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Der Sommer der Legenden

Der Sommer der Legenden

Titel: Der Sommer der Legenden
Autoren: Sarah Eden
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leisten waren.
    Auch nun erfolgte keine Antwort.
    Vielleicht der Sheriff?
    Er hatte sie seit seinem unfreundlichen Besuch nicht mehr belästigt, doch es konnte ja jederzeit etwas passieren, was ihn veranlasste, die Ranch erneut aufzusuchen.
    Soweit Carol wusste, war Reverend Storm immer noch nicht gefunden worden, und es berührte sie unangenehm, wenn sie an die seltsame Warnung dachte, die er kurz vor seinem Verschwinden ausgestoßen hatte.
    Sie ließ die Tür offenstehen, kehrte aber in ihren Arbeitsraum zurück und spähte durch das Fenster in den Hof hinunter.
    Er lag verlassen in der brütenden Mittagshitze. Weit und breit war kein Fahrzeug zu sehen.
    Sie musste sich getäuscht haben.
    Irritiert kehrte sie an ihren Arbeitsplatz zurück. Aber sie konnte keinen zusammenhängenden Gedanken mehr fassen. Und irgendwann wurde sie durch einen einzigen dumpfen Knall aufgeschreckt, der eindeutig von unten kam.
    »Jetzt reicht's!« fauchte Carol.
    Sie wusste nicht, warum, aber ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt.
    Mit einem Satz sprang sie auf und rannte die Treppe hinunter ins Erdgeschoß.
    Die Stille, die im ganzen Haus herrschte, wirkte mit einem mal beklemmend auf sie. Ihr wurde bewusst, dass sie ziemlich wehrlos dastand, wenn es jemanden einfiel, sie hier draußen zu überfallen.
    Das war der Nachteil, wenn man so abgeschieden lebte. Doch es war das erste Mal, dass Carol es wirklich als Nachteil empfand.
    »Hallo!« rief Carol unsicher.
    Sie ließ das düstere Treppenhaus so rasch wie möglich hinter sich und eilte zur Haustür.
    Als sie sie aufriss, stieß sie vor Schreck unwillkürlich einen Schrei aus, den sie aber sofort selbst erstickte, indem sie die Hand auf den Mund presste.
    Ungläubig und betroffen starrte sie auf den seltsamen Gegenstand, den jemand mit einem Nagel an die Außenseite der massiven Holztür geheftet hatte.
    »Kein Zweifel«, sagte eine fremde Stimme genau hinter Carol mit bitterem Unterton, »dieses Haus ist verflucht!«

    »Entschuldigen Sie, wenn ich hier so unangemeldet erscheine...«
    Der Mann war groß und schlank. Er machte einen durchtrainierten Eindruck, war etwa Mitte Dreißig und trug einen gewaltigen Cowboyhut, der tiefe Schatten auf sein offenes Gesicht warf.
    Carol hatte ihn nie zuvor gesehen.
    »Habe ich Sie erschreckt?«
    Sie schüttelte den Kopf, während sie ihre Verwirrung niederzukämpfen versuchte und den Mann mit den hellblauen Augen und dem markanten Kinn eingehender musterte.
    Er trug Jeans, Ledersandalen und eine Art Tunika. Vor seiner Brust baumelte eine Unzahl von Amuletten und Talismanen, die unterschiedlichen Kulturkreisen zu entstammen schienen. Sein Teint war viel zu hell, so als scheute er allzu viel Sonnenlicht und würde den größten Teil des Tages hinter geschlossenen Wänden verbringen.
    »Sie nicht...«, sagte Carol. »Aber das hier!«
    »Verstehe.« Der Fremde tippte sich an den Stetson und sagte: »Mein Name ist übrigens Pickwick... Joshua Pickwick... Ich kannte Ihren Onkel.«
    Carol beruhigt sich allmählich.
    »Wissen Sie, was das ist?« Nur widerwillig glitt ihr Blick zurück zu der Tür, wo eine Art grell bemalte Holzmaske hing, die charakteristische indianische Merkmale aufwies.
    »Sie nicht?«
    »Würde ich sonst fragen?« erwiderte Carol ärgerlich.
    Pickwick zuckte die Schultern, als wollte er andeuten, dass er sich dessen nicht sicher war.
    Schließlich sagte er: »Ein Totem! Sogenannte böse Medizin!«
    »Wollen Sie mich veralbern?« Carol fixierte den Fremden argwöhnisch. »Allmählich glaube ich, hier spinnen alle ein bisschen... Könnte es sein, dass ich da recht habe?«
    Sie dachte an das Sammelsurium merkwürdiger Typen, das sich in der kurzen Zeit schon ein Stelldichein auf der Ranch gegeben hatte.
    Pickwick hob abwehrend die Hände. »Oh, ich bin nicht von hier. Und ich würde es nie wagen, Sie zu belügen.«
    Er sagte das so treuherzig, dass Carol ihm fast glaubte.
    Zu ihrer Erleichterung sah sie in diesem Moment einen Wagen zwischen Scheune und Haus auftauchen. Fisher kehrte zurück.
    »Da kommt mein Mann.« Carol nickte in Richtung auf den Buick. »Wenn Sie wollen, lade ich Sie zu einem Kaffee ein, und Sie können uns etwas näher erläutern, was es mit dem Ding da auf sich haben soll...« Sie stutzte einen Moment, legte den Kopf etwas schief und fragte: »Sie sind doch sicher, dass nicht Sie es waren, der die Maske hier festgenagelt hat?«
    Pickwick nickte ohne jedes Schuldbewusstsein.
    »Und gesehen haben Sie auch
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