähne.
    Carol drängte sich an ihm vorbei und blickte ebenfalls in die Kammer.
    Das geborstene Fenster war sofort erkennbar. Doch weit schockierender wirkte das, was immer noch leicht zitternd, mit der geschliffenen Spitze voran, im Dielenboden steckte.
    »Das gibt's doch nicht!« keuchte Carol.
    Fisher schüttelte fassungslos den Kopf. »Ich fürchte doch. Ein Speer! Ein gottverdammter Indianerspeer!« nannte er beim Namen, was Carol einfach nicht glauben wollte.

    Bis zu diesem Moment hatte Carol nie ernsthaft geglaubt, selbst in Gefahr zu sein - trotz all der entsetzlichen und zum Teil kaum begreiflichen Vorfälle.
    Taylors Entführung hatte ihre Gedanken nur noch in eine Richtung laufen lassen. Die Sorge um das Wohl ihres Kindes hatte alles andere überschattet.
    Dabei war Storms Warnung nur allzu deutlich gewesen: »Sie und Ihre Familie... Sie sind in Gefahr... Sie sollten nicht hierbleiben - nicht hier!« Daran erinnerte sie sich
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